Revision eingelegt

Kein Ende im Schmiergeld-Prozess

07.01.2013
Wer hat gelogen und war hat die Wahrheit gesagt? Auch nach den Urteilen im Schmiergeld-Prozess gegen frühere Media-Markt-Manager scheint die Sache noch nicht ausgestanden zu sein.

Der Schmiergeld-Prozess gegen den Ex-Deutschland-Chef von Media Markt, Michael Rook, geht voraussichtlich in eine neue Runde. Die Verteidigung hat gegen das Urteil Revision eingelegt. Über die Revision muss der Bundesgerichtshof in Karlsruhe entscheiden.

Am Freitag vor Weihnachten war Rook zu einer Gefängnisstrafe von fünf Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Mit dem Urteil war die Wirtschaftskammer des Augsburger Landgerichts nahezu komplett dem Willen der Staatsanwaltschaft gefolgt, die für Rook fünf Jahre und neun Monate Haft wegen gewerbsmäßiger und bandenmäßiger Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr in 66 Fällen gefordert hatte. "Es ist für uns eine Hop- oder Top-Entscheidung", hatte der Vorsitzende Richter Wolfgang Natale bei der Urteilsbegründung gesagt.

Wenn es nach dem Willen der Verteidigung gegangen wäre, hätte Rook freigesprochen werden müssen, da er stets sämtliche Vorwürfe bestritten hatte. "Wir haben bei Herrn Rook kein Motiv vorliegen", sagte einer seiner Anwälte in seinem Pladoyer. "Einen Geldbedarf hat es bei ihm nicht gegeben." Rooks Anwälte kritisierten, das Urteil sei "auf skandalöse Weise" zustande gekommen und beruhe auf einer "grob fehlerhaften Beweiswürdigung".

Aussage gegen Aussage

Schuldig oder Unschuldig? "Schuldig" nach Meinung des Gerichts. Michael Rook will jedoch von den ganzen Schmiergeldzahlungen nichts gewusst haben.
Schuldig oder Unschuldig? "Schuldig" nach Meinung des Gerichts. Michael Rook will jedoch von den ganzen Schmiergeldzahlungen nichts gewusst haben.

Rook soll zusammen mit Bruno Herter, dem früheren Media-Markt-Regionalleiter für Süddeutschland, über Jahre hinweg vom Unternehmer Peter N. aus Wetzlar bestochen worden sein. Herter hat die Vorwürfe weitestgehend gestanden und muss wegen Bestechlichkeit für vier Jahre und neun Monate hinter Gitter, hier hatte die Staatsanwaltschaft vier Jahre und sechs Monate gefordert.

Als Gegenleistung für das Schmiergeld von mehr als vier Millionen Euro, sollen Herter und Rook dem Unternehmer N. mehrere Jahre lang exklusiv Aufträge für dessen Firmen zugeschanzt haben. N. bekam zum Beispiel die Erlaubnis, in den Media-Markt-Filialen lukrative DSL-Verträge anzubieten. Über Provisionen von TK-Providern haben die Firmen von N. auf diesem Weg nach Angaben der Staatsanwaltschaft über mehrere Jahre hinweg ca. 50 Millionen Euro eingenommen.

Nach Ansicht von Rooks Verteidigern hatte ihr Mandant von Herters Tun nichts gewusst. Rook sagte in seinem Schlusswort: "Ich weise die Vorwürfe zurück, ich kann es nur als Lüge zurückweisen." Wenn er überhaupt einen Fehler gemacht habe, dann den, zu lange seinem Kollegen vertraut zu haben.

Herter hatte die Tat gestanden und dabei Rook beschuldigt. Er sagte aus, sie hätten das Geld unter sich aufgeteilt – und komplett ausgegeben. Er selbst habe "gut gelebt" damit: "Reisen, Hotels, Autos, Zweitwohnung". Rook habe ihm gesagt, dass er die Vorgänge nie zugeben werde. (tö)

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