Kleinaktionäre machen Macrotron das Leben schwer

24.04.1998

MÜNCHEN: Die Umwandlung der Macrotron AG in eine GmbH & Co. KG ist ins Stocken geraten. Dafür gesorgt haben die Kleinaktionäre des Distributors, die auf der alljährlichen Hauptversammlung Anfang April auf die Barrikaden gegangen sind.

Es war vermutlich die letzte, dafür aber mit Sicherheit die turbulenteste Hauptversammlung des Münchner Broadline-Distributors: Was anfangs nach einer reinen Formsache aussah, endete nach 14 Stunden mit Tumulten, dem Einsatz der Polizei und einem gewissen Triumph der Kleinaktionäre, die Macrotron den geplanten Rückzug von der Börse so richtig verhageln wollten.

Dabei war eigentlich von vornherein klar, daß die Proteste einzelner Kleinaktionäre, die bereits im Vorfeld der Hauptversammlung bekannt wurden, die Entscheidungen über die Zukunft des Münchner Großhändlers allenfalls verzögern, nicht aber umbiegen konnten: Lediglich zwei Prozent der Stammaktien befinden sich in den Händen von Einzelaktionären, der große Rest ist Eigentum der Tech Data Corp.

Dennoch sorgten genau diese zwei Prozent auf der alljährlich stattfindenden Hauptversammlung für helle Aufregung. Die Hauptgründe: zum einen die drastische Kürzung der Dividende sowie zum anderen der Rückzug von der Börse und damit verbunden die Umwandlung der Aktiengesellschaft in eine Kommanditgesellschaft. Vor allem die nach Meinung von Peter Rosenbaum, Schutzvereinigung für Wertpapiere, "makabre Dividendenkürzung", die Macrotron nach Ansicht einzelner Anteilseigner unter Druck von Tech Data beschlossen habe, stieß durchweg auf Unverständnis. Für Macrotron-Vorstand Michael Kaack jedoch ist dieser Schritt unausweichlich. "Wir müssen die Gewinne, die mit unserem Wachstum verbunden sind, zweckmäßig verwenden und in unsere Infrastruktur investieren. Und ich sehe nicht ein, warum unser Hauptaktionär allein die dafür benötigten Gelder aufbringen soll", begründete er die unpopuläre Maßnahme.

Noch drastischer brachte ein anderer Aktionärssprecher seinen Unmut zu den geplanten Veränderungen der Macrotron AG zum Ausdruck. Die verbliebenen Kleinaktionäre würden seiner Meinung nach "über den Tisch gezogen" und "ausgebootet". Sein Vorwurf an die anwesenden Tech-Data-Macher Steven Raymund, Chairman und Chief Executive Officer, und Gerald Labie, President Tech Data Europe: "Es liegt der Verdacht nahe, daß Sie mit Ihren Kunden und Mitarbeitern genauso umgehen wie mit uns." Zudem zweifele er an der Zweckmäßigkeit des Macrotron-Tech-Data-Verbundes. Dazu Macrotron-Vorstand Kaack: "Die Risiken in der Distribution sind nach wie vor enorm hoch. Uns als Broadliner bleibt daher nicht viel anderes übrig, als die Globalisierung voranzutreiben."

Globalisierung als Überlebenschance für Broadliner

Um die Richtigkeit seiner Worte zu unterstreichen, schob Kaack gleich noch die Umsatzentwicklung der vergangenen Monate nach: Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sei der Umsatz in den ersten fünf Monaten des neuen Geschäftsjahres (1. Oktober 1997 bis 28. Februar 1998) um 33 Prozent auf 1,12 Milliarden Mark gestiegen. Im Geschäftsjahr 1997/98 rechne er für den gesamten Konzern mit Einnahmen in Höhe von 2,6 Milliarden Mark.

An dieser positiven Entwicklung können nun die Kleinaktionäre nicht mehr teilhaben - es sei denn, sie beteiligen sich künftig als Kommanditist an der Tech Data Germany GmbH & Co. KG. Und genauso unbefriedigend, wie diese Aussicht für die Kleinaktionäre sein dürfte, verlief auch für Macrotron die gesamte Hauptversammlung. Zwar konnten alle Abstimmungspunkte gerade noch rechtzeitig kurz vor Mitternacht abgeschlossen werden, doch legten die Kleinaktionäre zu jedem Punkt Widerspruch ein. Die Umwandlung der Macrotron AG in die Tech Data Germany GmbH & Co. KG kann sich damit um unbestimmte Zeit verzögern. (sn)

Macrotron-Vorstandschef Michael Kaack hatte auf der Hauptversammlung alle Hände voll zu tun, die aufgebrachten Kleinaktionäre zu beruhigen.

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