Experten-Diskussion

Kann Social Business Hierarchien aufbrechen?

25.10.2012
Interne Social-Media-Plattformen haben das Potenzial, die Arbeitswelt umzukrempeln. Sie schaffen Transparenz, lösen Hierarchien auf und machen Know-how zum Allgemeingut. Das zumindest meinen Hersteller und Analysten

Im Rahmen eines Roundtables "Social Business Collaboration" im Münchner Haus der bayrischen Wirtschaf haben Vertreter von IBM, Microsoft, Novell, Experton, von der Deutsche Post DH und, der Ludwig Maximilian Universität München sowie von Beck et. al. über Sinn und Nutzen von Social Networking in Unternehmen diskutiert.

Foto: vladgrin, Fotolia.de

Erst disruptiv, dann nachhaltig - diese Entwicklung prognostiziert Axel Oppermann, Senior Advisor bei der Experton Group, dem Modethema "Social Business". Wobei bislang immer noch nicht klar ist, unter welcher Bezeichnung es den vorhergesagten Siegeszug in den Unternehmen antreten könnte. Im Angebot sind je nach Façon des Herstellers und Analystenhauses weitere Begriffe wie, "Enterprise 2.0", "Social Enterprise" oder auch "Business 2.0". Die Organisatoren eines Presse-Roundtables im München zum Thema entschieden sich für "Social Business Collaboration" (SBC), möglichweise nicht zuletzt, weil die anwesenden Hersteller Microsoft, IBM und Novell allesamt auf eine lange Historie im Markt für Collaboration-Software zurückblicken können.

Richtig angewandt können Social-Business-Tools einen organisatorischen Wandel innerhalb von Unternehmen herbeiführen, vermutet die Experton Group, weil sie die interne Kommunikation verändern. In Teilen würden Social-Business-Dienste wie Instant Messaging, Blogs, Wikis, Infostreams und Profilseiten den Gedanken- und Informationsaustausch via Telefon und E-Mail ersetzen, und sie würden hierarchische Hürden abbauen. "Einer unserer CIOs chattet mit Helpdesk-Mitarbeitern in Malaysia", bestätigte Daniel Pankatz, Digital Media Manager bei Deutsche Post DHL. "Das war früher undenkbar. Wir erleben einen Kulturwandel."

Die Kommunikationskultur wird transparent

Allerdings gibt es auch Zweifel, ob die Softwareprogramme tatsächlich ein solches Momentum entwickeln und lang eingeschliffene Kommunikationsabläufe aufbrechen können. "Social Business macht bestehende Kulturen transparent, es zeigt auf, welche Collaboration- und Kommunikationsverhältnisse herrschen", schränkte Siegfried Lautenbacher, geschäftsführender Gesellschafter der Beck et al. Services GmbH, ein. Der Manager hat diverse Projekte begleitet und daraus die Erkenntnis gewonnen, dass "Social Business grundsätzlich für jedes Unternehmen machbar ist, sie jedoch je nach hierarchischer Ausprägung der Organisation unter verschiedenen Voraussetzungen starten müssen."

Daniel Pankatz, Deutsche Post DHL: "Mitarbeiter haben den sozialen Layer vermisst."
Daniel Pankatz, Deutsche Post DHL: "Mitarbeiter haben den sozialen Layer vermisst."
Foto: Deutsche Post DHL

Die Deutsche Post DHL ist Anwender der "Yammer"-Plattform und wurde von den eigenen Mitarbeitern sanft ins Social-Business-Zeitalter geschubst. Niederländische IT-Kollegen haben die Software vor mehr als zwei Jahren aus eigenem Antrieb und ohne Rücksprache mit der Zentrale eingeführt, weil sie sich mit den Möglichkeiten einer Sharepoint-Installation nicht zufrieden geben wollten. "Sie haben den sozialen Layer vermisst", schilderte Pankatz die damaligen Defizite. Diese Lücke mit Sharepoint zu füllen, hätte einen enormen Projektaufwand mit sich gebracht, die Mitarbeiter nahmen lieber mit Yammer eine Abkürzung.

Das Ziel: Bessere Produktivität

In der Zwischenzeit machte sich auch die DHL-Zentrale Gedanken, wie sich die externen sozialen Netze à la Facebook für Unternehmenzwecke erschließen und die künftige interne Kommunikation gestalten ließe. Für Letzteres Anliegen wurde Yammer die unternehmensweite Plattform, weil man bereits gute Erfahrungen gesammelt hatte und sich das Produkt schnell und einfach einführen ließ. Aus der ersten kleinen Community in den Niederlanden ist mittlerweile eine DHL-interne Gemeinschaft mit 15.000 Mitgliedern geworden. Die nächsten Schritte werden eine Integration mit Sharepoint und eine Ausweitung auf externe Partner und Kunden (für Self-Services) sein. "Da ist noch viel Musik drin", freut sich Pankatz.

Ziel vieler Social-Business-Projekte ist die verbesserte Produktivität der Mitarbeiter. Zentrales Anliegen auf dem Weg dorthin ist, das im Unternehmen verankerte Wissen der Mitarbeiter transparenter zu gestalten und die interne Zusammenarbeit zu fördern. Erste Schritte dorthin führen oft über das Dokumenten-Sharing, denn hier sind die Defizite des bislang üblichen Austausches von Inhalten über den E-Mail-Anhang offensichtlich. Heute verfügbare Social-Business-Plattformen bieten Funktionen, mit denen sich Schriftstücke versionieren, kommentieren und gemeinsam bearbeiten lassen.

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