Die 25 größten IT-Beratungshäuser

IT-Beratungen legen kräftig zu



Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Allen europäischen und weltweiten Wirtschaftskrisen zum Trotz haben deutsche IT-Beratungshäuser im Jahr 2012 üppig eingenommen. Auf über zehn Prozent beziffern führende Anbieter ihr Umsatz- und Personalwachstum.

Während die deutsche Gesamtwirtschaft im vergangenen Jahr um magere 0,7 Prozent zulegte, schlossen hiesige IT-Beratungsanbieter das Jahr mit einem Plus von durchschnittlich 10,7 Prozent bei den Inlandseinnahmen ab. Damit übertrafen die Dienstleister auch deutlich die Wachstumsrate des gesamten deutschen ITK-Marktes, der laut Bitkom 2012 um 1,4 Prozent wuchs. Das geht aus einer jetzt erschienen Studieder Marktforscher von Lünendonk hervor, die insgesamt 62 Anbieter zu ihrem Geschäftswachstum 2012 befragt haben. Insgesamt repräsentieren die befragten Anbieter ein Inlandsmarktvolumen von 10,5 Milliarden Euro.

In einer weiteren Erhebung wurden zudem 31 Anbieter von Betriebsdienstleistungen wie Managed Services, Hosting und Outsourcing befragt. Sie nahmen in Deutschland im vergangenen Jahr insgesamt 18,9 Milliarden Euro ein und verbesserten ihren Inlandsumsatz gegenüber Vorjahr eigenen Angaben zufolge um durchschnittlich 7,7 Prozent. "Angesichts der zunehmenden Automatisierung und Industrialisierung in diesem Umfeld ist das eine tolle Leistungen", befand Mario Zillmann, Leiter Professional Services und einer der Autoren der Studie "Der Markt für IT-Beratung und IT-Services in Deutschland".

Insgesamt hat Lünendonk damit knapp 100 Anbieter mit einem Gesamtumsatz in Deutschland von 29,4 Milliarden Euro befragt. Damit, so die Marktforscher, habe man den Großteil des Marktvolumens analysiert und könne folglich ein weitgehend verlässliches Bild über die Vorgänge in der Branche zeichnen. Das Volumen des gesamten deutschen IT-Servicegeschäfts belief sich 2012 laut Bitkom auf 34,9 Milliarden Euro.

Die 25 größten IT-Beratungshäuser Deutschlands: Die Jahreseinnahmen liegen zwischen 1,5 Milliarden und 80 Millionen Euro.
Die 25 größten IT-Beratungshäuser Deutschlands: Die Jahreseinnahmen liegen zwischen 1,5 Milliarden und 80 Millionen Euro.
Foto: Lünendonk

Alle wollen schneller als die Konkurrenz wachsen

Die Anbieter wurden zudem um ihre Einschätzung der künftigen Entwicklung gebeten, und zwar sowohl auf das eigene Unternehmen als auch auf den Markt bezogen. Wenig überraschend schätzen die Manager die Leistungsfähigkeit des eigenen Hauses besser ein als die des Marktes beziehungsweise der Konkurrenz. Besonders ausgeprägt ist diese Hybris bei der Beratungshäusern, allerdings verbunden mit einem etwas gebremsten Optimismus. So erwarten die Berater für das eigene Haus ein durchschnittliches Plus von 8,6 Prozent im laufenden Jahr. Das ist ein eine Zuwachsrate, die deutlich über dem Wert liegt, den die Befragten dem gesamten, deutschen Beratungsmarkt zutrauen und der sich auf durchschnittlich fünf Prozent beläuft. Eine dauerhaft anhaltende Leistung auf dem hohen Niveau des Vorjahres trauen sich allerdings auch die selbstbewussten Consultants offenbar nicht zu.

Mario Zillmann, Lünendonk: Betriebsdienstleister planen mit Vorsicht.
Mario Zillmann, Lünendonk: Betriebsdienstleister planen mit Vorsicht.
Foto: Lünendonk

Deutlich zurückhaltender und zugleich marktkonformer fallen die Prognosen der Betriebsdienstleister aus. Dem eigenen Unternehmen bescheinigen die befragten Manager ein Wachstumspotenzial von 3,8 Prozent im Jahr 2013. Kaum weniger schnell wird ihrer Einschätzung zufolge der deutsche IT-Servicemarkt zulegen. Hier errechneten die Marktforscher aus den Angaben der befragten Manager eine durchschnittliche Zuwachsrate von 3,7 Prozent. "Das zeigt eine vorsichtige Planung, was die Kundeninvestitionen betrifft", lautet die Interpretation von Lünendonk-Experte Zillmann.

Unterschiede im Mitarbeiterwachstum

Unterschiede zwischen den IT-Berater und IT-Betriebsdienstleistern zeigen sich auch in der Entwicklung der Belegschaft. Weil Consulting-Leistungen in der Regel persönlich erbracht werden, verlaufen Mitarbeiter- und Umsatzwachstum parallel. Lediglich der Wiederverkauf von Projektergebnisse und effizientere interne Abläufe könnten das Verhältnis verändern. Davon ist bis dato nichts zu sehen: Die Beratungshäuser haben 2012 gegenüber Vorjahr 11,4 Prozent mehr Mitarbeiter beschäftigt bei einem Umsatzwachstum von 11,5 Prozent, wenn die im Ausland erzielten Einnahmen der deutschen Häuser mitgerechnet werden. Absolut beschäftigten die 62 befragten Häuser Ende vergangenen Jahres knapp 76 000 Mitarbeiter.

Der Zusammenhang zwischen Umsatz- und Mitarbeiterwachstum gestaltet sich bei den Betriebsdienstleistern anders, weil sie Abläufe im Service-Delivery automatisieren können. Das tun sie offenbar erfolgreich: Während ihre Einnahmen 2012 (inklusive Auslandseinnahmen) gegenüber 2011 um 7,6 Prozent zulegten, wurde der Mitarbeiterstamm lediglich um 5,5 Prozent auf 103.500 Beschäftigte in den 31 analysierten Firmen erhöht.

Zwischen den Anbietern klaffen Welten

Die Liste der größten IT-Dienstleister zeigt zudem einen wenig einheitlichen Markt. Zwar entfallen auf die 25 führenden Anbieter im Beratungsgeschäft annähernd 90 Prozent der Einnahmen, doch zwischen der Nummer eins (T-Systems) und der Nummer 25 (GFT Technologies) tun sich Welten auf. Die Telekom-Tochter kann auf Einnahmen in Höhe von mehr als 1,4 Milliarden Euro verweisen, der Jahresumsatz von GFT Technologies beläuft sich auf weniger als 90 Millionen Euro. Ein ähnliches Verhältnis dürfte es unter den IT-Serviceanbietern geben, hier bietet Lünendonk aber keine nach Größe geordnete Liste an.

Gemeinsam ist allen Anbietern, dass sie sich auf eine veränderte Kundennachfrage einstellen müssen. Die Projekte der Zukunft zielen auf Trendthemen wie Digitalisierung, Big Data, Business Analytics, App-Entwicklung, mobile Zahlungssysteme und E-Commerce. Sie greifen immer tiefer in die Kernprozesse der Unternehmen ein und konzentrieren sich zunehmend auf die Schnittstelle zum Kunden. Frühere zentrale und aus Anbietersicht sehr lukrative IT-Vorhaben im Backend verlieren an Bedeutung. Damit rücken die Fachbereiche in die Rolle des Entscheidungsträgers für IT-Vorhaben. Die IT-Anbieter müssen im Vertrieb neue Ansprechpartner finden, wollen sie die zuletzt erfreulichen Wachstumsraten in den kommenden Jahren wiederholen.

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