Schmiergeldprozess um Media Markt

"Kein Motiv" – Freispruch gefordert

14.12.2012
Der Verteidiger des Ex-Media-Markt-Managers Michael Rook hat in seinem Pladoyer einen Freispruch für seinen Mandanten gefordert. Der Hauptangeklagte habe nichts von den Bestechungen gewusst.
Hofft auf einen Freispruch: Michael Rook (das Bild zeigt ihn noch zu seiner Zeit als COO bei Media-Saturn)
Hofft auf einen Freispruch: Michael Rook (das Bild zeigt ihn noch zu seiner Zeit als COO bei Media-Saturn)

Der seit Juni andauernde Prozess um jahrelange Schmiergeldzahlungen bei Media Markt nähert sich seinem Ende. Nachdem jetzt sämtliche Pladoyers der Anwälte der sechs Angeklagten gehalten wurden, soll am 21. Dezember das Urteil gesprochen werden. Die Staatsanwaltschaft hatte schon Ende November ihre Pladoyers gehalten (--> wir berichteten).

Wenn es nach dem Willen der Verteidigung geht, soll der Hauptangeklagte Michael Rook, der Ex-Deutschland-Chef von Media Markt, freigesprochen werden. "Wir haben bei Herrn Rook kein Motiv vorliegen", sagte einer seiner Anwälte in seinem Pladoyer. "Einen Geldbedarf hat es bei ihm nicht gegeben."

Die Staatsanwaltschaft fordert dagegen fünf Jahre und neun Monate Haft für Rook, da sie ihm gewerbsmäßige und bandenmäßige Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr in 66 Fällen vorwirft. Rook soll zusammen mit Bruno Herter, dem früheren Media-Markt-Regionalleiter für Süddeutschland, über Jahre hinweg vom Unternehmen Peter N. aus Wetzlar bestochen worden sein.

Schmiergelder in Millionenhöhe

N. bekam als Gegenleistung als Einziger die Erlaubnis, in den Media-Markt-Filialen lukrative DSL-Verträge seiner Firmen anzubieten. Über Provisionen von TK-Providern haben die Firmen von N. auf diesem Weg nach Angaben der Staatsanwaltschaft ca. 50 Millionen Euro eingenommen. Als Schmiergelder sollen an Herter und Rook mehr als vier Millionen Euro geflossen sein. Für bewiesen hält die Anklage, dass Rook zumindest Bargelder in Höhe von 1,1 Millionen Euro erhalten hat.

Rook bestreitet die Vorwürfe und will nicht einen Cent an Schmiergeld genommen haben. Nach Ansicht von Rooks Verteidigern hat ihr Mandant von den Machenschaften nichts gewusst. Herter hat dagegen die Taten gestanden und dabei Rook beschuldigt. Das Geld sei unter den beiden aufgeteilt und komplett ausgegeben worden – "für Reisen, Hotels, Autos, Zweitwohnung".

"Frei erfundene Aussagen"

Die Verteidigung von Rook hält Herter für unglaubwürdig und die Aussage über eine Beteiligung Rooks frei erfunden. Herter habe demnach die Bodenhaftung verloren und sei ein Getriebener.

Dagegen sieht Herters Anwalt bei seinem Mandanten "gewichtige strafmildernde Umstände", wie sein Geständnis. Deswegen dürfe die Gesamtfreiheitsstrafe drei Jahre nicht überschreiten, argumentiert er. Die Staatsanwaltschaft hatte dagegen für Herter vier Jahre und sechs Monate Gefängnis beantragt. Er soll in 182 Fällen bestochen worden sein.

N., der ebenfalls geständig ist, soll nach Willen der Staatsanealtschaft wegen gewerbsmäßiger und bandenmäßiger Bestechung ebenfalls für vier Jahre und sechs Monate hinter Gitter. Nachdem sein Unternehmen 2010 insolvent wurde, sprangen Hamburger Geschäftsleute ein und verkauften in den Media-Markt-Filialen Verträge mit Internet-Anbietern im Gesamtvolumen von 15 Millionen Euro. Wie sie im Prozess gestanden, erhielt Herter davon rund zehn Prozent in bar. Für die neuen "Geschäftspartner" des Media Markts hat die Staatsanwaltschaft Haftstrafen von bis zu dreieinhalb Jahren gefordert. (tö)

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