Jung, jünger, IT

25.01.2007
Ist die Branche fit für die Zukunft?

Was geschieht, wenn junge, dynamische Arbeitnehmer älter werden? Sie sind dann weniger jung. Was das aussagt? Eigentlich nichts. Doch in der Personalpolitik vieler Unternehmen - und das gilt insbesondere für die IT-Branche - ist das Alter noch ein K.o.-Kriterium. Das Credo der Branche ist Jugendlichkeit. Ein Grund dafür mag sein, dass die IT lange das Aktionsfeld der Youngster war, derjenigen nämlich, die mit Computern und neuen Technologien aufgewachsen sind, diese weiterentwickelt haben. Jetzt aber gehören die Pioniere der IT-Ära der Generation 45 plus an, einer Generation, die viele Unternehmen unbewusst ausrangieren. Damit wird allerdings weder personalwirtschaftlichen Bedürfnissen noch demografischen Realitäten Rechnung getragen.

"Wir suchen in Festanstellung einen Softwareprofi mit langjähriger Erfahrung, der ein Team von ca. 20 Mitarbeitern leitet, jüngeren Kollegen und Kolleginnen als Coach zur Verfügung steht und als IT-Experte/-in zusammen mit der Geschäftsleitung Bewerberinterviews führt." In dieser Stellenanzeige könnten Aufgabenstellung und Bewerberprofil übereinstimmen. Ein Mensch mit ausreichend Berufs- und Lebenserfahrung verfügt sicher über das notwendige Know-how und die soziale Kompetenz, ein Team zu führen und ein Unternehmen beim Rekrutieren von Fachpersonal zu unterstützten. Die Realität auf dem Stellenmarkt sieht allerdings anders aus. Hier sind junge Mitarbeiter gefragt. Sie gelten als dynamisch und anpassungsfähig. Und ihr Gehalt ist vergleichsweise niedriger. Ältere Mitarbeiter hingegen werden als geistig weniger fit, weniger formbar, weniger anpassungsfähig eingestuft. Sie sind nur teurer. Das sie zuverlässig arbeiten, sich schnell neue Kompetenzen aneignen und Projekte zielgerichtet vorantreiben wird ignoriert. Dabei sind sie - zumal in Kombination mit der sozialen Kompetenz, die sie oft auszeichnet - ihren Preis durchaus wert.

Die Personalberatung oprandi & partner hat die gegenwärtige Situation der IT-Branche analysiert und verweist darauf, dass in der Personalpolitik umgedacht werden muss, will man zukünftig Stellen optimal besetzen.

Die Alterspyramide gerät aus den Fugen

Der Begriff Alterspyramide - als solche wird im allgemeinen Sprachgebrauch die demografische Darstellung der Altersstruktur einer Bevölkerung definiert - stammt aus einer Zeit, als die Grafik der Form nach noch einer Pyramide entsprach: Eine Mehrheit junger Menschen bildete die Basis der Gesellschaft, an der Spitze der Pyramide stand eine kleine Gruppe älter Menschen, die nicht mehr am Erwerbsprozess teilnahmen. Heute präsentiert sich das Bild ganz anders. Laut Erhebung des statistischen Bundesamts lag im Jahr 2000 das Alter der stärksten Bevölkerungsgruppe zwischen 30 und 40 Jahren. Im Jahr 2020 werden deutliche ältere Menschen die größte Bevölkerungsgruppe bilden. Das bedeutet, dass die Mehrheit der erwerbstätigen Menschen dann älter als 40 Jahre sein wird.

Die Bundesregierung versucht mittlerweile, sich aktiv für die "Generation 45 plus" einzusetzen. Subventionen sollen Unternehmen veranlassen, wieder vermehrt ältere Mitarbeiter einzustellen. Für begehrte Experten wird das aber sicher nicht gelten; sie werden sich ihre Jobs - egal wie alt sie sind - bald schon wieder aussuchen können. Unternehmen, die der Gruppe 45 plus schon heute attraktive Arbeitsbedingungen bieten, sichern sich langfristig Wettbewerbsvorteile, denn sie binden Experten und profitieren zudem vom Image des gesellschaftlich verantwortungsbewusst und zukunftsorientiert handelnden Unternehmens.

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