Speichermarkt

Kingston sieht Preisverfall als Chance für den Handel

03.12.2008
Obwohl die Speicherpreise im Keller sind, konnte Kingston seinen Umsatz im vergangenen Jahr halten. Geschäftsführer Christian Marhöfer erklärt, wie sein Unternehmen das schafft und was der Channel davon hat.

Von Boris Böhles

Die Speicherbranche hat neben der globalen wirtschaftlichen Talfahrt schon länger mit einem ganz eigenen Problem zu kämpfen: Die Preise fallen und fallen, vor allem für DRAM-Speicherriegel. Mittlerweile kosten zwei Gigabyte DDR2-800 Arbeitsspeicher gerade mal 20 bis 30 Euro. Endkundenpreis!

Diese Entwicklung reißt Unternehmen wie Qimonda in den Abgrund. Die Infineon-Tochter hat in Deutschland rund 1.500 Arbeitsplätze gestrichen, weltweit werden weitere 1.500 abgebaut. Außerdem hat das Unternehmen um Hilfe vom Staat gebeten. Infineon, seinerseits in großen Schwierigkeiten, will seine Qimonda-Anteile abstoßen, da die negativen Zahlen der Tochter erheblich zur eigenen Misere beitragen. Erst sollten die Aktien verschenkt werden, jetzt steht Infineon laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 03.12.2008 in Verhandlungen mit "mehreren möglichen Partnern". Der Marktwert für das angeschlagene Unternehmen Qimonda liegt derweil bei lächerlichen 14 Cent (Stand: 3.12.08) pro Aktie.

Preisverfall für Aufrüstung nutzen

"Wir werden in den SSD-Markt einsteigen", kündigt Kingston-Geschäftsführer Christian Marhöfer an.
"Wir werden in den SSD-Markt einsteigen", kündigt Kingston-Geschäftsführer Christian Marhöfer an.

"Uns geht es gut", sagt Christian Marhöfer, Geschäftsführer bei Kingston Deutschland, und findet damit unerwartete Worte auf eine Frage, die in Zeiten der Finanzkrise von den meisten Unternehmen mit großen Jammer-Tiraden beantwortet wird. Wie schafft es Kingston aufgrund solcher Entwicklungen, positive Botschaften zu verkünden? "Wir sind nicht auf den Kapitalmarkt angewiesen", erklärt Geschäftsführer Marhöfer. Das Unternehmen habe den Vorteil sich in Privatbesitz zu befinden und keine Bankschulden zu haben. Der Umsatz gibt dem Manager Recht: In Deutschland erreichte Kingston mit 170 Millionen Euro Vorjahresniveau. Und Marhöfer geht sogar noch einen Schritt weiter. Er sieht den Preisverfall bei Speicherriegeln sogar als Chance für Markenhersteller, mehr Produkte zu verkaufen. Die Preisdifferenz zu No-Name-Riegeln sei so gering, dass Kunden zu namhaften Marken greifen würden. Vor allem im High-End-Bereich (zum Beispiel bei Gaming-Rechnern) sieht Marhöfer Wachstum und eine Gelegenheit für den Fachhandel, gute (Weihnachts-) Geschäfte zu machen. Außerdem böten die günstigen Speicherpreise eine Gelegenheit für den Handel, Unternehmenskunden zum Aufrüsten von Modulen und sogar ganzer PC-Systeme zu bewegen.

Service und Support gesichert

Warum sollen Händler ausgerechnet Kingston-Speicher vertreiben? Marhöfer hat eine pragmatische Antwort auf diese Frage: Oft seien sie günstiger als Markenmodule, die PC- und Serverhersteller unter ihrem eigenen Namen anbieten bei gleicher Qualität. Ein wenig paradox ist dies schon, denn für Kingston selbst macht das OEM-Geschäft rund ein Viertel des Umsatzes aus und man konkurriert so mit sich selbst. Auf die Frage, ob Handel und Kunden im Vergleich zu OEM-Ware gleichwertigen Service und Support genießen, beruhigt Marhöfer: "Ein Systemhaus kann sich sicher fühlen", sagt er.

Fest steht übrigens, dass Kingston im ersten Quartal 2009 den Solid State Disk-Markt betritt. "Wir werden in den SSD-Markt einsteigen", sagt Marhöfer, betont aber, dass dieses Segment ganz klar noch keinen Massenmarkt darstelle. (bb)

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