Joint-Venture unter Dach und Fach, das Management steht bereit

26.08.1999

BAD HOMBURG: Der Vertrag ist unterzeichnet: Fujitsu und Siemens werden einen Computerkonzern ins Leben rufen, der in Europa seinesgleichen sucht. "Schluß mit der amerikanischen Marktvorherrschaft" lautet das Credo.Winfried Hoffmann in Champagnerlaune: "Ich finde es einfach toll, daß wir jetzt in Europa wieder einen Riesenkonzern haben, der in der Lage ist, den Amerikanern ganz schön Stirn zu zeigen!" lacht Fujitsus Europa-Chef. Triumph auf ganzer Linie, er hat bekommen, was er wollte:

Fujitsu Siemens Computer ist gegründet (siehe ComputerPartner 24/99, Seite 12).

Das operative Geschäft teilt er sich mit Robert Hoog. Der ehemalige Siemens-PC-Chef zeichnet als President Product & Supply verantwortlich, Hoffmann nennt sich nun President Sales & Marketing. Sie beide bestimmen von Frankfurt oder Bad Homburg aus, wo es langgehen wird. Im Aufsichtsrat (Amsterdam) sind Rudi Lamprecht (President Information and Communication Products Group, Siemens) als Vorsitzender sowie Tetsuo Urano (Executive Vice President for Business Development, Fujitsu) als sein Vize.

Die gemeinsame Aussteuer der beiden Unternehmen kann sich sehen lassen: eine Kundenbasis, die den Großteil der 1.000 größten Unternehmen in Europa umfaßt, mehr als 2.000 führende VARs, Distributoren und Retailer mit über 100.000 Niederlassungen, eine Verkaufsorganisation mit rund 2.500 Vertriebsleuten sowie ein Netzwerk von Service- und Integrationspartnern mit knapp 35.000 Spezialisten.

Klar, daß Hoffmann da über die Möglichkeiten ins Schwärmen gerät: "Mir ist es bei Fujitsu gelungen, den Pro-Kopf-Umsatz innerhalb von drei Jahren bei etwa 1.600 Mitarbeitern von 700.000 auf gut 2,5 Millionen Euro zu steigern. Das ist der höchste in der Industrie. Stellen Sie sich doch nur mal vor, das gelänge mir auch jetzt wieder mit der zusätzlichen Mannschaft ..." Siemens bringt knapp 8.000 Mitarbeiter mit in das Joint-Venture, Überlappungen und entsprechend Entlassungen werden nicht ausbleiben. Den Vertrieb will Hoffmann weitestgehend unangetastet lassen, in anderen Bereichen

allerdings regiert der Rotstift. "Innerhalb von einem halben Jahr muß

alles über die Bühne gegangen sein", hofft er. Dann will er "mit hochmotivierten Mitarbeitern und geballtem Engagement" durchstarten und die Konkurrenz wie Compaq oder Dell das Fürchten lehren. Das Ziel: "Wir wollen in Europa ganz klar die Nummer eins werden!", so Hoffmann. Zunächst einmal aber steht das an, was Hoffmann seine "Hausaufgaben" nennt: Die Siemens-Gesellschaften müssen aus ihren bestehenden Muttergesellschaften der Länder ausgegründet und mit den

Fujitsu-Ländergesellschaften zusammengebracht werden. Doch da fühlt Hoffmann sich in seinem Element: "Das wird so schwierig nicht werden."

Für die Deutschlandgeschäftsführung sind Klaus Elias und Achim Berg von Fujitsu sowie Bernd Puschendorf und Kai Flore von Siemens vorgeschlagen. "In Deutschland laufen die Geschäfte ja wirklich gut, deshalb konzentrieren wir uns jetzt vor allem auf das große Wachstum im UK und in Frankreich". Dort sind beide Unternehmen nicht gerade glänzend vertreten - aber Hoffmann ist zuversichtlich, daß er speziell in diesen Ländern den Enterprise-Markt erobern kann. Um den Consumer-Bereich macht er sich weniger Gedanken, die Lebensmittelketten dort kennen ihn bereits recht gut... (du)

Das komplette Interview mit Winfried Hoffmann lesen Sie in der nächsten Ausgabe von ComputerPartner.

Triumph auf ganzer Linie: Fujitsus Europa-Chef Winfried Hoffmann wird President Marketing & Sales bei Fujitsu Siemens Computers.

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