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Kann der Insolvenzverwalter Pro-Markt retten?

26.02.2008
Nachdem Mathias und Michael Wegert am 15. Februar für 27 Filialen der MediMax-Kette Insolvenz angemeldet haben, versucht nun der Insolvenzverwalter, das Unternehmen zu sanieren.

Nachdem Mathias und Michael Wegert am 15. Februar für 27 Filialen der MediMax-Kette Insolvenz angemeldet haben, versucht nun der Insolvenzverwalter, das Unternehmen zu sanieren.

"Es ist positiv zu bewerten, dass die Brüder Wegert sehr frühzeitig schon wegen "drohender" Zahlungsunfähigkeit Insolvenz angemeldet haben", erklärt ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Rechtsanwalt Prof. Rolf Rattunde auf Anfrage. In den kommenden Wochen werden die Unterlagen gesichtet und intensive Gespräche mit allen Beteiligten geführt. Man gibt sich sehr optimistisch, dass das Unternehmen saniert werden kann. Bis zur endgültigen Klärung wird der Betrieb der 27 betroffenen MediMax-Standorte in vollem Umfang fortgeführt.

Was war passiert? Wie die Gebrüder Wegert zeitgleich zur Insolvenzanmeldung berichteten, war der Auslöser der Krise eine "ankündigungslose fristlose Kündigung der Delcredere-Haftung der ElectronicPartner GmbH, Düsseldorf". Der Zeitpunkt und die Tatsache, dass keine Frist zur Problemlösung eingeräumt worden sei, wäre für die Geschäftsführung der Multi-Media ProMarkt Handels GmbH völlig überraschend gekommen. Es wäre deshalb auch nicht möglich gewesen, entsprechende Alternativen zu entwickeln.

ElectronicPartner will zum aktuellen Zeitpunkt die Delcredere-Kündigung nicht kommentieren. Laut Oliver Haubrich, Vorsitzender der EP-Geschäftsführung, sei man aber sehr am Fortbestand der Märkte interessiert.

Das ist ein Delcredere

Das Delcredere (italienisch del credere: "des Glaubens") ist eine Garantie für die Zahlungsfähigkeit eines Schuldners. Dabei übernimmt der Delcredere-Geber gegenüber dem Gläubiger die Haftung für den Fall der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners. Es handelt sich somit um ein Einstehen für fremde Schuld, das der Bürgschaft sehr nahe steht.

Mathias und Michael Wegert können auf eine bewegte Vergangenheit als Unternehmer zurückblicken. So verkauften sie in einer mehrstufigen Transaktion in der Zeit von 1998 bis 2000 ihre Pro-Markt-Gruppe an die Handelsgruppe Kingfisher für insgesamt 179 Millionen Euro. Doch Kingfisher konnte sich nicht gegen Saturn und Media Markt im harten Preiskampf behaupten und übertrug alle Pro-Markt-Anteile Anfang 2003 für einen symbolischen Euro an die Wegert-Familie zurück. Der Deal umfasste 92 Pro-Markt-Filialen, die nun in Macro-Markt umbenannt wurden, 93 Foto-Radio-Wegert-Geschäfte (die 1930 gegründet wurden), ein Labor zur Fotoentwicklung und das Online-Geschäft der Elektromarktkette.

Achtung Verwechslungsgefahr!

ProMarkt ist nicht gleich ProMarkt. Da gibt es zum einen die Multi-Media ProMarkt Handels GmbH in Berlin, die Insolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit angemeldet hat. Betroffen sind 27 Standorte in Deutschland. Sie ist seit 2006 Franchisenehmer der MediMax Zentrale Electronic GmbH, die zu Electronic Partner gehört.

Und da gibt es die ProMarkt Online GmbH. Der Online-Versender ist wohl eine 100-prozentige Tochter der MultiMedia ProMarkt Handels GmbH, jedoch nicht von der Insolvenz betroffen. Das Unternehmen arbeitet laut Eigenbekunden komplett unabhängig von der Muttergesellschaft.

Und zu guter Letzt gibt es ProMarkt Discount + Service, ein Unternehmen der Rewe Group mit bundesweit 53 Fachmärkten.

Bis 2005 wollten die Brüder wieder in den schwarzen Zahlen sein. Doch schon Anfang 2004 übergaben sie die angeschlagene Kette Foto-Radio-Wegert an den ehemaligen Vertriebsleiter. Ein Jahr später meldete dieser Insolvenz an, Foto Wegert ging dann an die Kette O.K.-Foto, die ihrerseits 2006 pleiteging.

Auch die Macro-Märkte blieben in den roten Zahlen. Anfang 2006 verkauften die Gebrüder Wegert 16 Filialen an ElectronicPartner, mit den anderen 32 Standorten wurden Sie MediMax-Franchisenehmer. Der eine oder andere Standort wurde in der Zwischenzeit verkauft oder geschlossen, sodass die aktuelle Insolvenz 27 Standorte, die meisten im Osten Deutschlands, betrifft. (go)

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