Knapp ein Jahr nach dem TI-Deal: Genicom-Chef Fuchs geht von Bord

07.11.1997
MÜNCHEN: Der amerikanische Hersteller von Druckern für industrielle Lösungen meldete für das erste Quartal diesen Jahres einen kräftigen Sprung der Unternehmensgewinne. Der Erwerb der Printer-Division von Texas Instruments vor knapp einem Jahr hat sich offensichtlich ausgezahlt. Doch der starke Dollar und die anhaltend gedämpfte Investionsfreudigkeit in Europa lassen in der deutschen Niederlassung in Bad Soden eher verhaltene Freude aufkommen.Die Übernahme hat sich voll und ganz ausgezahlt", bringt es Klaus Fuchs, Geschäftsführer der Genicom GmbH in Bad Soden, auf den Punkt. Er zieht, knapp ein Jahr nach der Übernahme der Printer-Division von Texas Instruments durch die Amerikaner, eine durchwegs positive Bilanz.

MÜNCHEN: Der amerikanische Hersteller von Druckern für industrielle Lösungen meldete für das erste Quartal diesen Jahres einen kräftigen Sprung der Unternehmensgewinne. Der Erwerb der Printer-Division von Texas Instruments vor knapp einem Jahr hat sich offensichtlich ausgezahlt. Doch der starke Dollar und die anhaltend gedämpfte Investionsfreudigkeit in Europa lassen in der deutschen Niederlassung in Bad Soden eher verhaltene Freude aufkommen.Die Übernahme hat sich voll und ganz ausgezahlt", bringt es Klaus Fuchs, Geschäftsführer der Genicom GmbH in Bad Soden, auf den Punkt. Er zieht, knapp ein Jahr nach der Übernahme der Printer-Division von Texas Instruments durch die Amerikaner, eine durchwegs positive Bilanz.

Doch offensichtlich trifft diese Aussage nur für das erweiterte Produktportfolio, nicht aber für die Erträge der deutschen Niederlassung zu. So auch die Einschätzung eines Insiders, der hinzufügt, daß es hinsichtlich der Vertriebsstrategie zwischen der Europazentrale und der hiesigen Zweigstelle schon seit geraumer Zeit unterschiedliche Auffassungen gibt.

Fuchs war sich über die Zukunft im klaren

Die Folgen blieben nicht aus: Mit Wirkung zum 30. Juni 1997 hat Fuchs den Chefsessel geräumt. Anstatt seiner nimmt Dirk de Waegeneire - aus der Europazentrale kommend - die Zügel in Bad Soden in die Hand. Augenscheinlich ist er sehr damit beschäftigt, der Deutschland-Dependance die neue Marschrichtung vorzugeben, denn zu einer Stellungnahme gegenüber ComputerPartner zu den Vorgängen im Taunus sah sich der Europa-Abgesandte bis Redaktionsschluß jedenfalls nicht in der Lage.

Dabei hatte sich Fuchs die Zukunft für Genicom bereits ausgemalt. Noch kurz bevor er sein Amt niederlegte, schilderte Fuchs gegenüber ComputerPartner die jüngsten Genicom-Aktivitäten und wie er die Übernahme erlebt hat: Zunächst filetierte der Druckerhersteller die TI-Printer-Palette fein säuberlich. Die Desktop-Modelle flogen fast gänzlich aus dem Programm, übrig blieben die Ticket-, Fahrschein- und Etikettendrucker, die dazu beitragen sollen, Genicom mehr Auftrieb im Lösungsgeschäft zu verleihen. Zwar kann das Unternehmen nunmehr zusammen mit den angestammten Produktlinien, den Thermotransfer-Printern und Hochleistungszeilendruckern, mit einem durchgängigen Lösungsangebot aufwarten, doch bekanntlich verkaufen sich derartige Syteme nicht von alleine. "So mußten wir versuchen, in einem ersten Schritt Partner mit TI-Erfahrung für uns zu gewinnen", erklärt der Genicom-Chef. Es sei nunmehr peu ê peu zu einem Austausch bei den Genicom-Partnern gekommen, so Fuchs weiter.

Mehr oder weniger Neuland betraten die Bad Sodener aber nicht nur im Produktbereich, sondern auch die potentielle Klientel rekrutiert sich nunmehr vorwiegend aus anderen Zielmärkten als vor dem Zukauf. Luftfahrtgesellschaften, Reisebüros sowie Cargo- und Frachunternehmen gehören jetzt zu den bevorzugten Weidegründen.

Neue Zielmärkte

Erste Erfolge konnte Fuchs bereits vorweisen. Airlines wie die Lufthansa, SwissAir, FinnAir, AeroFlot oder Iberia orderten bereits Ticketdrucker mit Genicom-Label. Aber die erhofften großen Folgegeschäfte mit Cargo- und Frachtunternehmen sind bisher ausgeblieben. "Es braucht einfach seine Zeit, bis diese Zielgruppe uns und wir wiederum sie kennengelernt haben", erklärt Fuchs.

Über mangelnde Reisetätigkeiten konnte er sich jedenfalls nicht beschweren. Die am häufigsten angesteuerten Ziele seiner geschäftlichen Ausflüge lagen zumeist in den osteuropäischen Ländern. Denn hier sieht der Genicom-Vormann die größten Zukunftsmärkte entstehen. "Was dort Flughäfen gebaut, renoviert oder erweitert werden, ist schier unglaublich", weiß er zu berichten. Man könne deutlich zusehen, wie die gesamte Reise- und Frachtindustrie hier Einzug halten würde, so Fuchs weiter. Doch trotz der für Fuchs deutlich spürbaren Aufbruchstimmung, sah er sich mit denselben Problem wie in Deutschland konfrontiert. Auch dort sind die finanziellen Mittel äußerst knapp bemessen. "Alles wartet auf Gelder von der Weltbank und solange die in Aussicht gestellten Mittel nicht fließen, haben auch wir das Nachsehen", berichtet er weiter.

Harte Bandagen sind gefragt

Zu spüren bekomme das Unternehmen außerdem, daß in der Reise- und Cargo-Industrie mit härteren Bandagen gekämpft wird. So würde beispielsweise Warenpaketversender UPS gegenüber seinen Großkunden und Zulieferanten klare Vorgaben aussprechen. "Die schreiben ganz genau vor, welche Produkte von welchem Hersteller geeignet sind. Das ist wie mit der Einkaufsliste bei Opel. Wer da nicht aufgeführt ist, hat kaum Chancen, daß er zum Zug kommt", beschreibt Fuchs das Szenario. Ähnliches weiß er auch vom Anbieter des Reiseinformations- und -reservierungssystem AMADEUS zu berichten, der seine bereits in einigen westeuropäischen Ländern etablierte Lösung namens "START" jetzt auch den osteuropäischen Reisebüros andient. Auch hier versuchte Fuchs, daß AMADEUS den Betreibern von Reiseagenturen Genicom als Anbieter geeigneter Druckerlösungen empfiehlt.

Trotz der Ungewißheit, in welchem Umfang sich in diesem Markt tatsächlich neue Absatzmöglichkeiten ergeben, zeigte sich der Genicom-Chef mit dem bisherigen Verlauf der Geschäfte zufrieden, wenngleich er auch hier einen Wermutstropfen hinnehmen mußte. "Die Umsätze zeigen deutlich nach oben, aber die Ertragslage ist aufgrund des starken Dollars ziemlich unter Druck geraten", bekennt Fuchs. Daß sich der Deal mit TI für Genicom ausgezahlt hat, will er nicht zuletzt auch an den Zahlen des letzten Quartals festmachen. So gab das amerikanische Mutterhaus für das erste Jahresviertel 1997 einen Umsatzanstieg von 31 Prozent auf 96,4 Millionen Dollar (im Vorjahr 73,6) sowie eine 150prozentige Steigerung des Nettogewinns auf 2,5 Millionen Dollar (im Vorjahr 1,0) bekannt. Welches Scherflein die Aktivitäten der deutschen Niederlassung zu diesem Ergebnis beigetragen haben, verriet Fuchs allerdings nicht. Er will es bei einem knappen Kommentar belassen: "Angesicht der eher widrigen Umstände in Gesamteuropa, liegen wir recht gut im Rennen." Ob das der neue Geschäftsführer de Waegeneire ebenso sieht, darf allerdings bezweifelt werden. Nicht anders ist der plötzliche und überraschende Abgang von Fuchs zu erklären. (cm)

Zur Startseite