Foto: Robert Half
Ein beachtlicher Anteil der von Robert Half für seine halbjährliche Erhebung zu Jobtrends in der IT-Branche befragten Unternehmen will ihre IT-Abteilungen weiter ausbauen. Rund ein Drittel (33 Prozent) gibt laut unserer Umfrage an, neue Positionen schaffen zu wollen. Zudem planen 44 Prozent den Start neuer Projekte, die durch neue Fachkräfte gestützt werden sollen.
Diese Expansionspläne machen deutlich: Digitalisierung und technologische Innovationen bleiben die treibenden Kräfte in den Unternehmen und genießen höchste strategische Priorität - sei es durch Investitionen in Künstliche Intelligenz, Cloud-Infrastrukturen oder Cybersicherheitslösungen.
Top-Prioritäten bei Neueinstellungen und Projekten
Die Bereiche, in denen Unternehmen derzeit verstärkt nach Personal suchen, verdeutlichen die Prioritäten der IT-Branche. Mit 42 Prozent steht IT-Sicherheit an oberster Stelle, was die zunehmende Bedeutung von Cyberabwehr und Schutzmaßnahmen gegen Angriffe unterstreicht. IT-Infrastruktur folgt mit 34 Prozent, da Unternehmen Talente für Systemintegration, Datenbankentwicklung und die Administration komplexer IT-Landschaften benötigen.
Auch der Bedarf im Bereich IT-Projekte ist groß: 28 Prozent der Unternehmen planen 2025, neue Mitarbeiter für das Projektmanagement einzustellen, um Transformationsvorhaben und strategische Initiativen voranzutreiben. IT-Service und Support bleibt ebenfalls ein entscheidender Schwerpunkt, da 26 Prozent der Unternehmen auf Fachkräfte für Helpdesk-Aufgaben und Troubleshooting setzen. Schließlich priorisieren 20 Prozent der Unternehmen den Bereich IT-Networking, mit einem besonderen Fokus auf Netzwerkadministration, Cloud-Architektur und Netzwerksicherheit. Diese Zahlen zeigen, dass die IT-Branche trotz ihrer Dynamik stark an spezifischen Schlüsselkompetenzen ausgerichtet ist.
KI-Experten und spezialisierte Fachkenntnisse besonders gefragt
Im Bereich der spezialisierten IT-Fähigkeiten zeichnen sich deutliche Trends ab. Besonders gefragt sind Expertise in Cloud-Technologien, Künstlicher Intelligenz, Automation und Maschinellem Lernen, Software- und Anwendungsentwicklung, ERP- und CMS-Systemen sowie Datenwissenschaft und Datenbankmanagement.
- Microsoft
Oliver Gürtler, Leiter des Mittelstandsgeschäfts bei Microsoft Deutschland, hofft „dass der technologische Fortschritt auch den verantwortungsvollen Umgang mit KI stärkt. Und ich erwarte, dass wir dadurch das Vertrauen in diese Technologie steigern.“ - HP
Hartmut Husemann, Director Commercial and Retail Channel bei HP Deutschland: „Die Voraussetzungen mit unseren Channel Partnern 2025 erfolgreich zu gestalten sind sehr gut. Neben KI ist der Investitionsbedarf für hybride Arbeitsumgebungen nach wie vor hoch. Es besteht Nachholbedarf.“ - HPE
Gerry Steinberger, Leiter Partner-Ökosystem Deutschland bei Hewlett Packard Enterprise: „Ein großes Thema für uns wird die bevorstehende Integration von Juniper Networks, die größte Akquisition unserer Firmengeschichte. … Das wird ein Turbo für unser Netzwerkgeschäft, aber auch für KI und Hybrid Cloud.“ - Fujitsu
Santosh Wadwa, VP, Head of Platform Business Germany bei Fujitsu: „Aus Fujitsu Technology Solutions wird am 1. April 2025 Fsas Technologies. Für uns ein immens wichtiger Schritt, da damit der Technologiearm der Fujitsu in einem starken Datacenter-Brand zusammengefasst wird. … So bleiben auch die Menschen, die Produkte, die Vertriebswege mit unserem hohen Channel-Anteil und das Wertesystem unser Fundament für unser erfolgreiches Geschäft.“ - AVM
Michael Sadranowski, Senior Vice President Sales bei AVM: „Die fortschreitende Digitalisierung von Unternehmen und Verbrauchern eröffnet uns und der Branche neue Umsatzpotenziale. Die Vernetzung mit hoher Bandbreite trägt entscheidend dazu bei, in unterschiedlichen Bereichen wettbewerbsfähig zu sein und den Alltag unserer Kunden zu vereinfachen.“ - Brother
Sascha Bick, Director Sales, Marketing and Corporate Communications bei Brother: „Die Anzahl klassischer Fachhandelsunternehmen wird weiter abnehmen. Service- und Softwareorientierte Handelspartner hingegen werden noch wichtigere Ansprechpartner, um den Mittelstand und die öffentliche Verwaltung zu unterstützen. - Securepoint
René Hofmann, Geschäftsführer bei Securepoint: „Die Gesetzgebung für den Bereich Cybersicherheit kommt endlich in Bewegung, aber hier haben wir noch viel Luft nach oben. Die Absicherung kleiner und mittlerer Unternehmen gewinnt weiter an Bedeutung; ebenso wie die IT-Sicherheit für die zunehmende Digitalisierung insgesamt.“ - Agfeo
Michael Born, Geschäftsführer von Agfeo, ist von KI und deren Möglichkeiten begeistert – gibt aber zu bedenken: „Ganz wichtig wird hier aber sein, die Beschäftigten mitzunehmen, davon zu überzeugen und zu begeistern, welche vielseitigen Möglichkeiten und Chancen diese Technologie bietet." - Veeam
Sebastian Lacour, Senior Manager Channels bei Veeam: „Ein herausragender Trend ist die zunehmende Fokussierung auf Cybersecurity. In einer Zeit, in der Cyberbedrohungen ständig zunehmen, wird die Sicherheit von Daten und IT-Infrastrukturen für Unternehmen jeder Größe von noch entscheidenderer Bedeutung." - Logitech
Markus Weinberg, Head of L4B Channel DACH bei Logitech for Business: „Im Bereich hybrider Arbeitsumgebungen sehe ich einen klaren Trend hin zu intelligenteren, immersiveren und inklusiveren Lösungen. Künstliche Intelligenz wird dabei eine Schlüsselrolle spielen - sei es durch automatisierte Prozesse, smartere Technologien oder die Optimierung der Nutzererfahrung.“ - Schneider Electric
Vincent Barro, Vice President Secure Power DACH bei Schneider Electric: „Gerade die Kombination aus technologischer Innovation und jahrzehntelanger Expertise unserer Partner ist heute entscheidend, um Endkunden bei der Transformation ihrer IT-Infrastruktur optimal zu unterstützen.“
Allerdings zählen viele dieser Fähigkeiten auch zu den schwer auffindbaren Kompetenzen. Dazu gehören Künstliche Intelligenz, insbesondere Maschinelles Lernen, Cloud-Expertise, ERP- und CMS-Systeme, Programmiersprachen und Webentwicklung sowie Software- und Anwendungsentwicklung.
Die hohe Nachfrage nach Künstlicher Intelligenz und Maschinellem Lernen sticht dabei besonders hervor: 23 Prozent der Unternehmen planen, in diesem Bereich einzustellen. Doch gerade diese Kompetenzen sind besonders rar, was Unternehmen vor Herausforderungen stellt, ihre Innovationsziele zu erreichen.
Soft Skills: Die unterschätzte Herausforderung
Neben technischen Fähigkeiten gewinnen Soft Skills zunehmend an Bedeutung. Unternehmen legen großen Wert auf Problemlösungskompetenz, Führungsqualitäten, kreatives und kritisches Denken sowie Kommunikationsfähigkeiten. Allerdings zeigt sich, dass viele dieser Fähigkeiten nur schwer am Markt verfügbar sind.
Insbesondere Führungsqualitäten, kritisches Denken und emotionale Intelligenz zählen zu den am schwierigsten zu besetzenden Profilen. Diese Lücke könnte langfristig die Innovationskraft und die Fähigkeit von Unternehmen beeinträchtigen, komplexe Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.
Fokus auf Stabilität und Konsolidierung
Trotz des Expansionsdrangs agiert die Mehrheit der Unternehmen vorsichtig. 48 Prozent planen, in ihrer Personalstrategie lediglich vakante Stellen neu zu besetzen. Gleichzeitig setzen 46 Prozent der Unternehmen im Projektmanagement auf die Fortführung laufender Initiativen, ohne den Umfang signifikant zu erweitern.
Diese konservative Haltung zeigt, dass viele Organisationen nach Jahren der Transformation auf Konsolidierung setzen. Der Fokus liegt darauf, bestehende Strukturen und Prozesse zu optimieren, statt neue Risiken einzugehen.
Bremser und Schrumpfer: Ein kleiner, aber spürbarer Anteil
Ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Unternehmen bremst oder reduziert aktiv: 19 Prozent der Unternehmen stellen keine neuen Mitarbeiter ein, während 11 Prozent Einstellungsstopps verhängen und 8 Prozent Arbeitsplätze abbauen.
Im Projektbereich ist der Anteil der Bremser geringer: Nur 7 Prozent frieren Projekte ein, und lediglich 3 Prozent setzen geplante Vorhaben aus oder reduzieren den Umfang.
Ein Blick nach vorne: Chancen und Risiken
Die IT- und Technologiebranche steht vor Herausforderungen, aber auch enormen Chancen. Unternehmen, die gezielt in gefragte Fachkenntnisse wie Cloud-Technologien, KI und Datenwissenschaft investieren, sichern sich Wettbewerbsvorteile. Gleichzeitig wird es immer wichtiger, Soft Skills zu fördern - etwa durch gezielte Schulungen und Führungsprogramme -, um langfristig erfolgreich zu sein.
Die IT- und Technologiebranche bleibt ein zentraler Treiber für wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftlichen Fortschritt. Wer heute in die richtigen Talente und Technologien investiert, legt den Grundstein für die Zukunft - und gestaltet den Fortschritt der gesamten Wirtschaft.
Die Einstellungsabsichten sind eine halbjährlich durchgeführte Umfrage von Robert Half, die unter 100 Entscheidungsträgern und Personalverantwortlichen im IT-Bereich durchgeführt wird. Die Umfrageergebnisse für das erste Halbjahr 2025 wurden im Juli 2024 erhoben.
Was IT-Hersteller für 2025 erwarten
Erfolgsfaktoren für den IT-Channel 2025