"Jupiter": drei E-Business-Server in einem

28.11.2002
Ein ganzes Paket neuer Projekte, Produkte und Betaversionen brachte Microsoft mit nach Kopenhagen. In der dänischen Hauptstadt fand das erste Microsoft-IT-Forum statt.

Die Veranstaltung ersetzt in Europa die Microsoft Exchange Conference (MCE). Das IT-Forum soll Ein- und Ausblicke auf alle Infrastruktur-Produkte liefern, dennoch spielte Exchange auch in diesem Jahr eine tragende Rolle. Microsoft nutzte die Gelegenheit, um einige Details von Exchange "Titanium", dem Nachfolger von Exchange 2000, bekannt zu geben. Das neue Produkt soll im Sommer nächsten Jahres zusammen mit "Outolook 11" auf den Markt kommen. Der neue E-Mail-Client ist wiederum Teil des Büropaketes "Office 11".

Automatisierte Kommunikation mit Webseiten

Die Kombination aus Exchange Titanium und Outlook 11 soll dem User nicht zuletzt durch das neue Interface ein neues Arbeitserlebnis verschaffen. Microsoft integrierte neue Suchfunktionen, die jeder Anwender an seinen Bedarf anpassen kann. Nach Aufforderung durchforstet der Suchagent die Mailbox beispielsweise nach der größten Mail oder der größten ungelesenen Mail. Outlook 11 sortiert E-Mails nicht nur nach eingehendem Datum, sondern trennt die Nachrichten der einzelnen Wochentage optisch voneinander ab. Der Anwender soll dadurch einen besseren Überblick erhalten.

Daneben kann der User seine elektronische Post mit Hilfe bunter Fähnchen klassifizieren und so für die spätere Bearbeitung kenntlich machen. Mit dem neuen Outlook-Client stehen alle E-Mails offline zur Verfügung. Nur wenn der Anwender eine Aktion startet, die eine Serververbindung erfordert, wird diese im Hintergrund aufgebaut. Die E-Mails werden nicht mehr auf dem Server, sondern auf dem Client gespeichert.

Zusätzlich arbeitet Microsoft an einer Technologie namens "XSO", die voraussichtlich zusammen mit Titanium verfügbar sein wird. Bei XSO handelt es sich um eine Schnittstelle, die den Datenaustausch zwischen Outlook und bestimmten Internetseiten gewährleisten soll. Beispielsweise soll XSO dafür sorgen, dass die Termine der über das Internet gebuchten Flüge automatisch in den Outlook-Kalender übertragen werden.

Microsoft dementierte Gerüchte, wonach der neue Exchange-Server Titanium nicht mehr auf Windows-2000-Servern läuft. Chris Baker, Group-Product-Manager der Exchange Server Business Group, sagte, sobald Titanium verfügbar sei, könne jeder User darauf upgraden, egal ob mit oder ohne Dotnet-Server. Allerdings würden einige Titanium-Features nur in Verbindung mit dem Dotnet-Server und dem dazugehörigen Active Directory funktionieren.

Hauptvorteile von Titanium sollen eine schnellere Synchronisation sein sowie neue Anti-Spam- und Security-Features. In Zusammenarbeit mit Dotnet-Server unterstützt Titanium mehr User. Während der Vorgänger 3.500 Mailboxen pro Server verwalten konnte, schafft Titanium bis zu 5.000. Möglich wird dies mit einem Feature des Dotnet-Server 2003: "Volume Shadow-Copy-Service" (VSS) fertigt Momentaufnahmen ganzer SpeicherVolumes und hält diese für ein späteres Backup bereit. Das verkürzt die Backup-Zeit und erhöht somit die Anzahl der möglichen User pro Server. Release Candidate 2 (RC2) des Dotnet-Servers 2003 soll in den nächsten Tagen verfügbar sein, das endgültige Produkt wird voraussichtlich im April 2003 herauskommen.

Jupiter vereint dieE-Business-Server-Familie

Neben den Produktankündigungen gab Microsoft in Kopenhagen Details zu dem Projekt "Jupiter" bekannt. Der Softwarekonzern plant, seine E-Business-Server-Familie zu einem einheitlichen Produktangebot zusammen zu fassen. Den erst kürzlich vorgestellten "Content Management Server 2002" sowie die derzeit aktuellen Produkte "Commerce Server 2002" und "Biz Talk Server 2002" wird es in ihrer bisherigen Form nicht mehr geben. Stattdessen splittet Microsoft die Server in ihre Einzelbestandteile auf, eliminiert Überschneidungen und fasst den Rest zu einem Gesamtpaket zusammen.

"Manche Unternehmen arbeiten mit zwei bis sechs verschiedenen Workflow-Tools", erklärte der Produktmanager für E-Business-Server Dave Wascha. Allein in den eigenen Produkten wären drei bis vier Workflow-Werkzeuge integriert. Um diesen und einigen anderen Overhead zu reduzieren, will Microsoft die drei E-Business-Server zusammenfassen und ein einheitliches Produktangebot daraus machen. Das bedeutet allerdings nicht, dass ein Kunde grundsätzlich das Gesamtpaket kaufen muss. Jupiter ist vielmehr ein Set aus Technologien, aus dem sich jeder Kunde, die für ihn interessanten Teile heraussuchen kann. Der Lizenzpreis wird für jeden Kunden einzeln berechnet, je nachdem, was er kauft.

Wie die genaue Lizenzierungspolitik aussehen wird und wie hoch die Preise sein werden, ist bislang noch nicht bekannt. Das komplette Set soll aber nicht so viel wie die Summe der drei Einzelpreise kosten, vielmehr will sich Microsoft an dem Durchschnittspreis orientieren. Alle derzeitigen Kunden von Commerce Server, Content Management Server und Biz Talk Server, die einen Wartungsvertrag abgeschlossen haben (Software Assurance), werden laut Wascha Jupiter erhalten. Als Erste sollen im zweiten Halbjahr 2003 die derzeitigen Biz-Talk-Server-Kunden migrieren. Die User der beiden anderen Serverprodukte sollen im ersten Halbjahr 2004 folgen. Intern löste Microsoft die Teams der einzelnen Komponenten von Jupiter bereits auf und integrierte die Mitglieder in einer gemeinsamen Gruppe.

Ausblick auf "Longhorn" und "Greenwich"

Ausblicke gab Microsoft auch auf das nächste Desktop-Betriebssys-tem, den Nachfolger von Windows XP. "Longhorn" soll den PC in ein Media-Center verwandeln und das nächste große Release aus dem Hause Microsoft sein. Allerdings wird Longhorn frühestens im zweiten Halbjahr 2004 fertig sein.

Des Weiteren wies Microsoft auf seinen Instant Messaging Service, Codename "Greenwich", hin. Bis Greenwich Marktreife erlangt, werden allerdings noch mindes-tens sechs bis acht Monate vergehen. Bis dahin müssen sich die Kunden mit dem Mitte des Monats vorgestellten "MSN Messenger Connect for Enterprise" zufrieden geben. Greenwich soll alle Arten der Business-Kommunikation ermöglichen, inklusive Videokonferenzen und dem sicherem Austausch von Nachrichten in Realtime. Microsoft will Greenwich in seine Dotnet-Server-Produkte integrieren.

www.microsoft.com/europe/itforum/

ComputerPartner-Meinung:

Mit Exchange Titanium und Outlook 11 in Kombination mit dem Dotnet-Server verspricht Microsoft zum x-ten Mal eine großartige Arbeitserleichterung und ein nochmals besseres User-Erlebnis. Um alle Features optimal auszunutzen, benötigt der Kunde allerdings nicht nur ein neues Produkt, sondern gleich drei in Kombination. Denn Exchange Titanium funkti- oniert zwar auch mit Windows 2000 entfaltet seine volle Funktionskraft aber mit Dotnet-Server. Wenn die aktuellen Produkte installiert sind, kann der Kunde schon mal anfangen, für die nächsten zu sparen, die heute noch nicht mal einen Codenamen besitzten. (ce)

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