Joint-Venture mit Via - Was wird jetzt aus S3-Tochter Diamond?

20.04.2000
S3 zieht sich mit dem Via-Deal aus dem für das Unternehmen unprofitablen Chipgeschäft zurück. Spekulationen ranken sich derzeit um die Grafikkartenmarke Diamond, die S3 erst vor rund einem Jahr übernommen hat.

Das Geschäft mit Grafikkarten- und Chips gehorcht strikt dem Darwinismus: Survival of the fittest - nur die Stärksten überleben. S3 zeigt seit über einem Jahr Schwächen und gibt auf: Für 323 Millionen Dollar überträgt das Unternehmen sein Grafikchipgeschäft an ein neu gegründetes Joint-Venture mit der taiwanischen Via Technologies Inc. Im Klartext verabschieden sich die Amerikaner damit aus der - für die meisten Anbieter - unprofitablen Chipbranche. Das Chipgeschäft wird damit unter der Aufsicht von Via weitergeführt.

"Wir haben die erste Phase unseres langfristigen Wachstumsplans effektiv abgeschlossen und wandeln S3 von einem auf Grafik konzentrierten Halbleiteranbieter in ein gut positioniertes Unternehmen für Internet-Geräte", erklärt Ken Potashner, S3-CEO (Chief Exe-cutive Officer) und Chairman, vollmundig, aber nicht gerade aussagekräftig den Abschied.

Auf wenig Begeisterung stößt dieser Schritt bei dem Diamond-Management. Den amerikanischen Grafikkartenanbieter hatte S3 erst letzten Sommer übernommen. Diamond-Europachef Franz Fichter hat jetzt die Faxen dicke: Er steigt definitiv aus dem schnelllebigen und unsicheren Geschäft aus: "Ich bin bereits mit drei Unternehmen im Gespräch - allerdings nicht aus der Grafikkartenbranche", sagt Diamond-Chef Fichter gegenüber ComputerPartner.

Die Anzeichen für den S3-Rückzug aus dem Grafikkartengeschäft lagen bereits seit längerem in der Luft: "S3 hat mit diesem Bereich jedes Quartal 50 Millionen Dollar Verlust geschrieben", meint ein Insider. Der Chipproduzent verpass-te auch nach der Übernahme von Diamond und Number 9 immer wieder den technologischen Anschluss: "Das Lowend-Segment ist in den Händen von ATI, das Integ-rationsgeschäft dominiert Intel, und den Highend-Bereich beherrscht Nvidia mit Geforce. S3 dagegen wollte mit dem Savage 2000 wieder durchstarten. Aber technologisch hat der Chip kaum etwas zu bieten: Die Entwickler wechselten reihenweise zu anderen Firmen - und ohne eine qualifizierte Mannschaft ist man in dem Geschäft schnell mausetot", meint ein Wettbewerber.

Auch 3Dfx könnte bald zum Verkauf stehen

In einer ähnlichen Lage befindet sich derzeit 3Dfx: Dem Vernehmen nach musste das Unternehmen im letzten Quartal einen Verlust von neun Millionen Dollar wegstecken. Auch hier zeichnen sich mittlerweile ähnliche Probleme ab wie bei S3. Technologisch und logistisch kommt man nicht gegen Nvidia und ATI an. Den immer kürzer werdenden Produktzyklen läuft 3Dfx seit geraumer Zeit hinter her, was im Grafikkartengeschäft der Todesstoß ist. "Im April oder Mai wird noch ein Anbieter dran glauben. Mein Tipp: 3Dfx steht dann zum Verkauf", schätzt ein Branchenkenner.

Was mit Diamond passieren wird, steht wohl noch in den Sternen. Die einen glauben, dass S3 die Marke vorerst - alleine wegen Rio und dem Netzwerkbereich - behalten wird, andere spekulieren über einen Verkauf der Marke an einen Wettbewerber aus der Grafikkartenszene. "Als möglicher Käufer wird Elsa gehandelt. Die Aachener machen zwar einen guten Job, sind aber lokale Player im deutschsprachigen Raum und wollen unbedingt den Sprung in den US-Markt schaffen. Und die Eintrittkarte könnte für Elsa Diamond heißen - genau wie es Guillemot mit Herkules gemacht hat", spekuliert ein Wettbewerber. Dazu Elsa-Vorstand Manfred Hasseler: "Wir sind im Gespräch mit verschiedenen Anbietern. Abgeneigt, wenn sich in den USA was ergibt, wären wir mit Sicherheit nicht." Allerdings gibt es auch anders lautende Gerüchte: Elsa-Chef Theo Beisch spiele ebenfalls mit dem Gedanken, das Grafikkartengeschäft sausen zu lassen. "Die Lage unter den Anbietern hat sich immer weiter zugespitzt. Und in diesem Quartal wird es noch einige Überraschungen geben. Die Frage ist nur: welche?", resümiert ein Manager aus der Distribution. (ch)

www.s3.com

www.via.com.tw

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