Keiner für alles: Nur zehn Prozent der User wagen sich an Linux

19.07.2001
Die Regierung mischt mit bei der Open-Source-Entwicklung: Man wolle keine Monokultur bei Betriebssystemen, ließ das Innenministerium verlauten. Ändern wird sich so schnell aber nichts - 93 Prozent der Nutzer bevorzugen Windows, nur zehn Prozent trauen sich an Linux ran, kaum einer will wechseln.

Wir wollen keine Monokultur, auch nicht bei Betriebssystemen." Mit diesen einleitenden Worten zu den Stuttgarter Linux-Tagen brachte Brigitte Zypries, Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, neuen Schwung in die Open-Source-Bewegung. "Wir haben den Telekommunikationsmarkt ja auch liberalisiert, warum sollten wir uns bei Software mit einer Monopolsituation zufrieden geben?" Die Bundesregierung will Open Source jetzt auch in Politik und Verwaltung salonfähig machen.

Bei Otto Normalverbraucher ist der Durchbruch allerdings noch nicht gelungen - auch wenn man in den vergangenen Jahren eine imposante Entwicklung hingelegt hat. Doch von einem Massenprodukt kann man freilich noch nicht sprechen: Laut einer Emnid-Studie, die im Auftrag der Suse Linux AG durchgeführt wurde, verwenden derzeit 93 Prozent der PC-Nutzer beruflich und privat das Microsoft-Produkt "Windows".

An Linux trauen sich erst zehn Prozent der Befragten ran. Bei den anderen Wettbewerbern sieht es ähnlich aus: Unix bringt es auf einen Anteil von acht Prozent, gefolgt von Mac OS mit gerade noch sechs Prozent. Eine Umstellung ihres Betriebssystems auf Linux halten auch nur sieben Prozent der Befragten für "sehr wahrscheinlich", 16 Prozent belassen es bei einem vorsichtigen "eher wahrscheinlich". Die ablehnende Front dominiert die Szene mit insgesamt 75 Prozent.

Das Betriebssystem wird mit Vorsicht genossen: Mit 15 Prozent lehnen die meisten Nutzer Linux wegen der geringen Verbreitung und mangelnden Bekanntheit ab. Dabei erreicht das Betriebssystem nach aktuellen Schätzungen einen Bekanntheitsgrad von immerhin 56 Prozent.

Für 14 Prozent sind fehlende Anwendungsprogramme ein Ausschlusskriterium, weitere zehn Prozent bleiben lieber im sicheren Hafen ihrer Windows-Kenntnisse. Auch die "zeitintensive Einarbeitung" und "komplizierte Bedienung" verhindern einen Linux-Boom. Trotzdem besteht Hoffnung für Linux: Nur die wenigsten Anwender sind von ihrem jetzigen Betriebssystem überzeugt, gerade mal sechs Prozent der Windows-Benutzer sind nach eigenen Angaben "zufrieden" mit der Software, und nur zwei Prozent geben die "einfache Bedienung von Windows" als Grund für ihr Desinteresse an der Alternative an.

Linux wird stabiler als Windows eingeschätzt

Die Befragten haben eine sehr genaue Vorstellung von den Argumenten, mit denen man sie zu einem Wechsel bewegen könnte. 92 Prozent setzten auf "Stabilität" - dass es mit der bei Windows nicht immer klappt, ist ja kein Geheimnis. 84 Prozent fordern eine Internet- und E-Mail-Fähigkeit von ihrem neuen Betriebssystem, ebenso viele erwarten eine einfache Handhabung. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ist den potenziellen Kunden genau so wichtig wie Sicherheit und Softwareverträglichkeit.

Zumindest im wichtigsten Punkt ist Linux dem Marktführer schon um einiges voraus: 46 Prozent der Befragten halten Stabilität für einen deutlichen Vorteil von Linux, Gleiches wird Windows nur von 13 Prozent der User zugeschrieben. Auch beim Preis-Leistungs-Verhältnis und der Sicherheit hat Linux heute schon die Nase vorn. An der einfachen Handhabung (Linux: 13 Prozent, Windows: 51 Prozent), der Softwareverträglichkeit und der einfachen Installation muss aber noch gearbeitet werden. Dann klappt es bestimmt auch mit der häufigen Nutzung bei PC-Anwendern (Linux: ein Prozent, Windows: 40 Prozent).

www.suse.de

ComputerPartner-Meinung:

Linux hat offenbar immer noch schwer mit dem Ruf zu kämpfen, ein reines Server-Betriebssystem zu sein. Dennoch ist das Betriebssystem inzwischen eine ernst zu nehmende Gefahr für das Microsoft-Produkt. Darauf deuten auch zahlreiche interne "white Papers" aus Redmond hin, die sich vor allem mit der Frage beschäftigen, wie man Open-Source-Software erfolgreich bekämpfen kann. (mf)

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