Jedes dritte Unternehmen rechnet mit Millionen-Ausgaben für IT-Berater

25.05.2001
Die Strategie-Unsicherheit im Markt spielt den IT-Beratern die Kunden zu: Einer Umfrage zufolge sind 97 Prozent der Führungskräfte bereit, auf externe Berater zurückzugreifen. Ein Drittel rechnet dabei mit Investitionen von bis zu zehn Millionen Mark.

Die Bereitschaft, in IT-Fragen einen externen Berater heranzuziehen, steigt: 96 Prozent der deutschen Unternehmen sind laut Umfrage des Instituts für Unternehmensberatung in Bonn grundsätzlich gewillt, die Dienste der IT-Berater in Anspruch zu nehmen. Mit der Größe des eigenen Unternehmens nimmt das Interesse allerdings zusehends ab: Während 100 Prozent des Mittelstandes den Angeboten positiv gegenüberstehen, sind es bei Großunternehmen 96 Prozent. Von den 100 Top-Unternehmen in Deutschland können sich "nur" 90 eine entsprechende Zusammenarbeit vorstellen.

Die meisten Firmen haben ein Budget für Berater

Bei rund 65 Prozent der mehr als 2.000 befragten Firmen existiert auch schon ein entsprechendes Budget. Ein Drittel rechnet in diesem Bereich sogar mit Ausgaben in Höhe von mehr als zehn Millionen Mark für die kommenden fünf Jahre. 97 Prozent der Umfrageteilnehmer wollen durch den Einsatz der IT-Berater zusätzliches - im Unternehmen nicht vorhandenes - Know-how für sich nutzen, 87 Prozent betrachten den Zugriff auf die Externen als Ausgleich für nicht verfügbare Personalressourcen in der eigenen Firma.

Den größten Beratungsbedarf sehen die Befragten dabei sowohl kurz- wie auch mittelfristig beim Thema E-Business und E-Com-merce. Offenbar herrscht bei der Suche nach einer Verdienstmöglichkeit im Web noch große Unsicherheit im Markt. Beim derzeit zweitwichtigsten Thema "ERP-Sys-äteme" rechnen die hiesigen Unternehmen bis 2005 hingegen mit einem deutlichen Rückgang der Nachfrage. Kenntnisse in den Bereichen "Customer-Relationship- Management" und "Business Intelligence" gewinnen mittelfristig hingegen an Bedeutung.

Nur neun Prozent der Kunden wirklich zufrieden

Grundsätzlich zeigen sich 70 Prozent der Manager mit dem Erfolg der von ihrem Unternehmen in der Vergangenheit durchgeführten IT-Beratungsprojekte zufrieden. Als "sehr erfolgreich" bezeichnen aber nur neun Prozent der Befragten das Ergebnis, knapp 20 Prozent sind hingegen nicht zufrieden gestellt worden. Kein Wunder: Die wichtigsten Auswahlkriterien bei der Projektvergabe - 83 Prozent haben hier konkrete Vorstellun-gen - werden von den IT-Beratern nach Meinung ihrer Kunden am schlechtesten erfüllt: Gefragt sind Kommunikations- und Teamfähigkeit, Know-how-Vermittlung und strategische Kompetenz - die Umsetzung durch die Berater lässt der Umfrage zufolge aber zu wünschen übrig. Glanzleistungen zeigen die Berater hingegen beim ProjektManagement und Prozess-Know-how.

62 Prozent der Kunden wünschen sich von den Experten eine "langfristige Beratung im Sinne eines evolutionären Entwicklungsprozesses" - also Unterstützung bei einem stetig fortschreitenden Veränderungsprozess. Der soll aber bei 74 Prozent auf punktuelle Veränderungen in einzelnen Funktionsbereichen beschränkt bleiben. Einen "Big Bang" - eine befristete Beratung, die revolutionäre Veränderungen im Unternehmen nach sich zieht - erwarten 38 Prozent. Etwa ein Drittel der Befragten erhofft sich den weit reichenden Wandel für das gesamte Unternehmen.

Individuelle Kombination verspricht Erfolg

Die meisten Kunden erwarten von den IT-Beratern keine "globale Kompetenz" mehr (siehe ComputerPartner 18/01, Seite 16). Zwar hätten 52 Prozent der Firmen noch gerne "alles aus einer Hand", doch 76 Prozent der Manager entscheiden sich für eine individuelle Kombination aus eigenständigen Spezialisten: Sie versprechen sich von der Zusammenarbeit etwa mit Strategieberatern und Systemhäusern gleichzeitig das bessere Ergebnis. 71 Prozent der deutschen Firmen bevorzugen große internationale Berater, 81 Prozent entscheiden sich für kleine und mittelständische Partner, und 48 Prozent setzen ihr Vertrauen in Einzelberater. Meist sind es die Leiter der IT-Abteilung oder Mitglieder der Geschäftsführung, die das entscheidende Machtwort bei der Auswahl sprechen - und die Mehrheit achtet bei der Entscheidung auch darauf, ob der IT-Berater als herstellerunabhängig eingestuft werden kann.

Weitere Informationen zur Studie sind bei Prof. Dr. Dietmar Fink, Leiter des Instituts für Unternehmensberatung in Bonn, erhältlich. dietmar.fink@managementconsul

ting.de

ComputerPartner-Meinung:

IT-Berater sind die Gewinner der Krise in der New Economy: Die Unsicherheit weckt den Wunsch nach Experten, die mit einem Erfolgsrezept aufwarten können. Wie die Studie allerdings zeigt, schaffen die IT-Berater das nur in den wenigsten Fällen. Die Enttäuschung wäre weniger groß, wenn sich die Dienstleister tatsächlich auf einzelne Segmente konzentrierten und damit - dem Kundenwusch entsprechend - in die Tiefe gehen könnten. (mf)

Zur Startseite