IT-Professionals mit Bodenhaftung: Sicherheit im Job ist wieder gefragt

31.01.2002
Entspannen und abwarten lautet die Devise der IT-Professionals. Bei der Jobsuche ist die Jagd nach dem schnellen Geld der Frage nach langfristiger Sicherheit gewichen.

Abwarten und den Markt sondieren." Nach dieser Maxime suchen derzeit die begehrten High Professionals im IT-Markt nach einer neuen Herausforderung. Das Beratungsunternehmen Rarecompany sprach in den vergangenen zwei Monaten mit mehr als 200 Spezialisten aus der IT-Branche über deren beruflichen Vorstellungen. Die Befragten waren im Durchschnitt 34 Jahre alt, davon 20 Prozent Frauen.

Rarecompany stellte bei der Umfrage ein neues Selbstbewusstsein der Bewerber fest: Nur nach reiflicher Überlegung wird heute aus einer festen Position heraus gewechselt. Job-Schnellschüsse sind out: Selbst nach einer Kündigung wollen die Fachkräfte lieber in Ruhe den Markt sondieren und nehmen sich dafür bis zu drei Monate Zeit. Diese Einstellung spiegelt nach Ansicht der Berater die allgemeine Situation im Arbeitsmarkt wider. Nicht nur die Unternehmen konzentrieren sich erneut auf bewährte Regeln der Betriebswirtschaft - auch die Arbeitnehmer suchen solide Konzepte, ehe sie ihre Erfahrungen in neuen Märkten investieren.

Gekündigte Manager legen Sabbatjahr ein

Kündigungen inklusive Abfindung werden insbesondere von Führungskräften zum Anlass genommen, ein Sabbatjahr einzulegen. Immerhin fast zehn Prozent der Befragten gaben an, mit diesem Gedanken zu spielen beziehungsweise ihn in naher Zukunft in die Tat umsetzen zu wollen.

Wegen der aktuellen Konjunkturschwäche sei jetzt die günstigste Zeit für eine Pause: 45 Prozent der Befragten glauben, dass im dritten Quartal 2002 ein deutlicher wirtschaftlicher Aufschwung zu spüren ist. Immerhin ein Drittel geht von einer Erholung Ende des Jahres aus. Ein Viertel der Befragten äußerte sich pessimistischer: Frühestens 2003 sei mit einem Ende der Konsolidierungsphase in den Wachstumsbranchen und damit mit einer Zunahme der Stellenangebote zu rechnen.

Unternehmensbeteiligungen sind unattraktiv

Die IT-Profis zeigen sich neuerdings auch bei der Wahl des künftigen Arbeitgebers anspruchsvoll: Mit Unternehmensbeteilungen lassen sich keine Bewerber mehr locken. Mehr als die Hälfte der Befragten suchen vielmehr Konzepte, die sich in einem Nischenmarkt mit hohem Wachstumspotenzial positionieren. Nur 30 Prozent setzen auf Unternehmen, die noch in der Produktentwicklungsphase sind. Sehr wichtig sind auch potenzielle Aufstiegschancen - deshalb bevorzugen 40 Prozent kleine Teams, um selbständig agieren zu können. Die Sicherheit eines großen Unternehmens schätzen knapp die Hälfte (44 Prozent). Die restlichen Befragten entscheiden nach anderen Kriterien.

Das Thema Sicherheit dominiert auch die Arbeitsplatzsuche: 80 Prozent bevorzugen persönliche Kontakte über ein Netzwerk beziehungsweise die Erfahrungen eines Beratungsunternehmens, das den Markt kennt. Im Internet, insbesondere auf den Firmen-Homepages, suchen rund 60 Prozent, obwohl circa 34 Prozent der Bewerbungen ungelesen weggeklickt werden. Aufgrund von Marktberichten und Analysteninformationen versuchen es 38 Prozent mit Initiativbewerbungen. Anzeigen verlieren an Bedeutung, nur knapp 30 Prozent setzen auf die gedruckten Angebote.

IT-Profis wollen in die Führungsebene

"Eine gesicherte Finanzierung und eine etablierte Managementebene gehören inzwischen zur Grundausstattung für Bewerber. Gerade aufgrund der derzeitigen Krisenstimmung legen die High Professionals mehr Wert auf Zeit für Weiterbildungen und eine direkte Anbindung der IT in die Führungsebene," so Sven Kolthof, Gründer und Vorstand von Rarecompany. "Der IT-Vorstand gehört in die Chefebene."

www.rarecompany.de

ComputerPartner-Meinung:

Es ist kaum zu glauben, dass sich die Arbeitnehmer erst mal gemütlich ein Jahr zurücklehnen, bevor sie sich auf Jobsuche begeben. Wer sich Zeit nimmt, hat bessere Chancen einen vielleicht guten Job zu bekommen. Doch wer kann sich das leisten? (mf)

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