IT-Freiberuflern laufen die Projekte nicht mehr hinterher

19.12.2002
Wer sich im zäh verlaufenden IT-Projektmarkt heute behaupten will, muss stärker als bisher aktivin Erscheinung treten. Das gilt laut Vermittlungsservice Gulp auch für IT-Freiberufler.

Nach einem relativ guten Start erlebte der Markt für IT-Projekte in diesem Jahr im Vergleich zu 2001 eher Tiefen als Höhen. Das bekommen gerade auch IT-Freiberufler zu spüren. Konnten sie sich vor der Jahrtausendwende kaum vor Aufträgen retten, müssen sie heute genauso aktiv werden wie manche Projektanbieter, die in der bereits stattfindenden Konsolidierung ihre Chance auf höhere Marktanteile sehen, während andere ihr Engagement eher zurückfahren. Das ist das Ergebnis einer Studie von Internet-Projektvermittler Gulp Information Services.

Auf der Grundlage der Gulp-Profile-Datenbank für IT-Freiberufler untersuchte die Studie, wie viele Projektanfragen im Laufe der vergangenen zwei Jahre zugestellt wurden. Abgesehen von der 23./24. Kalenderwoche (Juni) und Mitte Oktober gab es in diesem Jahr kaum einen Zeitpunkt, zu dem das Vorjahresniveau je erreicht wurde (siehe Tabelle). Im dritten Quartal 2002 war die Zahl der Projektanfragen nach einem verheerenden September im Vorjahresvergleich sogar um rund 42 Prozent eingebrochen.

Doch so schlimm wie im Oktober und Dezember des Vorjahres kann es diesmal kaum kommen. Und es mehren sich, wie von Marktbeobachtern wie Gartner, IDC und Merril Lynch bestätigt, bereits Anzeichen einer Besserung.

Wolf-Dietrich Lorenz, Chefredakteur der ComputerPartner-Schwes- ter "Freiberufler Info" (IT-Freiberufler), zufolge sind die Themen Sicherheit, Dokumentation und SAP sowie der stark investierende öffentliche Sektor noch relativ sichere Nischen für Freiberufler. Laut Meta Group sollen die IT-Investitionen in Deutschland im nächsten Jahr zwar um fünf Prozent schrumpfen, aber die für Sicherheit im gleichen Maße aufgestockt werden. Nach den Erfahrungen von Lorenz können sich zwei Drittel der Freiberufler über einen Mangel an Aufträgen nicht beklagen, auch wenn die Jobs ihnen nicht mehr hinterherlaufen.

Es klingt wie Hohn: Gerade die Bundesanstalt für Arbeit und die Bundesanstalt für Angestellte haben, so Gulp, nach Erlass des Scheinselbstständigkeitsgesetzes verstärkt Bedarf an IT-Freiberuflern angemeldet. Wie Gulp vermittelt auch das "Freiberufler Info" Projektgeschäfte, sieht dies aber mehr als Informations-Tool, zumal die Zahl der angebotenen Projekte nur in die Hunderte gehe, die von Gulp als Branchenprimus jedoch um die 30.000 liege.

Einige Projektanbieter sind durchaus bereit, mehr zu investieren, um Flagge zu zeigen und aus dem Konsolidierungsstrudel der schwierigen Marktsituation vielleicht sogar als Sieger hervorzugehen. Das spiegelt sich auch in der Zahl der offenen IT-Projektpositionen im "Gulp Roboter" wider, die im Oktober im Vergleich zum September um 16,3 Prozent auf knapp 800 Angebote gestiegen ist. Die Stundensätze von IT-Freiberuflern sind zwar durchschnittlich um knapp fünf Euro gesunken, mit 72,78 Euro aber immer noch beachtlich hoch. Wer ausreichend Qualifikationen nachweisen könne, brauche sich, so Gulp, keine Sorgen zu machen, sich künftig mit wesentlich weniger begnügen zu müssen.

Dem widerspricht jedoch Lorenz vom "Freiberufler Info". Seiner Auskunft nach sind die Honorare zum Teil um 30 bis 40 Prozent zurückgegangen. Denn gerade Behörden zeigten sich nicht sehr großzügig.

Den im Vorjahresvergleich stark rückläufigen Projektangeboten steht im "Gulp Roboter" eine stark steigende Zahl von Projektanfragen gegenüber. So sei die Zahl der monatlichen Link-Clicks seit Oktober 2001 um 59,6 Prozent auf zuletzt 186.630 pro Monat gestiegen, die der Suchanfragen um 48 Prozent auf mehr als 120.000 im Monat.

Seit Oktober können IT-Freiberufler ihr bestehendes Gulp-Profil auch um eine englischsprachige Version erweitern. Neben den deutschsprachigen Ländern zählen Großbritannien, Irland und die Niederlande seitdem zu den beliebtesten europäischen Einsatzorten im Ausland. Ob die Talsohle im IT-Markt mittlerweile durchschritten ist, lässt sich laut Gulp erst nach Ablauf des letzten Quartals mit Gewissheit sagen.

www.gulp.de

www.gartner.com

www.idc.com

www.ml.com

www.metagroup.de

ComputerPartner-Meinung:

Wie alle Freelancer haben auch IT-Freiberufler heute nicht mehr einen so sicheren Stand wie noch vor ein, zwei Jahren. An Aufgeben ist angesichts der schlechten Arbeitsmarktlage gar nicht zu denken. Daher bleibt den freiberuflichen IT-Experten gar nichts anderes übrig, als aktiver an den Markt heranzugehen. Doch das ist nicht jedermanns Sache. Wie gut, dass es Projektvermittler wie Gulp oder "Freiberufler Info" gibt. (kh)

Zur Startseite