Kampf der Minis: Ein britisches Unternehmen trotzt dem Softwaregiganten Microsoft

11.07.1997
MÜNCHEN: Psion-Chef David Potter ist mit seinem eigens entwickelten Betriebssystem Epoc derzeit führend auf dem Markt der Kleinstcomputer. Auch Microsoft will sich die Marktchancen der Organizer nicht entgehen lassen. Doch die Verzögerungen bei der Markteinführung von Windows CE, der Windows-Version für Kleinstcomputer, geben Psion gute Möglichkeiten, seinen Marktanteil zu sichern und auszubauen.David Potter wurde anfangs belächelt. Der Professor für theoretische Physik hatte mit 100.000 Pfund Startkapital die Firma Psion - Potters Scientific Investment or Nothing - im Londoner Norden gegründet. Sein ehrgeiziges Ziel war es, die Großen der Elektronikbranche vorzuführen. Der von Potter entwickelte Organizer - ein Computer im Westentaschenformat - wurde ein weltweiter Erfolg und setzte sich gegen die Konkurrenz der High-Tech-Multis Apple, Casio, Sharp und Hewlett-Packard durch. Heute ist das britische Unternehmen Marktführer bei den Kleinstcomputern.

MÜNCHEN: Psion-Chef David Potter ist mit seinem eigens entwickelten Betriebssystem Epoc derzeit führend auf dem Markt der Kleinstcomputer. Auch Microsoft will sich die Marktchancen der Organizer nicht entgehen lassen. Doch die Verzögerungen bei der Markteinführung von Windows CE, der Windows-Version für Kleinstcomputer, geben Psion gute Möglichkeiten, seinen Marktanteil zu sichern und auszubauen.David Potter wurde anfangs belächelt. Der Professor für theoretische Physik hatte mit 100.000 Pfund Startkapital die Firma Psion - Potters Scientific Investment or Nothing - im Londoner Norden gegründet. Sein ehrgeiziges Ziel war es, die Großen der Elektronikbranche vorzuführen. Der von Potter entwickelte Organizer - ein Computer im Westentaschenformat - wurde ein weltweiter Erfolg und setzte sich gegen die Konkurrenz der High-Tech-Multis Apple, Casio, Sharp und Hewlett-Packard durch. Heute ist das britische Unternehmen Marktführer bei den Kleinstcomputern.

Potter setzt bei dem kleinen Helfern auf das eigens entwickelte Betriebssystem Epoc, das Daten und Termine besonders effektiv verwaltet. Die Kleinen von Psion können außerdem Datenpakete vom Organizer auf Bürocomputer mit Windows-Software übertragen.

Doch mit seinem Betriebssystem wilderte Potter im Revier von Microsoft-Chef Bill Gates, der diesen Bereich als seine Domäne ansieht. Gates hatte ebenfalls die Marktchancen der Organizer erkannt und verkündete flugs die Entwicklung von Windows CE, eine Art Mini-Windows für die Kleinstcomputer. Mit diesem System sollten Partner wie Philips, Compaq, Casio und Sharp ihre Organizer ausstatten.

Der Kampf um die Betriebssysteme kommt nicht von ungefähr. Schließlich geht es um einen Riesenmarkt, der allerdings noch kräftig erschlossen werden muß. Im Jahr 2000 sollen nach Voraussagen des Stanford-Research-Instituts allerdings schon 5,6 Millionen Kleinrechner verkauft werden.

Die Kampfansage von Gates parierte Potter umgehend. Seit August ist seine Firma mit der neuesten Version ihres Psion-Rechners auf dem Markt. Dieser Minicomputer leiste das, was man eigentlich von seiner Windows-CE-Konkurrenz erwartet hätte, frotzelte die amerikanische Zeitschrift ,,Business Week" über den Gegenschlag der Briten.

Mehr noch: Die Chancen für Psion, sich gegen den Softwareriesen zu behaupten, stehen zumindest in Europa gut, denn Windows CE ist bislang nur als englische Version in den USA und Großbritannien erhältlich. Der Starttermin für Deutschland wurde immer wieder verschoben. Diese Verzögerungen sorgen für Unmut: ,,Wir warten händeringend auf Windows CE", klagt Kathrin Deppe, Marketingchefin von Philips. ,,Die Nachfrage ist da", glaubt sie.

Auch Sharps Produktmanager Hans Peter Mendrok ist sauer: ,,Jeder Tag kostet uns Geld und Marktanteile." Und er hatte so sehr auf das Weihnachtsgeschäft gehofft. Jetzt peilt er, ebenso wie Casio und Sharp, das nächste Frühjahr an.

Doch Microsoft läßt sich nicht hetzen. Es gebe Schwierigkeiten bei der Übersetzung. Außerdem forderten die Gerätehersteller Korrekturen. So ist es bei den Geräten, die mit der amerikanischen Version von Windows CE arbeiten, zum Beispiel nicht möglich, die Daten direkt vom Kleincomputer auszudrucken.

Unterdessen hat Psion Chef Potter den Spieß herumgedreht und fordert Gates seinerseits heraus. Er bietet sein Betriebssystem Epoc in Lizenz an, um andere Hardwarehersteller an sich zu binden. Jüngster Erfolg: Philips stattet eins seiner besonders innovativen Produkte, eine Kombination aus Taschencomputer und Mobiltelefon, mit dem Psion-Betriebssystem aus. Sigrun Schubert

Dieser Beitrag erschien erstmals in der Zeitschrift Wirtschaftswoche, Ausgabe 44/97.

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