IT-Dienstleister und -Händler glänzt weiter mit satten Umsatzsprüngen

25.03.1999

MÜNCHEN: Weiterhin voll auf Wachstum programmiert ist die Bechtle-Gruppe. 1998 glänzte der schwäbische IT-Dienstleister und-Händler einmal mehr mit einem beeindruckenden Plus. Das soll sich fortsetzen. Dazu aber muß das Führungsduo Ralf Klenk und Gerhard Schick noch einige Hebel umlegen. Bundesweite Flächendeckung heißt das Ziel.

Dicke zweistellige Wachstumsraten sind für die Bechtle-Gruppe fast schon zur Gewohnheit geworden. Im vergangenen Jahr steigerten die Schwaben ihre Einnahmen um satte 58,2 Prozent von 251 auf 397 Millionen Mark. Das Handelsgeschäft, das über Bechtle Direkt, aber auch von den Systemhäusern selbst abgewickelt wird, steuerte dazu 70 Prozent bei. Der Personalbestand legte von 480 auf 800 Mitarbeiter zu. Davon wurden 220 Stellen neu geschaffen, 100 Beschäftigte kamen durch die Übernahme des Darmstädter Systemhauses Sündorf GmbH (Umsatz: etwa 50 Millionen Mark) im Herbst vergangenen Jahres hinzu.

Und schon für das erste Quartal 1999 kann Controller Gerhard Schick mit weiteren Erfolgsmeldungen aufwarten: Im ersten Quartal sei im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bereits ein 30prozentiges Umsatzwachstum erzielt worden, und man habe sich um 66 neue Mitarbeiter verstärkt. Kein Wunder, daß sowohl Schick als auch Geschäftsführungskollege Ralf Klenk für das laufende Jahr mit neuen Rekordzahlen spekulieren. Ende 1999 sollen die Einnahmen die 500-Millionen-Mark-Grenze überspringen, in puncto Belegschaft sind mehr als 1.000 Mitarbeiter im Visier.

Diese Ziele sind gemessen an den vergangenen Jahren eher konservativ gesteckt. Denn die will man aus eigener Kraft schaffen. 1997 und 1998 hatten die Schwaben durch einige Akquisitionen ihre Ergebnisse "aufpoliert". Doch für 1999 scheint zumindest zum jetzigen Zeitpunkt eine leichte Konsolidierung angesagt zu sein. "Man muß die Übernahmen ja auch verkraften", sagt Schick. Außerdem würden die seit Anfang des Jahres herrschenden neuen Steuergesetze nicht gerade zum Kaufen von Firmen ermuntern.

Jetzt geht's ans Lückenschliessen

Ob mit oder ohne Zukäufe: Wachstumspotential ist für die Schwaben, die sich zu den fünf größten unabhängigen IT-Dienstleistern zählen, ausreichend vorhanden. Bislang sind sie mit ihren Systemhäusern bundesweit an 16 Standorten vertreten, schwerpunktmäßig im Süden der Republik. Große Löcher offenbart die Landkarte nach wie vor im Westen und im Norden. Diese Lücken zu schließen, ist das Hauptanliegen des Bechtle-Chef-Duos für die nächsten Jahren.

Mit dem Ausland hat man zumindest in Sachen IT-Dienstleistung, die auf unternehmensweite Netzwerke, DV-Konzepte- und Lösungen (zum Beispiel R/3) sowie Outsourcing ausgerichtet ist, wenig im Sinn. In- ternationale Luft schnuppert Bechtle nur über das seit Oktober mitgegründete Konsortium "IT International", ein Verbund ausländischer Systemhäuser zur Abwicklung von globalen Projekten.

Bei der Bechtle Direkt wiederum sieht das anders aus. Die Handelsorganisation ist in Großbritannien, Italien, Österreich und in der Schweiz mit Niederlassungen vertreten. Im April wird in Eindhoven die Dependance für die Niederlande und Belgien eröffnet, ab Oktober will man auch in Frankreich präsent sein. Doch nicht nur der Ausbau der ausländischen Büros liegt dem Bechtle-Management am Herzen. In Sachen E-Commerce wollen sich die Schwaben ebenfalls weiter steigern. Derzeit wickelt Bechtle Direkt 20,4 Prozent über das Internet ab. "Im Jahr 2003 wollen wir diese Rate auf 60 bis 70 Prozent gesteigert haben", betont Klenk.

Da Expansion Geld kostet, liebäugelt die Bechtle-Gruppe mittlerweile auch mit dem Gang an die Börse. Rückwirkend zum 1. Januar wird die Bechtle GmbH, die als Holding über den operativen Gesellschaften sitzt, in den kommenden sechs bis acht Wochen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Klenk und Schick werden dann als Vorstände fungieren. Der Aufsichtsrat wird sich aus sechs Mitgliedern zusammensetzen. Basis dafür könnte der bisherige dreiköpfige Beirat sein, zu dem auch der ehemalige Compaq-Deutschland-Geschäftsführer Kurt Dobitsch gehört. Wann der Börsengang erfolgen soll, für den sich der Neue Markt anbieten würde, ist noch ungewiß. "Aber", betont Schick, "definitiv nicht mehr in diesem Jahr!" (bk)

Schon bald Vorstandsmitglied: Bechtle-Gesellschafter Ralf Klenk.

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