KMPG nimmt E-Commerce in Europa unter die Lupe

03.06.1998

LONDON: Das erste europaweite Internet-Einkaufszentrum "e-Christmas" schloß Ende Januar seine Pforten. Die Unternehmensberatung KMPG stellt die Erfahrungen aller daran Beteiligten jetzt in einer Studie vor.Hewlett-Packard, Microsoft und der Paketdienst United Parcel Services (UPS) waren die Hauptsponsoren der Projekts "e-Christmas", das die Erfolgsfaktoren für den elektronischen Handel in Europa ausloten sollte. Von Mitte November bis Ende Januar boten 140 europäische Geschäfte über 1.800 Weihnachtsgeschenke im Netz an. Das virtuelle Einkaufszentrum zog zwar 250.000 Besucher an, von denen sich 14.000 auch registrierten, dennoch war der Umsatz enttäuschend: Nur 500 Transaktionen wurden erfolgreich abgeschlossen. Die Betreiber betonen, daß die Hauptziele auch darin lagen, dem elektronischen Handel hierzulande ein schärferes Profil zu geben und seine Wichtigkeit als eine Handelsform der Zukunft zu verdeutlichen. Außerdem wollten sie beweisen, daß die technologische Basis für einen Ausbau vorhanden ist, Barrieren für E-Commerce in Europa also nicht technischer Natur sind.

Zwar haben die Anbieter wenig verkauft, doch dafür umso mehr gelernt. Die wichtigsten Lektionen laut KMPG sind: Allianzen und Partnerschaften nicht nur zwischen Hersteller und Händler, sondern auch zwischen Händler und Internet-Service-Provider oder Lösungsanbieter sind dringend nötig. Außerdem erfordert der E-Commerce für Europäer andere Strategien wie zum Beispiel für Nordamerikaner, weil auf die Sprachenvielfalt und die noch uneinheitlichen Handelsvorschriften in den einzelnen Ländern der EU geachtet werden muß. So gilt zum Beispiel für deutsche Händler, daß ihre Preise mit Mehrwertsteuer ausgewiesen werden müssen, obwohl zum Beispiel nicht-deutsche Käufer entweder keine oder eine niedrigere Mehrwertsteuer zahlen müssen.

So geht's besser

Die Studie von KMPG (erhältlich unter "http://www.kmpg.co.uk") faßt die gewonnenen Erkenntnisse als "Best Practices"-Leitfaden zusammen. Unter anderem rät das Unternehmen:

- Die Händler müssen ihre Internet-Strategie für sich klar definieren und genau ihre Zielgruppe festlegen.

- Sie sollten die Internet-Service-Provider genau über deren Kapazitäten, Dienstleistungen und über zukünftige Netzwerktechnologien befragen.

- Der eigene Shop sollte vorher auch von "Internet-Laien" getestet werden.

- Dem Käufer sollte die Möglichkeit eingerichtet werden, mit dem Anbieter Kontakt aufzunehmen.

- Wenn eine Übersetzung der Texte angeboten wird, muß sie sorgfältig erfolgen. Eine schlechte Übersetzung schreckt die potentiellen Käufer eher ab.

- Die Produkte müssen im Detail beschrieben sein und durch aussagekräftige Bilder gestützt werden.

Die Käufer nutzten vorwiegend Geschäfte aus dem eigenen Land. Manche bedienten sich des neuen Mediums jedoch ziemlich clever. So bestellte ein Australier zum Beispiel ein Geschenk in einem englischen Shop und ließ es an einen Bekannten in England schicken. Dadurch sparte er sich die Frachtkosten von Australien nach England. (is)

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