IT-Krise: Aufwärtstrend in den USA, Europa schwächelt weiter

24.05.2002
Während der europäische IT-Markt noch mitten in der Krise ist, zeigt der amerikanische bereits erste Erholungstendenzen. Der Channel-Tracker-Report der Unternehmensberatung Global Touch von Anfang März zeigt es deutlich.

Nach 15 Monaten Durststrecke und eisernem Margendruck scheint sich im US-amerikanischen IT-Handel erstmals wieder etwas zu bewegen - "flat-to-up", flach mit einer Tendenz nach oben, wie die Analysten sagen. Nicht so in Europa: Hier hat die IT-Krise etwa ein halbes Jahr später eingesetzt und weist die Umsatzkurve "flat-to-down", also wie in den Monaten davor, eher nach unten als nach oben. Zu dieser Einschätzung kommen die Unternehmensberatung Global Touch und das Marktforschungsinstitut Morgan Stanley Technology Group in ihrem zwölften Channel-Tracker-Report "Channel Pulse" auf Grundlage einer Erhebung, zu der Mitte Februar in den USA und Europa Hunderte von IT-Fachhändlern mit einem kumulierten Umsatzvolumen von 171 Milliarden Dollar befragt wurden. Die Ergebnisse decken sich weit gehend mit den jüngsten IDC-Zahlen für den PC-Markt nach Ablauf des ersten Quartals (siehe ComputerPartner 17/02, Seite 24).

Während Mitte Februar 64 Prozent der europäischen Fachhändler mit ihren Umsätzen hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben sind, waren es in Amerika gerade mal fünf Prozent. Hinsichtlich der Umsatzentwicklung bis Ende März 2002 gingen die Prognosen der Europäer und Amerikaner jedoch in eine völlig entgegengesetzte Richtung: 65 Prozent der Amerikaner, aber nur 34 Prozent der Europäer rechneten zum Zeitpunkt der Umfrage für das gesamte erste Quartal 2002 im Vergleich zu den letzten drei Monaten des Vorjahres mit rückläufigen Umsätzen.

Hardware-Trends

Wie unterschiedlich das Stimmungsbild im amerikanischen und europäischen Handel ist, zeigt sich besonders im Bereich Hardware. Mit der Ausnahme von Desktop-PCs liefen Mitte Februar weit über 80 Prozent aller Hardwareverkäufe in den USA erwartungsgemäß oder sogar besser - eine Quote, die in Europa nur bei PC-Servern erreicht wurde. Ebenfalls ganz gut im Rennen liegen diesseits des großen Teiches Notebooks, während Desktop-PCs und Unix-Server mehrheitlich enttäuschten. Eine erfreuliche Entwicklung zeigt sich jedoch in der Lagerhaltung. Sowohl die Amerikaner als auch die Europäer wiesen zur Quartalsmitte in fast allen Kategorien einen niedrigeren Inventur-Level auf als noch vor einem Jahr. Je geringer die Lagerhaltung, desto weniger sind die Hersteller und ihre Handelspartner zu Ramschverkäufen gezwungen.

"Back-to-Basics"

Zurück zu den Grundlagen, das ist dem Channel Tracker zufolge das Motto für den B2B-Handel in diesem Jahr. Basis jeden Erfolgs in dem schnelllebigen Geschäft sei einmal, an günstige Kredite heranzukommen. Hier sehe es in Europa zurzeit gar nicht gut aus, während es in den USA schon erste Anzeichen einer Belebung des Finanzmarktes gibt. Des Weiteren sollten sich die Anbieter mehr denn je auf gesunde Margen und eine hohe Umschlagsgeschwindigkeit konzentrieren. Denn darüber werde entschieden, welche Anbieter - ob groß, ob klein - im Business bleiben und welche morgen vielleicht schon draußen sind.

www.morganstanley.com

www.globaltouch.com

ComputerPartner-Meinung:

Für den einen ist das Wasserglas halb voll, für den anderen halb leer. Fragt sich nur, wo die Optimisten und wo die Pessimisten stecken. Wenn der amerikanische IT-Handel nach 15 Monaten wieder etwas aufatmen kann, dann liegt das auch an einer viel geringeren Erwartungshaltung. Immerhin gingen Mitte Februar 66 Prozent der europäischen, aber nur 35 Prozent der amerikanischen Anbieter im Quartalsvergleich von gleich bleibenden oder steigenden Umsätzen aus. (kh)

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