Was haben SCO, Caldera, The Canopy Group und Novell gemeinsam? Sie haben ihre Firmensitze in Utah, und ihre CEOs kennen sich seit Jahren bestens. Wenn SCO-CEO Darl McBride, von 1988 bis 1996 Asien-Chef Novells, dem SCO-Chairmann Ralph Yarro die Hand schüttelt, weiß er, dass Yarro, von 1993 bis 1996 bei Novell, seit 1996 Vorsitzender der Canopy Group ist. Diese Investment-Firma besitzt heute 46 Prozent der SCO-Aktien; sie wurde 1994 gegründet von einem Mann namens Ray Noorda.
Im selben Jahr wurde Caldera gegründet - auch von Ray Noorda, der gerade von seinem Chefposten bei Novell zurückgetreten war.
Novell verkaufte 1995 den nun von SCO für sich reklamierten Unix-Code an SCO. Im Jahr 2001 kaufte Caldera die Unix-Rechte, 2002 wurde Caldera von McBride in The SCO Group zurückbenannt. Sie ist im Besitz der Canopy-Group, dessen CEO Ralph Yarro seit 1996 die Geschäfte führt.
Noordas Investmentfirma beteiligte sich bis heute an rund 100 Unternehmen, darunter diverse Linux-Firmen. Dass sie sich mit Hilfe einer Phalanx von Anwälten als äußerst streitbar zeigte, erfuhr Microsoft, das im Jahr 2000 an Caldera wegen DOS-Patentverletzungen 250 Millionen Dollar zahlte und als bisher einzige Firma an SCO Linux-Lizenzgebühren bezahlt hat.
So muss man die Frage aufwerfen, ob es sich bei der milliardenschweren Streitfrage SCO contra Novell nicht um die Inszenierung einer Gruppe handelt - angetrieben von Canopy - und bei der alle handelnden Personen das Privileg besitzen, sich so gut zu kennen, wie es nur möglich ist.
Mit anderen Worten: Streiten Novell und SCO wirklich? Sind die Unix-Verträge wirklich so vage formuliert, wie es den Anschein hat? Oder inszeniert die Gruppe nicht vielmehr einen Coup, der Milliarden abwerfen soll? Bei dem es sich lohnt, im Unklaren zu lassen, wer wirklich die Fäden zieht?
PS: Alle genannten Personen treffen sich übrigens als gläubige Mormonen sonntags in der Kirche, versicherte ein Insider.
Wolfgang Leierseder
wleierseder@computerpartner.de