Millionen-Deal

Klarna übernimmt Sofortüberweisung



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Der schwedische Payment-Spezialist Klarna, der mit seiner Rechnungskauf-Lösung in Deutschland noch zu den kleineren Marktteilnehmern zählt, übernimmt den Sofortüberweisung-Anbieter Sofort AG. Der Kaufpreis soll dem Vernehmen nach bei rund 100 Millionen Euro liegen.
Arbeitet künftig für Klarna: Sofort AG-Chef Gerrit Seidel
Arbeitet künftig für Klarna: Sofort AG-Chef Gerrit Seidel

Die Sofort AG, wie der Anbieter des populären Online-Bezahlservices Sofortüberweisung seit 2012 heißt, wird nach einer Neuaufstellung im vergangenen Jahr nun von dem schwedischen Payment-Spezialisten Klarna übernommen. Darauf haben sich der skandinavische E-Payment-Anbieter und der Sofort-Haupteigner Reimann Investors - die Beteiligungsgesellschaft der bekannten Unternehmerfamilie Reimann (u.a. "Calgon", "Clearasil") - geeinigt. Finanzielle Details wurden nicht bekannt gegeben, doch wie Techcrunch meldet, soll der Kaufpreis bei rund 150 Millionen Dollar (108 Millionen Euro) gelegen haben.

Nach der Übernahme sollen beide Unternehmen weiter operativ selbstständig am Markt tätig bleiben und die Produkte und Dienstleistungen der Unternehmen wie bisher angeboten werden. Aus strategischer Sicht macht die Übernahme dabei durchaus Sinn: Klarna ist der führende Zahlungsdienstleister in den nordischen Ländern. In Deutschland ist das Unternehmen seit 2010 aktiv und versucht, sich mit einer Schwerpunktsetzung auf die Zahlungsoptionen Rechnungs- und Ratenkauf zu profilieren. In Skandinavien betreibt das Unternehmen zudem ein Mobile-Bezahlsystem sowie den umfassenden "Klarna-Checkout", die auf dem deutschen Markt allerdings noch nicht angeboten werden. Die Sofort AG zählt zu den führenden Anbietern in Deutschland und Österreich und wird von mehr als 25.000 Online-Händlern eingesetzt.

Konkurrenz für PayPal

Zusammen verfügen Klarna und Sofort über einen Anteil von fast 10 Prozent am E-Commerce-Markt in Nordeuropa, zählen rund 25 Millionen Endkunden und arbeiten mit 43.000 Online-Händlern zusammen. Die beiden Unternehmen, deren Portfolios sich größtenteils nicht überschneiden, haben so die Chance, ein europäisches Gegengewicht zum amerikanischen Paymant-Marktführer PayPal aufzubauen.

"Wir freuen uns sehr, mit dem außergewöhnlichen Team der Sofort AG zusammenzuarbeiten", erklärt Sebastian Siemiatkowski, CEO und Mitgründer von Klarna zu der Übernahme. "Gemeinsam haben wir die großartige Chance, unseren Händlern das vertrauenswürdigste Portfolio von Online-Bezahlmethoden anzubieten. So ermöglichen wir Verbrauchern einfacher und sicherer online einzukaufen." Auch Gerrit Seidel, Vorstandsvorsitzender der Sofort AG, ist von dem Potenzialen der Unternehmensfusion überzeugt: "Die Sofort AG und Klarna ergänzen sich sowohl in ihrem Leistungsangebot als auch in ihren Wachstumszielen hervorragend. Zusammen bieten wir Online-Händlern zwei in Deutschland sehr beliebte Zahlarten aus einer Hand und können zudem gemeinsam Produktinnovationen stetig vorantreiben. Ebenso freuen wir uns, unsere Entwicklung als unabhängiges und bankenfreundliches Bezahlverfahren weiter fortzusetzen."

Auf Investorenseite nutzt Reimann Investors die Übernahme zudem zu einer Beteiligung an Klarna. So erklärt Michael Riemenschneider, Vertreter des bisherigen Sofort-Mehrheitsaktionärs Reimann Investors und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Sofort AG: "Wir sind sehr glücklich mit dieser neuen Konstellation, in der Klarna und Sofort zu einem führenden europäischen Akteur mit einer Marktpräsenz in 14 Ländern in Europa werden. Online-Anbieter und Verbraucher werden von der idealen Kombination der beiden Unternehmen gleichermaßen profitieren. Wir sind davon überzeugt, dass die neu entstehende Gruppe das Potential hat, ihre Position im europäischen Markt zu festigen und weiter auszubauen. Aus diesem Grund haben wir entschieden, uns auch an der neu entstehenden Unternehmensgruppe zu beteiligen." (mh)

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