IT-Unternehmen, die für ihre Projekte kurzfristig Spezialisten suchen, gehen immer häufiger leer aus, warnt die Lünendonk-Managementstudie 2011 . Das gilt besonders für IT-Freiberufler: So ist der Markt praktisch leergefegt. "Unternehmen sollten sich deswegen frühzeitig Freiberufler-Netzwerke aufbauen. Sie brauchen eine verlängerte Werkbank, die auf ,Standby' bereit steht", rät Mark Hayes vom IT-Personalvermittler Harvey Nash.
Effiziente Verwaltung wichtig
Das Problem liegt vor allem darin, dass viele Projektmanager immer noch zu reaktiv handeln. "Sie melden sich erst bei uns, wenn sie in einer kritischen Projektphase stecken und akute Probleme haben", unterstreicht Hayes. Die Frage der Personalvermittler laute: "Bis wann brauchen Sie die Person?" Die Antwort sei fast immer: "Bis gestern." Die Folgen sind häufig, dass Projekte ins Stocken geraten und Fristen nicht eingehalten werden können. Das Geld, das der Projektleiter vorher einsparen wollte, muss dieser dann doppelt und dreifach drauflegen.
Dies ist jedoch eine Situation, die im Grunde unnötig ist, sagt Hayes. Am meisten Sinn mache es, wenn IT-Projektleiter schon während der Ressourcenplanung auf die Personalvermittler zutreten würden. Solche Planungspartnerschaften empfiehlt die Lünendonk-Erhebung: "Planungspartnerschaften geben den Vermittlern die Chance, den Mangel an Fachkräften effizienter zu verwalten", so auch Lünendonk-Partner Hartmut Lüerßen gegenüber silicon.de.
Die Kandidaten für das Freiberufler-Netzwerk lassen sich vorher per Bewerbungsverfahren auswählen. Auf "Standby" bedeutet, dass Freiberufler während der Projektlaufzeit durchaus auch Projekte für andere Kunden annehmen können. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass immer einige im Netzwerk gerade Ressourcen frei haben, erklärt Hayes. Und auch für Freiberufler sind solche Netzwerke attraktiv, weil sie kurzfristig immer einen Ersatz haben, falls etwas schief läuft oder ein Projekt früher endet.
Vertrauen als Grundvoraussetzung
Solch eine Partnerschaft hat den Experten nach den Vorteil, dass frühzeitig über verschiedene Modelle der Mehrquellenbeschaffung gesprochen werden kann. "Neben dem Einkaufen von freiberuflichen Experten gibt es auch noch andere Wege, etwa das bestimmte Arbeitsschritte komplett ausgelagert werden", so Hayes. Die Untersuchung von Harvey Nash hat außerdem gezeigt, dass 39 Prozent der IT-Verantwortlichen das Multi Sourcing ausbauen wollen.
Auf der anderen Seite geben Unternehmen durch eine solche Partnerschaft auch viel preis. Sie müssen ihren Partnern sensible, oft strategische Informationen mitteilen. "Es ist auf jeden Fall eine Frage, wie sehr man sich vertraut. Das Vertrauen wächst mit den Jahren", meint Hayes. Außerdem würden entsprechende Geheimhaltungsvereinbarungen in Rahmenverträgen festgehalten, die sowohl für die Personalvermittler als auch für die Freiberufler gelten. (pte/rw)