Karstadt, Opel und die Verantwortung des Unternehmers

21.10.2004

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Herrn Meinrad Müller

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München, 18.10.2004

Karstadt, Opel und die Verantwortung des Unternehmers

Sehr geehrter Herr Müller,

vielen Dank für die Zusendung Ihres Kommentars zur Opel- und Karstadt-Krise. Sie sind ja ganz schön sauer. Sauer auf die Leute aus Politik und Gesellschaft, deren Beitrag zu jedem ins Trudeln geratenen Unternehmen immer nur darin besteht: "Erhaltet die Arbeitsplätze! Erhaltet die Arbeitsplätze!" Diese Leute, monieren Sie, haben von Betriebswirtschaft keine Ahnung.

Am schlimmsten sind diejenigen, schreiben Sie, die zwar einerseits öffentlich immer nur den Erhalt der Arbeitsplätze fordern, gleichzeitig aber Aktionäre des gefährdeten Betriebs sind. Denn als Anteilseigner müssen sie ein Interesse daran haben, dass das Unternehmen schnell wieder aus der Krise herauskommt, Gewinne erwirtschaftet, eine schöne Rendite zahlt und hohe Börsenkurse realisiert. Und das geht meistens nur über Personal- und Arbeitsplatzabbau. Befinden sich diese Menschen in einer Zwickmühle? Nein, sagen Sie: Wenn man ihnen ein Mikrofon unter die Nase hält, dann geht es ihnen um die Arbeitsplätze, und wenn sie auf dem Klo sitzen, um ihre Aktien. Nun weiß ich nicht, ob diese Bigotterie wirklich so verbreitet ist, wie Sie es darstellen, aber in Ordnung wäre dieses Verhalten sicher nicht.

Ihr Schreiben wirft noch eine andere Frage auf, nämlich die Frage nach der Verantwortung des Unternehmers. Und zwar die Verantwortung des Unternehmers seinen Angestellten gegenüber. Sie sagen in Ihrem Aufsatz, dass es nicht die Aufgabe eines Unternehmers ist, möglichst viele Arbeitsplätze zu schaffen und Leute einzustellen. Gut, auch da bin ich bei Ihnen. Ein guter Unternehmer beschäftigt gerade so viele Angestellte, wie er benötigt. Aber meine feste Überzeugung ist auch, dass ein Unternehmer, wenn er erst einmal jemanden eingestellt hat, für diesen Menschen eine Verantwortung übernommen hat. Nämlich die Verantwortung, durch kluges und geschicktes unternehmerisches Tun nicht nur die eigene Existenz, sondern auch die Existenz seiner Angestellten zu sichern.

Zu diesem Punkt habe ich in Ihrem Schreiben leider kein Wort gefunden. Sie wenden sich vor allem dagegen, dass sich Politiker und andere gesellschaftliche Kräfte in die "inneren Angelegenheiten eines Unternehmens" einmischen. Aber wenn, wie jetzt bei Opel und Karstadt, Tausende und Abertausende von Arbeitsplätzen zur Disposition stehen, kann man dann wirklich noch davon sprechen, dass es sich hierbei ausschließlich um eine "innere Angelegenheit" dieser Firmen handelt?

Sie, sehr geehrter Herr Müller, haben 1978 im Alter von 24 Jahren die Alpenland GmbH gegründet und sind somit als Unternehmer ein alter Hase. Daher würde mich schon interessieren, wie Sie es mit der "Verantwortung des Unternehmers seinen Mitarbeitern gegenüber" halten.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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