Keine Gehaltserhöhung wegen UMTS

25.03.2004

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NT-Plus AG

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Herrn Klaus Elias

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Hannover, 21.03.2004

Keine Gehaltserhöhung wegen UMTS

Sehr geehrter Herr Elias,

Sie von NT-Plus haben sich ja entschieden, in diesem Jahr nicht auf der Cebit auszustellen, und so konnten Sie sich am gestrigen Samstag das Radrennen Mailand-San Remo im Fernsehen anschauen. Hätte mich auch interessiert, aber ich war ja auf der Cebit. Zwar hatte ich zu der Zeit der Übertragung keinen Termin, aber auch keinen Fernseher. Da wäre es toll gewesen, wenn die Telekommunikationsindustrie schon so weit wäre, Live-Bilder aus dem Fernseher in erstklassiger Qualität auf Notebooks, PDAs oder Smartphones zu übertragen. Es stellen sich nun mehrere Fragen: 1. Wird dies jemals so kommen? 2. Werde ich dies noch erleben? 3. Werde ich mir diesen Dienst leisten können?

Vorige Woche las ich, dass selbst UMTS für die Übertragung von Fernsehen zu langsam sei. Außerdem sei die Akku-Leistung für diese Belastung viel zu gering, sodass den Geräten nach kürzester Zeit der Saft ausgehe. Die Lösung für beide Probleme soll in dem neuen Standard "DVB-H" liegen, was die Abkürzung für "Digital Video Broadcasting for Handhelds" ist. Diese Technologie steht aber noch ziemlich am Anfang, erst im Sommer starten in Berlin erste Feldversuche. (Eine weitere Frage in diesem Zusammenhang: Muss ich für mein PDA dann auch GEZ-Gebühren zahlen?)

Die Frage ist die: Wird es eine Killerapplikation für UMTS geben? Ein Service, der für Millionen von Menschen so nützlich und attraktiv ist, dass sie Monat für Monat viel Geld dafür ausgeben? Irgendetwas, das vergleichbar ist mit SMS im GSM-Netz?

Vorgestern habe ich hier auf der Messe Martin Furuseth besucht, den früheren Compaq- und Tech-Data-Geschäfts-führer, der jetzt ein hohes Tier bei Siemens Mobile und weltweit für den Handy-Verkauf verantwortlich ist. Furuseth sagte mir, dass die Netzbetreiber hoffen, dass UMTS im diesjährigen Weihnachtsgeschäft für kräftige Umsätze sorge. Er selbst teilt diese Hoffnung nicht. Vor allem aufgrund fehlender Anwendungen (Killerapplikatio-nen) bei gleichzeitig hohen Kosten für die Verbraucher.

In Italien hat man ja schon mehr Erfahrungen. Seit März vergangenen Jahres bietet die Telefongesellschaft H3G Italia, eine Tochter des Hutchisons-Konzerns, UMTS-Dienste an. Auf den erhofften Boom wartet das Unternehmen noch heute. Bereits Ende 2003 wollten die Italiener mehr als eine Million UMTS-Kunden haben, mit 340.000 schafften sie lediglich ein Drittel der Zielmarke. Videokonferenzen, Unterhaltungsangebote und interaktive Spiele sind zu wenig, um den Verbrauchern ihr sauer verdientes Geld aus der Tasche zu ziehen. Die Kosten-Nutzen-Relation stimmt nicht.

Der Haken an UMTS ist, dass die Menschen wegen UMTS keine Gehaltserhöhung bekommen werden. Für die Diensteanbieter bedeutet dies, dass sie im Verdrängungswettbewerb stehen, was das Budget des Verbrauchers betrifft. Hier wird es darauf ankommen, ob die Diensteanbieter eine Anwendung kreieren können, auf welche die Verbraucher nicht verzichten können oder zumindest nicht verzichten wollen. Ich für meinen Teil sehe diese Anwendung im Moment noch nicht. Sie vielleicht?

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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