IT-Berater: Image ist ein entscheidender Erfolgsfaktor

10.05.2001
Die größten IT-Beratungsunternehmen haben nicht unbedingt auch das beste Image: Einer Umfrage zufolge dominiert CSC Ploenzke zwar den Markt, doch zufriedener sind die Kunden mit den Diensten von Cap Gemini Ernst & Young.

Das hierzulande größte IT-Beratungsunternehmen heißt CSC Ploenzke, das bekannteste ist Andersen Consulting und das beliebteste CAP Gemini Ernst & Young.

Dies sind die Ergebnisse einer Image-Umfrage, die vom Rheinbacher Institut für Unternehmensberatung unter deutschen Führungskräften durchgeführt wurde. Betrachtet wurden 15 führende IT-Beratungsunternehmen, bewertet wurde die am Markt wahrgenommene Kompetenz in Segmenten wie E-Business, IT-Strategie oder Customer-Relationship-Management.

Nach Unternehmensgröße und Umsatz gilt CSC Ploenzke als Marktführer der hiesigen IT-Berater: Mit 3.986 Mitarbeitern generierte das Unternehmen 1.251 Millionen Mark Umsatz (Stand 1999). An zweiter Stelle lag Anderson Consulting, die inzwischen unter dem neuen Namen Accenture im Markt auftreten, mit 2.994 Mitarbeitern und einem Umsatz von 1.240 Millionen Mark, gefolgt von Cap Gemini Ernst & Young mit 2.800 Mitarbeitern und 700 Millionen Mark.

Mit der Beliebtheit beim Kunden haben diese Fakten indessen wenig zu tun: Zwar führen die Firmen die Top Ten der bekanntesten IT-Berater an (siehe Grafik), aber nicht alle können die Kunden auch für die eigene Leistung begeistern. Am zufriedensten sind die Befragten nämlich mit dem drittgrößten IT-Beratungsunternehmen: Cap Ge- mini Ernst & Young liegt auf der Beliebtheitsskala mit deutlichem Abstand ganz vorne. An zweiter Stelle folgt das - vergleichsweise kleine - Unternehmen Pricewaterhouse Coopers, an dritter KPMG Consulting. Das bekannteste Unternehmen der Branche, Andersen Consulting, wurde hingegen auf den vierten Rang verwiesen. Dahinter folgt die Firma Sercon, die halb so groß ist, dafür aber offenbar genauso beliebt. Marktführer CSC Ploenzke taucht in dem Ranking erst gar nicht auf.

Ein interessantes Ergebnis der Umfrage ist aber auch, dass keines der betrachteten Unternehmen den Markt gänzlich dominieren kann. So wendet man sich beim Thema "E-Commerce/E-Business" am liebsten an die Experten von Anderson Consulting. Wenn es um "IT-Sicherheit" und "Systeminteg-ration" geht, gilt HP Consulting als erste Adresse, Anderson rangiert hier unter "ferner liefen". Bei "IT-Strategie" ist man wieder ganz oben, bei "Customer-Relationship- Management" oder "ERP-Systeme" sprechen die Befragten KPMG Consulting die meiste Kompetenz zu. "Business Intelligence" ist der Umfrage zufolge das Steckenpferd von CAP Gemini Ernst & Young, während Origin als Spezialist für Outsourcing gilt und Sercon das Thema "Workflow-Management" beherrscht.

Weiche Faktoren für Auftraggeber wichtig

Dass man aus dieser Einschätzung das Fazit ziehen kann, dass sich die Unternehmen in Zukunft für die einzelnen Projekte auch unterschiedliche Partner holen werden, glaubt Werner Fink, Leiter des Instituts für Unternehmensberatung, allerdings nicht: "Das ist ein zweischneidiges Schwert." Einerseits ermögliche ein häufiger Beraterwechsel eine optimale Kombination spezifischer Kompetenzen.

Andererseits erfordere jeder Wechsel auch, dass sich der neue Berater in all die speziellen Probleme und Besonderheiten des Kunden einarbeitet, die der alte bereits kennt. "Und beileibe nicht immer ist der neue Berater derjenige, der die damit verbundenen Kosten trägt. Vieles, auch in Form von Zeit und Mühe, bleibt am Kunden hängen", so Fink. Gerade für Mittelständler sei dies kein unbedeutender Faktor. Die Auftraggeber fordern der Studie zufolge von einem Berater vor allem Kommunikations- und Teamfähigkeit und die Fähigkeit, Know-how an den Kunden zu vermitteln. "Gerade dies sind jedoch auch die Punkte, die die Berater in den Augen ihrer Kunden am schlechtesten erfüllen", erklärt Fink. Der Grund hierfür sei einfach: "Viele IT-Berater sind in dieser Hinsicht - im Bereich der ,weichen Faktoren‘ - einfach viel zu schlecht ausgebildet."

Wer sich ins rechte Licht setzt, hat Erfolg

Als entscheidenden Erfolgsfaktor für IT-Berater hat Fink aber auch das Image ausgemacht. "Nur wer es schafft, sich ins rechte Licht zu setzen, wird am Ende erfolgreich sein." Wenn man sich bei der Auswahl eines Beraters nicht an eigenen Erfahrungen orientieren kann, liege schließlich nichts näher, als die Erfahrungen anderer heranzuziehen.

In der Praxis heißt das, man vertraut bei der Auswahl zunächst auf die Reputation des Beraters - also auf sein Image - und auf die von ihm vorgelegten Referenzen. "Accenture ist sicherlich der IT-Berater, der diese Tatsache am schnells-ten erkannt und am konsequen- testen umgesetzt hat", so Fink. Zwar habe das Unternehmen seinen hohen Bekanntheitswert noch als Andersen Consulting für sich verbuchen können, doch die kürzliche Umfirmierung werde dem Berater nicht schaden, glaubt Fink, schließlich würden fast alle Medien darüber berichten. "Der Namenswechsel ist vor dem Hintergrund der in das Marketing inves-tierten Summen sicherlich kein allzu großes Problem. Ein größeres Problem sehe ich eher in der Frage, ob Accenture prinzipiell für die Zukunft auf dem deutschen Markt richtig aufgestellt ist." Weitere Informationen zur Studie sind bei dietmar.fink@managementconsulting.de erhältlich.

ComputerPartner-Meinung:

Wie diese Studie belegt, ist das Image ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor. Die Ergebnisse haben wohl wenig mit den tatsächlichen Kompetenzen der Berater zu tun, sondern mehr mit der Art, wie sich das Unternehmen nach außen präsentiert. Trotzdem wird sich die Praxis nicht ändern: Eingespart wird als Erstes immer im Marketing. (mf)

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