Bluechip-Vorstand Sven Buchheim

"Keine Exklusivität für HP bei Drucker.de"

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Mit dem Einstieg beim insolventen Onliner Freyer & Ploch baut PC-Fertiger und Distributor Bluechip sein Endkundengeschäft aus. Im Interview erläutert Vorstand Sven Buchheim, wie sich Bluechip künftig aufstellt.
''Wir werden nicht das Vertrauen aufs Spiel setzen, das wir uns in den letzten 24 Jahren erarbeitet haben'', Sven Buchheim, Vorstand bei der Bluechip Computer AG.
''Wir werden nicht das Vertrauen aufs Spiel setzen, das wir uns in den letzten 24 Jahren erarbeitet haben'', Sven Buchheim, Vorstand bei der Bluechip Computer AG.
Foto: Bluechip

Bei Bluechip ist im vergangenen Jahr ja einiges passiert. Wie lautet Ihr Fazit?

Sven Buchheim: Für uns ist das zu Ende gehende Geschäftsjahr sehr zufriedenstellend gelaufen. Wir konnten unseren Ertrag ausbauen, obwohl der Umsatz leicht zurückgegangen ist. Das liegt daran, dass wir manche margenschwächeren Geschäfte einfach nicht mehr gemacht haben. Zudem konnten wir unser Eigenmarkengeschäft weiter ausbauen. Unsere Tablets laufen beispielsweise gut. Ein wichtiger Punkt war auch die im Rahmen eines Asset Deals übernommenen Geschäftstätigkeiten von Freyer & Ploch, aus der wir die neue Drucker.de geformt haben.

Diese Übernahme hat im Channel doch für einige Überraschung gesorgt. Was bezwecken Sie mit Drucker.de?

Buchheim: Drucker.de war für uns eine Chance, uns als Dienstleister zusammen mit der Bluechip-Eigenmarke und unserem Consumer-Geschäft über ECT und der Marke "One" breiter aufzustellen.

Ist es heutzutage notwendig, Betätigungsfelder jenseits des reinen Distributionsgeschäfts zu suchen, um überleben zu können?

Buchheim: Wir sind sowieso von jeher eine Kombination zwischen Hersteller und Fokusdistributor. Kistenschieben reicht zum Überleben aber tatsächlich nicht aus. Und wir sind auch kein Broadliner und werden das auch nicht werden. Deshalb ist es wichtig, sich breiter aufzustellen.

Wenn ein Distributor im Endkundengeschäft mitmischt, gibt es jedoch immer Bedenken seitens der Händler.

Buchheim: Niemand muss Angst haben, dass über Drucker.de unrealistische Preise gemacht werden. Drucker.de agiert unabhängig und ist nur Kunde im eigenen Haus. Die Konditionen der Hersteller lassen da wenig Spielraum. Zudem vertreiben wir über Drucker.de auch Marken, die wir als Distributor gar nicht im Portfolio haben. Diese müssen auch wie allgemein üblich bei anderen Distributoren eingekauft werden. Wir werden nicht das Vertrauen aufs Spiel setzen, das wir uns in den letzten 24 Jahren erarbeitet haben.

Lassen Sie mich bei den Marken einhaken: Freyer & Ploch hat unter der Domain Drucker.de ausschließlich HP-Produkte vertrieben. HP soll damals auch einen erheblichen Teil der Summe für den Kauf der Domain beigesteuert haben. Bleibt Drucker.de ein HP-Only-Shop?

Buchheim: Nein, es wird künftig keine Exklusivität mehr mit HP auf Drucker.de geben, doch HP wird weiterhin einen großen Stellenwert haben, aber wir wollen möglichst allen Druckerherstellern eine Absatzplattform anbieten.

Freyer & Ploch hat neben dem Online-Geschäft auch im regionalen Umfeld Systemhausgeschäft betrieben. Wird dies beibehalten?

Buchheim: Der Fokus liegt zunächst nur auf dem Online-Geschäft. Das Systemhausgeschäft mit Managed-Print-Services-Angeboten werden wir nicht weiter verfolgen. Wir wollen aber das Supplies-Geschäft ausbauen. Dabei werden wir aber nur Originalware führen, sonst verlieren wir schnell das Vertrauen der Druckerhersteller.

Bisher ist Drucker.de, wie der Name schon aussagt, ein Online Shop für Drucker und Verbrauchsmaterial. Denken Sie auch darüber nach, die Plattform als Absatzkanal für Ihre Eigenmarke zu nutzen?

Buchheim: Für die Bluechip-gebrandete Ware definitiv nicht. Wir trennen B2B- und B2C-Geschäft. Das wir zu einen späteren Zeitpunkt unsere B2C-Marke One mit anbieten, schließe ich nicht aus. Jetzt müssen wir erst einmal alles sauber an den Start bringen.

Wird Florian Freyer, der Geschäftsführer von Freyer & Ploch, auch bei Drucker.de an Bord bleiben?

Buchheim: Florian Freyer bleibt als zweiter Geschäftsführer neben mir bei Drucker.de. Die Zusammenarbeit mit Bluechip war auch schon vor der Insolvenz sehr gut. Das gute Verhältnis zu Florian Freyer war ein wesentlicher Grund, die Assets zu übernehmen. Sonst hätten wir das vielleicht gar nicht gemacht.

Nach dem ereignisreichen Geschäftsjahr, wie sehen die Pläne für das kommende Jahr aus?

Buchheim: Wir werden auf jeden Fall unsere Eigenmarke weiter ausbauen. Dabei bleibt im B2B-Geschäft der Fokus auf Desktop-PCs, Notebooks, Tablets, Workstations und Server. Künftig wollen wir auch Cloud-Dienstleistungen anbieten. Im B2C-Segment werden wir auch Home-Automation-Produkte anbieten.

Wie soll dieses Cloud-Geschäft aussehen?

Buchheim: Es ist nicht geplant, eigene Rechenzentren aufzubauen. Wir statten aber Rechenzentren mit unserer Technik aus. Wir helfen den Betreibern dabei, Kunden für freie Kapazitäten in diesen Rechenzentren zu finden.

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