Kleiner Händler - was nun?

28.09.2000

Die IT-Fachhandelskooperation Akcent, mit derzeit über 1.000 Mitgliedern die größte in Deutschland, nimmt einen rigorosen Schnitt vor. Das Ganze läuft unter dem Stichwort Neuausrichtung (siehe Artikel auf Seite 18). Im Mittelpunkt des Richtungswechsels steht ein geändertes Beitragssystem, das 2001 in Kraft tritt. Gerade für kleinere und mittlere Händler bedeutet das eine massive Erhöhung des Mitgliederbetrags.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Auch eine Fachhandelskooperation ist den Zwängen der Profitabilität unterworfen. Akcent-Chef Frank Garrelts bleibt nichts anders übrig: Er will sich mit Hilfe des neuen Beitragsmodells zunehmend in Richtung der umsatzstarken Systemhäuser orientieren und von ihrem Einkaufsvolumen profitieren. Daraus kann man ihm kaum einen Vorwurf machen. Kleinere Händler, die zwar Kosten produzieren, aber nur wenig zum zentralregulierten Umsatz der Kooperation beitragen, werden damit vor die Tür gesetzt.

Ein Vorwurf, den sich Garrelts allerdings gefallen lassen muss, ist, dass der selbst ernannte Robin Hood der deutschen IT-Fachhandelsszene seine Versprechen gerade gegenüber den kleineren Händlern nicht eingehalten hat und auch nicht einhalten konnte. Garrelts hat immer die Fahne für den "Gemeinsam-sind-wir-stark"-Gedanken hochgehalten. Soll heißen: Gerade kleinere Händler können nur im Verbund überleben.

Dieses Versprechen war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Denn auch eine IT-Kooperation mit verbesserten Einkaufskonditionen, Marketing-Unterstützung und gemeinsamen Konzepten zur Auftragsgenerierung ist keine Lebensversicherung für selbständige Unternehmer. Jeder Inhaber mit Verantwortung für Personal und Finanzen unterliegt dem Motto: "Hilf’ dir selbst, sonst hilft dir keiner!" Eine Kooperation kann zwar eine gewisse Unterstützung leisten, aber keine Firma vor der Pleite retten. Im Endeffekt ist jeder auf sich selbst gestellt.

Die offene Frage bleibt: Wohin können sich jetzt, nach dem Akcent-Rauswurf, gerade kleinere oder mittlere Händler wenden? Die Verbundgruppe Connectivity hat bereits angekündigt, dass ihre Türen gerade den kleineren Händlern offen stehen - und zwar kostenfrei. Aber auch hier werden früher oder später betriebswirtschaftliche Zwänge - sprich: die vielzitierte Profitabilität - Denken und Handeln bestimmen. Wer sich selbständig macht oder ist, bleibt nun mal Einzelkämpfer. Eine Kooperation kann zwar bestimmte Alltagsgeschäfte erleichtern, aber sie entscheidet letztendlich nicht über Sein oder Nicht-Sein im Markt. Cornelia Hefer chefer@computerpartner.de

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