ifo Beschäftigungsbarometer

IT-Jobmarkt gerät in Schieflage

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
IT-Fachkräfte finden nicht mehr so leicht einen neuen Job in Deutschland. Zumal auch die Unternehmen ihr Personal ausdünnen und bei Neueinstellungen auf die Bremse treten.
Viele Tech-Unternehmen dünnen ihre Belegschaften aus. Einen neuen Job zu finden, ist in einem zunehmend angespannteren Arbeitsmarkt aber gar nicht so einfach.
Viele Tech-Unternehmen dünnen ihre Belegschaften aus. Einen neuen Job zu finden, ist in einem zunehmend angespannteren Arbeitsmarkt aber gar nicht so einfach.
Foto: Andrii Yalanskyi - shutterstock.com

Viele Unternehmen in Deutschland planen Stellen abzubauen und wollen mit weniger Personal auskommen. Das ifo Beschäftigungsbarometer ist im Februar 2025 auf 93,0 Punkte gesunken, nach 93,4 Punkten im Januar. „Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt angespannt – auch wegen des Strukturwandels in der Wirtschaft“, erklärt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen.

Neben einer schwierigen Situation in der Industrie und im Handel wollen auch die Dienstleister ihre Personalplanung für die nächsten Monate etwas restriktiver ausrichten, heißt es beim ifo-Institut. Insbesondere die IT-Dienstleister seien auf die Bremse getreten, beobachten die Wirtschaftsforscher.

Mehr Arbeitslose in Deutschland

Insgesamt ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im Januar 2025 deutlich gestiegen, gegenüber dem Vormonat um 186.000 auf 2.993.000 – der höchste Stand seit fast zehn Jahren. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,4 Prozentpunkte auf 6,4 Prozent. „Zum Jahresbeginn haben Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung, wie in diesem Monat üblich, deutlich zugenommen“, sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles. „Das Beschäftigungswachstum setzt sich tendenziell zwar fort, verliert aber mehr und mehr an Kraft.“

Die angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt scheint sich mittlerweile auch auf den IT-Bereich durchzuschlagen. Zwar betont man auf Seiten des Branchenverbands Bitkom, dass die Digitalwirtschaft hierzulande weiter wachse und sich auch der Stellenzuwachs fortsetzen werde. Allerdings flacht sich die Wachstumskurve ab. Für 2025 rechnet die Lobbyvereinigung mit 1,371 Millionen Arbeitsplätzen in der deutschen IT-Industrie – ein Plus von 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Marktvolumen soll um 4,6 Prozent von 222,6 auf 232,8 Milliarden Euro zulegen.

IT hält Digitalbranche auf Wachstumskurs

An anderer Stelle sieht man die Entwicklungen deutlich kritischer. „Die Lage auf dem deutschen IT-Arbeitsmarkt spitzt sich weiter zu“, heißt es bei der Tech Recruiter GmbH, einer IT-Personalberatung für Tech & Digital aus Hamburg. Im Januar 2025 seien in der Berufshauptgruppe 43 „Informatik- und andere IKT-Berufe“ 49.338 Personen arbeitslos und 77.444 arbeitsuchend gemeldet. In Summe seien somit zum Jahresanfang 126.782 ITler bei der Agentur für Arbeit registriert gewesen.

Weniger IT-Fachkräfte gesucht

In den zurückliegenden zehn Monaten sei die Anzahl der arbeitslosen und arbeitssuchenden IT-Fachkräfte in Deutschland um 18,5 Prozent gestiegen, berichtet Tech Recruiter. Es seien fast 20.000 Personen im IT-Bereich mehr bei der Agentur für Arbeit als arbeitslos oder arbeitssuchend registriert. Auch die Nachfrage nach IT-Fachkräften sei weiterhin rückläufig: Bei der Agentur für Arbeit wurden im Januar 13.515 neue IT Jobs registriert, fast ein Viertel weniger als im Januar 2024. In absoluten Zahlen entspreche dies einem Minus von 4.468 offenen IT Jobs.

Die Turbulenzen im IT-Jobmarkt sind kein deutsches Phänomen. Auch in den USA steigt die Zahl der Arbeitslosen im IT-Sektor. Im Januar lag die Arbeitslosenquote in diesem Bereich laut Zahlen des Arbeitsministeriums bei 5,7 Prozent. Im Dezember 2024 waren es noch 3,9 Prozent. Insgesamt lag die Arbeitslosenquote in den Vereinigten Staaten zum Jahresanfang bei vier Prozent.

KI sorgt für weniger Personalbedarf

Experten und Marktbeobachter sprechen von strukturellen Veränderungen im Techsektor, gerade im Zusammenhang mit dem Einsatz von KI-Technologien. Immer mehr Unternehmen sehen offenbar Möglichkeiten, Routineaufgaben an KI-Bots oder -Agenten auszulagern und somit ihre Belegschaften auszudünnen.

Nach Angaben der Management-Beratung Janco Associates Inc. gibt es in den USA etwa 152.000 arbeitslose IT-Fachkräfte. Der IT-Arbeitsmarkt sei in den zurückliegenden 24 Monaten um über 171.000 Stellen geschrumpft. Insgesamt sei eine Abflachung des langfristigen Wachstumsmusters im IT-Arbeitsmarkt zu beobachten. (Computerwoche/kk)

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