Kampf der Giganten

05.04.2001
Prozessorhersteller warten längst nicht mehr bis zur Cebit, um ihre neuen Produkte vorzustellen. Sobald ein Prototyp halbwegs funktioniert, wird er der staunenden Öffentlichkeit präsentiert. Dennoch konnte man in Hannover einige Neuigkeiten entdecken.

Der Prozessormarkt ist vielschichtiger geworden. Mit Intels Alleinherrschaft scheint es jedenfalls vorbei zu sein. Immer mehr Anbieter drängen in diesen Markt. Gab es für Krösus Intel bislang nur einen ernst zu nehmenden Konkurrenten, nämlich AMD, kommen nun die ersten Transmeta-Produkte auf den Markt. Der Crusoe-Prozessor wurde auf der Cebit in etlichen mobilen Geräten am Transmeta-Stand präsentiert. Auch VIA will, jetzt in diesem Markt mitspielen. Mit dem C3 erhofft sich das Unternehmen, besonders im Low-Entry-Markt, Käufer zu finden.

Intel-Prozessoren

Bislang wies Intel in diesem Jahr einen Umsatzrückgang von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal aus. Noch im Januar ging der Marktführer von "nur" 15 Prozent Umsatzrückgang aus. Die Geschäftsleitung des Chipriesen begründete den Rückgang mit der Pleite vieler Dot.com-Unternehmen. Dies mache sich besonders im Server- und Netzwerk-Geschäft bemerkbar. Aber nicht nur im Servermarkt musste Intel Verluste einstecken, auch im Endkundenmarkt ließ man federn. Immer mehr Anwender wenden sich dem Erzrivalen AMD zu. Inzwischen verlangen mehr Endkunden direkt nach einem Athlon als nach einem Pentium.

Die großen Hoffnungen, die Intel in den Pentium 4 setzte, haben sich nicht erfüllt. Trotz groß angelegter Werbekampagnen verläuft der Verkauf nach Aussage mehrerer Distributoren eher schleppend. Das liege zum einen an dem hohen Preis, zum anderen an dem geringen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber einem Pentium III. Außerdem hätten viele Unternehmen erst vor ungefähr anderthalb Jahren - wegen des Jahr-2000-Problems - neue PCs angeschafft. Und die sind noch nicht abgeschrieben. Deshalb laufe auch das Projektgeschäft nicht in demselben Maße wie früher.

Weltweit will Intel in diesem Jahr in Folge des Drucks die Mitarbeiterzahl um rund 5.000 reduzieren. Es wird aber keine Entlassungen geben, so Intel-Sprecher Christian Anderka. Vielmehr sollen durch die normale Fluktuation frei gewordene Stellen nicht mehr besetzt werden.

CPUs für mobile Geräte

Intel glänzt im Mobile-Bereich mit der Vorstellung des ersten mobilen Prozessors mit 1 GHz Taktfrequenz. Dank der von Intel propagierten Speedstep-Technologie soll die CPU bei typischen Anwendungen im Akkubetrieb bei 700 MHz Takt mit 1,35 Volt Corespannung nur zwei Watt verbrauchen. Sobald aber das Netzteil angeschlossen wird, steigt die Taktfrequenz auf 1 GHz, und die CPU schluckt stolze 34 Watt.

Übrigens: Hätten Sie’s gewusst? Alle Intel-Prozessoren für Mobil-Geräte verfügen über die Quickstart-Technologie. Liegen keine Berechnungen an, fällt die CPU in einen Tiefschlaf (Deep Sleep Modus), wobei bestimmte Funktionen oder Gerätegruppen, wie beispielsweise die FPU (Floating Point Unit), komplett abgeschaltet werden und somit kaum Strom verbrauchen.

Neues von AMD: Offensive im Servermarkt

AMD startet in diesem Jahr eine Offensive im Servermarkt. Der Chip-Produzent möchte Intel endlich auch in diesem Segment Paroli bieten. Auf der Cebit wurde ein Dual-Serverboard mit Athlon-Prozessoren (Palomino-Core) präsentiert. Leider ist AMDs Chipsatz 760 MP nicht das Gelbe vom Ei. Er läuft zwar stabil, kann leistungsmäßig aber noch nicht überzeugen. Doch AMD arbeitet mit Hochdruck daran.

Für den Desktop-Markt präsentierte AMD einen Athlon (Thunderbird-Kern) mit 1,5 GHZ Taktfrequenz.

Auch im mobilen Marktsegment möchte AMD seine Position ausbauen. Die mobilen CPUs sind mit dem Stromsparmechanismus Power Now ausgestattet. Dieser arbeitet ähnlich wie Speedstep, kann die Taktfrequenz aber in mehreren Stufen senken oder anheben. Allerdings schalten sich die Prozessoren im Gegensatz zu Intels CPUs nicht in den niedrigeren Modus, wenn sie vom Netz genommen werden. Das bedeutet: Auch unterwegs kann die CPU mit voller Rechenleistung arbeiten.

Im mobilen Bereich hat AMD jedoch einen schweren Stand gegenüber Intel. Denn dessen Prozessoren sind stromsparend und relativ schnell. Außerdem wird Intel früher die mobilen CPUs mit 0,13-Mikrometer-Technologie auf den Markt bringen.

Bereits am 9. April will Intel einen 850-MHZ-Celeron ins rennen schicken. Der Einstandspreis soll bei rund 140 Dollar liegen und somit von Beginn an konkurrenzfähig sein. Am 15. April soll der Pentium 4 mit 1,7 GHz folgen. Gerüchten zufolge will Intel den Pentium 4 mit 2 GHz zusammen mit dem Chipsatz 845 im dritten Quartal einführen.

Intel fordert bei den neuen Prozessoren einen neuen Sockel und damit auch ein völlig anderes Platinenlayout. Der neue Pentium 4 beispielsweise arbeitet jetzt mit dem FPGA-478-Sockel. Nur so lassen sich die Ansprüche der CPU an niedrigere Betriebsspannungen realisieren.

In der Roadmap von AMD finden sich der Palomino, ein Desktop-Prozessor mit Taktfrequenzen von über 1,5 GHz, und der Morgan, eine abgespeckte Variante mit Taktfrequenzen über 900 MHz. Beide CPUs sollen im zweiten Halbjahr 2001 auf den Markt kommen.

Erst im ersten Halbjahr 2002 plant AMD die Einführung von CPUS in 0,13-Mikrometer-Technologie. Im Gegensatz zu Intel sollen auch diese Prozessoren mit dem Sockel A zurechtkommen. Ungeklärt bleibt hier aber die Frage, wie das Problem mit der niedrigeren Betriebsspannung gelöst werden soll. (Siehe hierzu auch den Kommentar auf Seite 8.) (jh)

www.intel.de

www.amd.de

Zur Startseite