Kenianer machen Handys zur Geldbörse

21.03.2007
Der größte Mobilfunkbetreiber des ostafrikanischen Landes Safaricom ermöglicht mit "M-Pesa" Geldüberweisungen per SMS - eine Weltneuheit.

Das Prinzip des von Safaricom-Gesellschafter Vodafone entwickelten Dienstes "M-Pesa" (M-Geld) ist einfach: Um Geld über sein Mobiltelefon zu versenden, zahlt der Nutzer einen bestimmten Betrag bei einem registrierten Agenten ein, der diesen auf dem virtuellen Konto des Einzahlers gutschreibt. Anschließend ist der Handy-Besitzer in der Lage, zwischen 100 und 35.000 Kenia-Shilling (Ksh; etwa 1,15 bis 395 Euro) via SMS an den gewünschten Empfänger - nicht zwingend ein Safaricom-Kunde - zu transferieren. Dieser kann das Geld gegen Vorlage eines Geheimcodes und seines Personalausweises bei einem Agenten in seiner Nähe abholen. Mit einer Gebühr von bis zu 170 Ksh für den Empfänger ist der Service nicht unbedingt billig, jedoch deutlich günstiger als die Dienste der spezialisierten Anbieter Western Union und Moneygram. Abgesehen davon eignet sich der Service als virtuelle Geldbörse, in die bis zu 50.000 Ksh (rund 560 Euro) passen.

Bereits kurz nach der Einführung von M-Pesa ist abzusehen, dass dieses Angebot das Bankwesen in Kenia verändern wird. In den ersten zwei Wochen haben sich bereits mehr als 10.000 Nutzer dafür registriert und acht Millionen Ksh (knapp 90.000 Euro) transferiert, größtenteils in kleinen Beträgen. Kenner des Landes überrascht der Zulauf keineswegs, verfügen doch lediglich 19 Prozent der (erwachsenen) Kenianer über ein eigenes Bankkonto. Im Gegensatz dazu haben mittlerweile 54 Prozent von ihnen ein eigenes Handy oder zumindest Zugang zu einem Mobiltelefon - Tendenz steigend.

Safaricom will nach eigenem Bekunden nicht in Konkurrenz zu Finanzdienstleistern treten, sondern vielmehr eine Versorgungslücke schließen. So ist anzunehmen, dass M-Pesa mit der Zeit wie eine EC-Karte eingesetzt wird. Wer damit zahlt, kann sein virtuelles Konto be- und entlasten und damit auf Einkaufstour gehen. Firmen sind ebenfalls an dem Dienst interessiert, sind sie damit doch in der Lage, Gehälter direkt auf die Handys ihrer Mitarbeiter zu transferieren anstatt ihnen das Geld wie bisher häufig mangels Kontoverbindung in bar auszuzahlen.

Natürlich gibt es Sicherheitsbedenken. Safaricom besteht aber darauf, dass die PIN ausreichend vor unautorisierten Abbuchungen schützt. Die einzige Gefahr bestehe darin, dass der Nutzer Geld an die falsche Telefonnummer schicke und es der unberechtigte Empfänger sofort abhole. (mb)

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