Jahr-2000-Umstellung

11.05.1998

MÜNCHEN: Die Deutschen hinken mit der Umstellung auf das Jahr 2000 immer noch hinterher. Doch nicht nur das: Die deutsche Wirtschaft scheint das Problem selbst jetzt noch nicht ernst zu nehmen. Und das, obwohl sich der Rest der Welt emsig auf den Sprung ins neue Jahrtausend vorbereitet."In der Erhebung der Gartner Group zum weltweiten Status der Jahr-2000-Umstellung findet sich die Bundesrepublik auf einer Höhe mit Malaysia, Thailand und Brasilien", wettert Carl Mühlner, Geschäftsführer des Marktforschungsunternehmens Gartner Group Deutschland. "In den USA, Australien und Skandinavien, ja sogar in den Mittelmeerländern sind die Bemühungen wesentlich weiter vorangeschritten als in Deutschland", führt Mühlner weiter aus.

Daß diese Vorwürfe nicht ganz aus der Luft gegriffen sind, zeigen die Zahlen, die das Debis Systemhaus aufgrund einer Befragung im eigenen Kundenkreis ermittelt hat. 60 Prozent der befragten hundert Unternehmen haben noch nicht einmal die Hälfte der Umstellung hinter sich. Das ist, bedenkt man die bis zum Jahrtausendwechsel verbleibende kurze Zeit, eine magere Ausbeute. Doch auch in puncto Zeit sahen nur zwei Prozent der Befragten ein Restrisiko. Die Umfrage von Debis ergab auch, daß die Firmen kein großes Problem in der Umstellung sehen. 80 Prozent der Debis-Kunden schätzen den Aufwand der durch die Umstellung entsteht, auf unter zehn Prozent der jährlichen IT-Kosten.

Beratungsangebot steigt

Immerhin steigt inzwischen die Zahl der Firmen, die Serviceleistungen zum Thema Jahr 2000 (Y2K) anbieten. Wie letztes Jahr hat Nomina die 2.000 in ihrer ISIS-Datenbank eingetragenen Unternehmen befragt, wer sich in diesem Bereich als kompetent erachtet. Die Zahl der auf Y2K spezialisierten Systemhäuser ist seit letztem Jahr um 50 Prozent auf 497 Firmen gestiegen. 82 Prozent davon sind vorwiegend beratend tätig. 68 Prozent übernehmen die komplette Projektabwicklung. 57 Prozent der Unternehmen haben Software zum Thema in ihrer Produktpalette, und 46 Prozent bieten Schulungen dazu an (siehe Grafik).

Eine der wichtigsten Vorbereitungen ist die Umstellung der vorhandenen Programme auf die neuen Anforderungen. Zeile für Zeile muß die Software überprüft und umgeschrieben werden. Dazu werden Programmiersprachen wieder aktuell, die bei neuen Produkten nicht mehr all zu häufig verwendet werden. Nomina hat die Y2K-Spezialisten gefragt, mit welchen Sprachen sie vertraut sind. 35 Prozent (175 Anbieter) kennen sich mit Cobol aus, gefolgt von C (117 Anbieter) und C++ (106 Anbieter). Pascal (26 Anbieter) und Fortran (21 Anbieter) bilden die Schlußlichter. In Umstellungsprojekten für Oracle unter Windows NT haben nach eigenen Aussagen 83 der 497 Jahr-2000-Anbieter Erfahrung. (gn)

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