ITK: 2,5 Prozent Wachstum möglich

16.09.2004
Der Bitkom sieht sich aufgrund des aktuellen Branchenbarometers in seinen Prognosen bestätigt. So könne die ITK-Wirtschaft in Deutschland dieses Jahr voraussichtlich mit 2,5 Prozent Wachstum rechnen. Von ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch

Nach Minuswachstum in den Jahren 2001 und 2002 sowie einem Mini-Turnaround 2003 dürfen die deutschen Unternehmen der Informationswirtschaft und Telekommunikation 2004 wieder mit einem Wachstum von 2,5 Prozent auf dann 131 Milliarden Euro rechnen. Das verkündete vor einer Woche Willi Berchtold, Präsident des Branchenhauptverbands Bitkom. IT werde etwa 1,5 Prozent beitragen, TK 3,5 Prozent. Vor allem erfreuten sich die Unternehmen einer stark wachsenden Auslandsnachfrage, während die Inlandsgeschäfte sich weiter zäh verhielten.

Das aktuelle Branchenbarometer bestätigt die Prognosen. Danach gehen 58 Prozent der befragten Unternehmen zum Teil von einem deutlichen Umsatzplus aus, weitere 21 Prozent von stabilen Umsätzen. Ein Fünftel der Unternehmen, die meisten davon aus dem Mittelstand, sprechen von sinkenden Umsätzen. Dennoch: "Es gibt neuen Schwung im Markt", freut sich Verbandspräsident Berchtold. Für 2005 rechnet Bitkom für den IT-Bereich mit einem Wachstum von 3,7 Prozent aus, für TK sogar mit plus 3,8 Prozent. Und im Jahr 2006 könnte sogar die Marke von fünf Prozent erreicht werden, die laut Berchtold nötig sei, um die deutsche Gesamtwirtschaft wieder auf einen Wachstumkurs von über zwei Prozent zu bringen.

Als Markttreiber stellt Berchtold Mobilfunkdienste, neue Medien und digitale Consumer Electronics heraus. Anders als vielfach berichtet und kommentiert, befänden sich die Neuen Medien in einem "Dauerhoch", so der Bitkom-Präsident. Ein echter Ausreißer nach oben seien TK-Infrastrukturen. Nach drei Jahren im "Dauerminus" berichteten 71 Prozent der Unternehmen von steigenden Auftragseingängen, ein Großteil davon aus dem Ausland.

Hoher Margendruck

Das Sorgenkind der Branche bleibe IT-Hardware, obwohl auch hier die Aufträge besonders aus dem Ausland deutlich gestiegen seien. Der Margendruck steige aber gewaltig, zumal die Anbieter sich mit Niedrigpreisen zu überbieten versuchten - "siehe das Wal-Mart-Angebot" für ein Notebook von unter 500 Euro. Dennoch äußert sich Berchtold zuversichtlich, dass der Margendruck durch verstärkte Volumina im Zuge des PC-Replacement "überkompensiert" werde. Software bleibe unverändert auf recht hohem Niveau, während IT-Services sich schwieriger verhielten und sich für die Anbieter ein anhaltender Preisdruck spürbar bemerkbar mache.

Berchtold wäre nicht Berchtold, würde er nicht das ständige politische Hickhack kritisieren und mahnen, die angefangenen Reformen zügig und konsequent voranzutreiben. "Die Zeit politischer Heckenschützen und Grabenkämpfe muss beendet werden", so der Bitkom-Präsident. Die wichtigsten Reformvorhaben würden im Eifer der Landtags- und Kommunalwahlkämpfe zerrieben.

Anders als in den Jahren zuvor, als Fachkräftemangel und Probleme mit der Finanzierung als wichtigste Markthemmnisse wahrgenommen wurden, ist es im aktuellen Branchenbarometer die politische Situation in Deutschland. Reformen seien eine Seite, die nötige Aufbruchstimmung zu erzeugen eine andere. "Wir müssen erklären, wo die Reise hingeht, wo unser Land in zehn Jahren stehen soll. Und wir müssen Begeisterung dafür erzeugen, diese Reise anzutreten", meint Berchtold und appelliert an Regierung und Opposition, diese Aufgabe gemeinsam zu schultern.

Meinung des Redakteurs

1,5 Prozent Wachstum für die deutsche IT-Branche und 2,5 Prozent zusammen mit TK ist nicht viel, aber immerhin ein kleiner Lichtblick nach drei Jahren Dürre. Die Aufbruchstimmung, von der Berchtold spricht, brauchen wir in der Tat, aber die muss auch von den Unternehmen ausgehen. Der Margendruck, unter dem etwa die Hardwarebranche leidet, ist nicht von der Politik gemacht, den haben sich die Anbieter selbst zuzuschreiben.

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