Die russische Antivirenfirma Kaspersky Lab profitiert eigenen Angaben zufolge von den Fehlern anderer Anbieter. Denn ein Wechsel des Virenschutzes komme für Unternehmen oft erst in Frage, wenn der Schutz des bestehenden Anbieters versage. "Heute ist der sich schnell verändernde Markt unsere große Chance. Und dieser Markt ändert sich dramatisch", meint Natalya Kaspersky, Vorsitzende des Unternehmens, gegenüber der Schweizer Sonntagszeitung. Während Kaspersky gerade im deutschsprachigen Raum längst zu den ganz Großen der Branche aufgestiegen ist, wird global betrachtet das Geschäft mit Antivirensoftware immer noch von großen Anbietern wie Symantec und McAfee beherrscht.
"Es liegt in der Natur der Sache, dass die Hacker stets einen Schritt voraus sind. Wir müssen Angriffe zuerst erkennen, um davor schützen zu können", erklärt Kaspersky die Arbeit ihres Unternehmens. Besonders problematisch sind Viren, die nur in geringer Zahl im Umlauf sind. Diese werden oft nicht rechtzeitig erkannt, um schnell genug mit Aktualisierungen reagieren zu können. Dabei können Russlands Informatikunternehmen auf ein großes Potenzial an hervorragend ausgebildeten Programmierern zurückgreifen. Einige dieser begabten Kräfte würden sich leider auch für die Gegenseite entscheiden und als Teil krimineller Organisationen Computerviren schreiben.
Die Anfangstage, in denen Kaspersky nur durch Vorauszahlungen ihres größten Kunden überleben konnten, hat das 1997 gegründete Unternehmen nun hinter sich. Natalya Kaspersky ist eine der im Westen erfolgreichsten russischen Geschäftsfrauen. Das Problem vieler russischer Unternehmen sieht sie im fehlenden Geschäftsdenken. "Viele russische Informatikfirmen werden von Ingenieuren geleitet. Das sind Leute, die Produkte erfinden und sie wie kleine Kinder hätscheln, statt an die Kunden zu denken", kritisiert Kaspersky. (pte/bb)