Jammern hilft nicht

20.07.2000

Die Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) kümmert sich um die Rechte von Künstlern. Bei jeder öffentlichen Aufführung, bei jeder Musik- oder Videokopie kassiert die Gema im Namen der Künstler Tantiemen und verteilt das Geld an die Interpreten und Darsteller. Deshalb verlangt die Gesellschaft für jedes Video- und Tonbandgerät eine Gebühr.

Nun haben die hoch bezahlten Damen und Herren dieser Gesellschaft eine neue Einkommensquelle für sich und ihre Klientel entdeckt — den PC. Den haben sie nämlich bislang schlicht vergessen. Und weil man mit ihm Ton- und Videodokumente kopieren kann, wollen sie für den PC die Gebühr eines Videorekorders und eines Tonbandgerätes fordern. Da man nun schon einmal so eifrig dabei ist, kann man die Gebühr auch gleich noch verdoppeln, dachten sich die Damen und Herren und kamen auf den stattlichen Betrag von 41 Mark. Diesen wollen sie nun rückwirkend zum 1. Januar 2000 einfordern. Genaueres lesen Sie dazu auch im Beitrag "Jetzt wird es richtig teuer" auf Seite 24 in dieser Ausgabe.

Aber einen Aspekt lässt die Gema vollständig unter den Tisch fallen: Nicht jeder Käufer eines PCs nutzt das Gerät zum Kopieren. Ein großer Teil der Computer dient nur als Arbeitsmittel. Es wird weder Musik noch Video kopiert. Man denke nur an die vielen PCs in den Firmen. Hier wäre eine Abgabe äußerst ungerecht.

Aber die Gema zeigt scheinbar Herz für den Endkunden. Nach Ansicht der Verantwortlichen soll der Importeur, der Hersteller oder der Handel diese Mehrkosten auffangen. Nun lassen sich zwar die 41 Mark durch preiswertere Komponenten einsparen. Doch das wiederum geht nur auf Kosten der Leistung und/oder Qualität. Und ob der Kunde damit glücklich wird, ist eine andere Frage. Warum also soll der PC-Handel mal wieder die Suppe auslöffeln?

Steigende Rohstoffkosten oder Steuererhöhungen reichen andere Branchen ja auch an den Kunden weiter. Nicht zuletzt die Mineralölkonzerne zeigen, wie es gemacht wird. Selbst die Reiseindustrie macht keine Ausnahme. Zum Sonderangebot der Urlaubsflüge werden Kosten wie Flughafengebühren und so weiter kurzerhand extra berechnet. Oder aber das Reisebüro fordert einfach wegen gestiegener Kerosinpreise einen Zuschlag von 25 Mark pro Person, wie es mir neulich passierte. Das ist zwar ärgerlich, aber nicht zu ändern. Jeder schluckt - und zahlt.

Warum soll dieses Modell nicht auch beim PC-Kauf funktionieren? Wenn unsere Bundesregierung beschließt, die Gema-Gebühren abzusegnen, dann kann doch auf dem Preisschild im Laden immer noch ein Betrag von 1.499 Mark prangen - zuzüglich 41 Mark Gema-Gebühren. Das ist wesentlich transparenter und besser, als die 41 Mark irgendwo zu verstecken. Auch der Kunde wird das honorieren - und seinem Ärger vielleicht bei dem Luft machen, der ihm die Suppe eingebrockt hat.

Außerdem sehe ich nicht ein, dass der Händler diesen Betrag von seiner Marge abziehen muss. Schließlich ist er es ja nicht, der kopiert, sondern der Käufer.

Hier sollten sich alle Händler solidarisch erklären und einen Schulterschluss üben. In anderen Branchen geht es ja auch.

Hans-Jürgen Humbert

hhumbert@computerpartner.de

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