Ist die IFA die bessere Cebit?

06.09.2001
Jetzt wächst zusammen was getrennt bleiben will

Nicht nur in Indien gibt es heilige Kühe, auch solche Messen wie Systems oder Cebit werden gerne als solche behandelt. Während die eine in München Spekulation und Theorie behandelt und mit ihrem Action-Reichtum an die gute alte Leipziger Herbstmesse erinnert, verkommt die andere zur weltgrößten Platinenschau für Studenten, Karrieristen und Computer, die kaum noch jemand haben will. Eine "Cebit light" wurde wegen potenzieller Kundenverprellung auf der Hauptmesse in die Wiedervorlage verbannt und an eine Fachhandelsmesse, so es sie irgendwann einmal geben wird, wird zwar gedacht, aber das war es dann auch. Nachdem der Hype E-Business auf den Großhandel, sprich Business to Business, zurechtgestutzt, das Internet als Datenghetto geoutet ist, haben die hellen Berliner am schnellsten umgesetzt, was bisher wohl nur wenige verstanden haben. Medien und Information, Unterhaltung und Beruf gehören zusammen. Zumindest wenn die globale Vision einer Informationsgesellschaft noch gültig ist. Zu oft wird vergessen, dass die IT-Welt nicht nur aus Systemhäusern und Börsenspekulanten besteht. Ebenso, dass Produkte, die gekauft werden, für den Kunden auch einen Nutzen bringen sollten. Die zigtausend demnächst freigesetzten "IT-Spezialisten", von denen unsere Industrie-hörigen und desinformierten Spitzenpolitiker sogar noch welche importieren wollten, könnten sich Gedanken machen, wie aus kaufkraftgehemmten Arbeitslosen wieder konsumfreudige Powerkunden werden, anstatt entgegen aller Ratio immer neue zu produzieren. Satellitentechnik, PC, Mobilfunk und Netzwerke sind nicht länger nur IT-Themen. Musik und Internet auf dem Telefon, E-Mail im Autoradio und der Spielfilm im Navigationsdisplay sprechen Verbraucher an wie Spielekonsolen und Hifi. Der Markt ist nicht nur die Industrie, der Markt ist auch das Volk. Wer sich nicht anpassen kann oder will, verschenkt den Anschluss. Es wandelt sich im Handel, allerdings noch nicht zum unpersönlichen Netzeinkauf. Die Retailer bieten bereits das Portfolio, was auch der Fachhandel kompetent beherrschen sollte. Unterhaltungselektronik, Telekommunikation, Entertainment und Büroelektronik verwachsen und einziger Unterschied könnte die berufliche oder private Verwendung sein. Die Macher der Funkausstellung haben es verstanden, die der Cebit noch nicht. Ob die Systems nach der Katastrophe im neuen Markt Impulse setzen kann? Da schauen wir erst mal!

Mein Fazit: Messen sollen Visionen zeigen! Doch erst wenn wir geistig so weit sind, dass Rationalisierung Arbeitskräfte schafft, können wir die Industriegesellschaft hinter uns lassen.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist Fachhändler in Rheinland-Pfalz.

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