Jede vierte Führungskraft in Deutschland gesundheitlich gefährdet

24.02.2000

Leistungsstark, dynamisch, durch 14-Stunden-Tage oder Jetlag nicht umzuhauen - so oder ähnlich sehen sich viele Manager gern selbst. Doch die Realität zeigt das Gegenteil: Anspannung, Bewegungsmangel und schnelle Snacks zwischendurch sind auf Dauer pures Gift. Und so bleiben auf dem Weg nach oben Fitness und Wohlbefinden zwangsläufig auf der Strecke.

Der Tribut an einseitiges Manager-Leben ist hoch, jede vierte Führungskraft in Deutschland gesundheitlich gefährdet. Das hat die Institut für Arbeits- und Sozialhygiene Stiftung (IAS) in Karlsruhe auf Basis von rund tausend Check-up-Untersuchungen ermittelt.

Die Malaisen der Chefs sind vielfältig:

- 75 Prozent der Untersuchten klagen über Schmerzen an Gelenken oder im Rücken.

- 30 Prozent haben Fettstoffwechselstörungen, elf Prozent zu hohe Leberwerte.

- Bei 18 Prozent wurden erhöhte Blutdruckwerte festgestellt, die das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall ansteigen lassen.

- Drei Prozent mussten gar wegen Verdacht auf koronare Herzkrankheiten zum Spezialisten.

Gesundheitskiller Nummer eins ist der Stress. Grenzenlose Flexibilität, ständige Erreichbarkeit und Null-Fehler-Streben erzeugen einen Druck, den nur die wenigsten unbeschadet überstehen. So leiden laut IAS rund 85 Prozent der Führungskräfte an stressbedingten Befindlichkeitsstörungen wie nervösem Magen, Herzstolpern oder Schlafproblemen.

Statt als Chance empfinden viele Herausforderungen tendenziell negativ und reagieren mit Angst, Verkrampfung und einem Gefühl von Machtlosigkeit. Auch ihre Krankheitsanfälligkeit steigt unter Stress stark an. Manager dieses Typs weisen mit durchschnittlich 8,3 Krankheitstagen pro Jahr die weitaus höchste Fehlzeitquote unter Führungskräften auf.

Am eigenen Stressverhalten lässt sich ebenso arbeiten wie an mangelnder Kondition. Die boomende Gesundheitsindustrie hält für jeden Geschmack und Geldbeutel passende Angebote bereit, von Ernährungsberatung über Rauchentwöhnung und Tai-Chi bis zum Fitnessurlaub. Doch weder der teure Trainer noch das exklusive Seminar können Eigenverantwortung, Disziplin und Durchhaltevermögen ersetzen. Kein Problem also für Manager - oder?

(Dieser Beitrag erschien erstmalig in der "Wirtschaftswoche" 44/99)

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