Klare Sache: MO-Disketten sind CD-R/RW-Medien deutlich überlegen

20.04.2000
Während immer mehr Unternehmen und Privatpersonen an CD-R/RWs Gefallen finden, gelten magneto-optische Disks (MOD) nach wie vor als Exoten. Nicht ganz verständlich, sind sie doch den CD-Scheiben in etlichen Punkten überlegen.

Als Medien zur Datenarchivierung und für das tägliche File-Backup haben sich CD-Rohlinge und wiederbeschreibbare CDs etabliert. Für die Anwender sind die geringen Kosten pro Megabyte nach wie vor der entscheidende Grund, sie den magneto-optischen Datenträgern als "aktives" Arbeitsmedium und bei der Datendistribution vorzuziehen. Was jedoch die Leistung betrifft, haben MODs den CD-R/RWs einiges voraus.

Auf den ersten Blick sind beide Datenträger "Silberlinge", äußerliche Unterschiede gibt es aber dennoch. Die CD-R/RW hat einen Durchmesser von 120 Millimetern und ist somit größer als die 3,5-Zoll-MOD mit ihren 90 Millimetern. Charakteristisch ist auch, dass jedes MO-Medium von einer Plastikumhüllung geschützt wird. Eine Beschädigung beim Schieben des Datenträgers über eine raue Oberfläche - zum Beispiel einen Tisch - oder die Verunreinigung durch Fingerabdrücke ist bei magneto-optischen Disks ausgeschlossen, da keine direkte Berührung des eigentlichen Datenbereichs erfolgt.

Entscheidend ist das Schreiben

Als optische beziehungsweise magneto-optische Datenträger verwenden CD-R/RWs und MODs verschiedene Methoden zum Aufzeichnen von Daten. Das Auslesen der Daten erfolgt jedoch nach einem ähnlichen Prinzip: Ein Laserstrahl tastet die Informationen im Innern der Scheiben ab. Daraufhin setzt ein Prozessor im Laufwerk das von einem Detektor empfangene reflektierte Licht zu einem kontinuierlichen Datenstrom zusammen.

Um Daten auf die Datenträger zu schreiben, muss ihre Aufzeichnungsschicht verändert werden. Bei CD-R/RWs geschieht dies mittels eines Lasers, der die Schicht punktuell auf eine Temperatur von etwa 600 Grad Celsius aufheizt. Dann ist der Laserstrahl in der Lage, die Informationseinheit einzubrennen. Da dieser Vorgang ein physikalisch-chemischer Prozess ist, bei dem das Material der Schicht seinen Zustand je nach digitaler "1" oder "0" immer wieder ändert, wird ein CD-R/RW-Medium extrem belastet. Dies hat zur Folge, dass man für die Wiederbeschreibbarkeit einer CD generell eine Anzahl von etwa 1.000 Schreibzyklen annimmt.

Das magneto-optische Verfahren geht da weitaus schonender vor. Die Konsistenz des Materials wird nicht verändert, da die Aufzeichnung nach rein physikalischen Gesichtspunkten erfolgt. Und da die Metall-Legierung in der Aufzeichnungsschicht bereits bei 175 Grad Celsius ihre magnetische Eigenschaft verliert, muss der Laserstrahl auch nicht so hohe Temperaturen erzeugen. Wird parallel zum Brennen ein äußeres Magnetfeld angelegt, richten sich die durch den Laser geschriebenen Daten beim Abkühlen danach aus.

Schnell und dauerhaft muss es sein

Auf diesem Prinzip gründet die höhere Sicherheit einer MOD im Vergleich zu einer CD-R/RW. Denn nur, wenn beide Komponenten (Optik mittels Laser und Magnetfeld) aktiv sind, lassen sich Daten auf einer MO-Diskette überhaupt verändern. Eine MOD ist auch nicht durch eine bestimmte Anzahl von Schreibvorgängen eingeschränkt, vielmehr sind bei ihr mehrere Millionen Schreibzyklen durchführbar. Und auch wenn sie über einen längeren Zeitraum in der Sonne gelegen hat, also der UV-Strahlung ausgesetzt war, besteht nicht die Gefahr, dass ihre Daten nicht mehr nutzbar sind beziehungsweise Daten nicht mehr aufgezeichnet werden können.

Im Zeitalter immer schnellerer Schnittstellen spielt auch die Zugriffszeit auf den Datenbestand eine wichtige Rolle. Schließlich nützt es nichts, die Daten mit bis zu 100 MB/s durch die Leitungen zu jagen, wenn das Laufwerk aber nicht in der Lage ist, sie mit der gleichen Geschwindigkeit zu lesen oder zu schreiben. Da der Laufwerksmechanik speziell im Fall von rotierenden Speichersystemen physikalische Grenzen gesetzt sind, kommt eine CD-R/ RW nicht unter eine Zugriffszeit von etwa 100 bis 150 Millisekunden. Eine MOD wartet dagegen mit festplattenähnlichen Leistungswerten von zirka 25 Millisekunden auf.

Die Fehler korrigieren

Jedes Speichersystem benötigt heutzutage eine Fehlerkorrektur, um Informationen aus fehlerhaften Sektoren - die durch Materialschwächen oder dauerhaften Betrieb entstehen - in Ersatzsektoren auszulagern. Das Fehlerkorrekturverhalten einer MO-Disk ist dabei demjenigen einer CD-R/RW überlegen. Wird ein CD-Brenner während seiner Arbeit durch eine "Erschütterung" gestört, kann ein Rohling dies in der Regel nicht ausgleichen. Die CD-R ist unbrauchbar geworden.

Bei einer CD-RW ist das Korrekturverhalten schon besser. Allerdings zieht jede Fehlerkorrektur einen Schreibvorgang nach sich, und diesbezüglich sind einer CD-RW Grenzen gesetzt. Vergleichbare Probleme treten bei MODs nicht auf, denn die zum Auffinden der Daten notwendigen Informationen sind zur Sicherheit gleich dreimal innerhalb eines jeden Sektors gespeichert.

Auch beim Formatieren eines Datenträgers zeigen sich gewichtige Unterschiede. Da CD-R/RWMedien das so genannte UDF-Format verwenden, welches Sektor für Sektor bearbeitet, dauert ein Formatierungsprozess - je nach Schreibgeschwindigkeit des Brenners - mindestens zehn Minuten. Im Gegensatz dazu kommt eine MO-Disk mit lediglich 10 bis 20 Sekunden aus.

Größenunterschiede

Auch bei den Speicherkapazitäten haben MODs gegenüber CD-R/ RWs die Nase vorn. Innerhalb der vergangenen acht Jahre verzehnfachte sie sich bei 3,5-Zoll-MODs von 128 MB auf zuletzt 1,3 GB. Die Hersteller versprechen für die nächsten Jahre sogar Kapazitäten von 10 GB. CD-R/RWs stagnieren dagegen schon seit Jahren bei Speicherkapazitäten von etwa 650 MB - auch, weil die Hersteller ihr Augenmerk zuletzt verstärkt auf die Entwicklung wiederbeschreibbarer DVD-Medien richteten. DVD-RAMs, DVD+RWs, DVD-RWs und DVD/RWs sollten in der Lage sein - sofern sie sich etablieren - in diesem Punkt jedoch locker mit MODs mitzuhalten. Für 2005 ist beispielsweise an die Markteinführung von DVD-RAM-Disks mit 50 GB Kapazität pro Seite gedacht.

Zu guter Letzt darf auch ein Blick auf die Abwärtskompatibilität nicht fehlen. In heutigen 1,3- und auch in zukünftigen 2,6-GB-MO-Laufwerken können nach wie vor 128-MB-MODs beschrieben und gelesen werden. Die Technologie der CD-R/RW lässt diese Möglichkeit aufgrund der Aufzeichnungsmethode nur bedingt zu. Optische Laufwerke mit einem neuartigen Laser scheitern bisweilen daran, ältere CD-ROM/R/RWs zu lesen.

Der Knackpunkt bei den magneto-optischen Laufwerken und Medien bleibt aber nach wie vor der hohe Preis. Selbst fünf Pfennig pro Megabyte sind im Vergleich mit CD-RWs noch zu viel. Ein weiterer Ansatz der Hersteller auf dem Weg zu einer größeren Marktakzeptanz von MO besteht darin, den Verbrauchern die Vorteile dieser Technologie gegenüber anderen Speichersystemen so anschaulich wie möglich näher zu bringen. (tö)

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