Gründer kämpft um sein Lebenswerk

Kellerhals bekräftigt Rückkauf-Pläne für Media-Saturn



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
In der wieder aufgeflammten Auseinandersetzung der Media-Saturn-Eigentümer geht es weiter Schlag auf Schlag: Firmengründer Erich Kellerhals äußert in einem Interview neue Kritik am Mehrheitseigner Metro – und konkretisiert erstmals seine Absicht zum Rückkauf des Unternehmens.
"Hinter den Kulissen macht Herr Koch, was er will": Erich Kellerhals würde den von ihm gegründeten Handelskonzern gerne zurückkaufen.
"Hinter den Kulissen macht Herr Koch, was er will": Erich Kellerhals würde den von ihm gegründeten Handelskonzern gerne zurückkaufen.

Media-Saturn-Gründer Erich Kellerhals hat nach eigener Angabe bereits interessierte Investoren an der Hand, um die Mehrheit an dem Retail-Konzern vom Mitgesellschafter Metro zurückzukaufen. "Wir haben das alles gründlich durchgerechnet und ausgearbeitet", so der 74-jährige in einem aktuellen Interview mit der Süddeutschen Zeitung. An der Finanzierung werde der geplante Rückkauf nicht scheitern, versicherte Kellerhals mit Blick auf die Metro. Einen Verkauf seiner Anteile an den Handelskonzern schloss der Unternehmensgründer dagegen einmal mehr kategorisch aus.

In dem SZ-Interview gibt Erich Kellerhals damit seine Absichten für Media-Saturn klarer als je zuvor zu verstehen – und spart auch nicht mit neuer Kritik am Mehrheitseigner Metro: Seit der Aufkündigung des Konsensprinzips regiere Metro-Chef Olaf Koch bei Media-Saturn durch, doch seien Erfolge nicht erkennbar. "In der Öffentlichkeit tut Herr Koch so, als ob er stets gesprächsbereit wäre und Kompromisse suche. Aber hinter den Kulissen macht er, was er will", so Kellerhals gegenüber der SZ.

Auch die Gründe für die öffentlichkeitswirksame "Stellenanzeige" (--> wir berichteten) von Kellerhals für einen neuen Media-Saturn-CEO lassen sich aus dem Interview herauslesen. Offensichtlich hatte die Metro die kürzlich verkündete "strategischen Neuausrichtung" von Media-Saturn inklusive neuer zentraler Multichannel-Strukturen und Personalabbau ohne Absprache mit Kellerhals in die Wege geleitet. Den Rücktritt des MSH-CEOs Horst Norberg, die danach vergossenen "Krokodilstränen des Herrn Koch" sowie die schnelle Präsentation von Metro-Vorstand Pieter Haas als Nachfolger wertet Kellerhals als strategisches Manöver der Metro: "Das war von langer Hand geplant."

Könnte Kellerhals wirklich das Ruder herumreißen?

Gegenüber der SZ vermittelt Kellerhals auch eine Vorstellung davon, was er anders machen würde, falls er es tatsächlich schaffen sollte, die Mehrheit an Media-Saturn wiederzuerlangen. "Ich will, dass Media-Saturn wieder experimentierfreudiger und innovativer wird", so der Firmengründer in dem Interview. Kreativität – nicht nur in der Werbung – habe das Unternehmen groß und erfolgreich gemacht. Zudem müsse man über mehr Dezentralität wieder näher an den Kunden herankommen. "In einer zentralisierten Organisation wie der Metro kommt der Kunde manchmal zu kurz", so Kellerhals.

Doch würde eine erneute Stärkung der Marktgeschäftsführer in dem Retail-Konzern wirklich das Ruder herumreißen? Während die Metro gerade im Zuge des anziehenden E-Commerce-Geschäfts von Media-Saturn möglichst effiziente zentrale Strukturen anstrebt, würde Kellerhals die Online-Auftritte von Media Markt und Saturn wohl eher zur Kundenzuführung an die stationären Filialen nutzen.

Online-Zukäufe wie Redcoon möchte der Unternehmensgründer zudem erklärtermaßen vergleichsweise unabhängig nebenher laufen lassen. In der Vision von Kellerhals würde sich Media-Saturn damit an die Organisation der CE-Verbundgruppen annähern, die auf die aktuellen Umbrüche im Handel allerdings ebenfalls noch keine Antwort haben. Vieles spricht dafür, dass die Frage der zentralen oder dezentralen Organisation für Media-Saturn im Vergleich zur generellen Herausforderung durch den Online-Trend ohnehin nur eine untergeordnete Rolle spielt. (mh)

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