Koch geht: "Jetzt hole ich die jungen Leute an Bord"

07.06.2000
Jetzt ist es offiziell. Europachef Hans-Dieter Koch verlässt Compunet. Er wurde gefeuert, munkelt die Branche. "Ich wollte eigentlich schon seit drei Jahren gehen", sagt Koch. Für ComputerPartner nahm er erstmals Stellung zu den Gerüchten.

Hans-Dieter Koch, offiziell Präsident und CEO der GE Capital IT Solutions, - in der IT-Branche allerdings besser bekannt als Chef von Compunet - wird das Unternehmen verlassen.

Die offizielle Stellungnahme

Sein Nachfolger John Oliver hat den Posten bereits zum 1. Juli angetreten. In Deutschland ist der Manager ein unbeschriebenes Blatt. Laut Stellungnahme der GE Compunet Computer AG hat er weitreichende Erfahrungen als Vice President Services im Schwesterunternehmen GE Medical Systems. "Er ist der Mann, der zur richtigen Zeit da war", meint Unternehmenssprecher Harald Lindlar. Unter seiner Leitung habe Medical Systems erfolgreich den Wandel vom Produkt-orientierten Systemanbieter zum Service-Unternehmen vollzogen. Das soll er jetzt in Europa wiederholen. "Es gibt keinen Zweiten im Unternehmen, der besser für diesen Posten geeignet wäre", so Lindlar.

Die Gerüchte

Indessen brodelt die Gerüchteküche: Koch sei gefeuert worden, heißt es. Das amerikanische Mutterhaus General Electric sei mit den Gewinnen unzufrieden. Der geplante Strukturwandel sei gescheitert, und Koch habe dafür büßen müssen. "Das wird auch das Fußvolk einschüchtern", meint ein Mitbewerber. "Wenn man den feuern kann, dann sind auch bald noch andere dran." Intern gehe es bei Compunet ziemlich rund, auch wenn die Geschäfte eigentlich gut liefen, meint der für Systemhäuser zuständige Außendienstmitarbeiter eines Herstellers. "Da werden noch mehr Köpfe rollen", ist sich auch ein Branchenkenner sicher.

Das Statement

"Totaler Blödsinn", meint Lindlar. Die Tatsache, dass Koch bis zum Ende des dritten Quartals noch als Berater bleibe, spreche dafür, dass es kein böses Blut gegeben habe. "Wenn man sich nicht in gegenseitigem Einvernehmen trennt, sieht die Sache anders aus." Auch dass der Strukturwandel nicht funktioniert habe, weist Lindlar von sich: "Die Reorganisation haben wir erst Anfang des Jahres in Angriff genommen. Jetzt schon ein Urteil zu fällen, wäre betriebswirtschaftlicher Blödsinn." Über Ergebnisse könne man sich 2001 unterhalten.

"Alles Quatsch", sagt auch Koch, der sich gegenüber ComputerPartner erstmals selbst zu den Ereignissen äußert. Der Manager bestreitet gefeuert worden zu sein: "Als Compunet verkauft wurde, habe ich schon durchblicken lassen, dass ich ausscheiden möchte - sobald ein Nachfolger gefunden ist. Einige von uns hatten zudem die vertragliche Verpflichtung, noch drei Jahre zu bleiben. Für mich war es auch eine moralische."

Besonders geärgert habe er sich über Berichte, denen zufolge er erst vor einigen Wochen von seinem Posten als Vorstandssprecher der GE Compunet Computer AG zum Präsidenten von GE Capital IT Solution Europe "weggelobt" worden sei. Den Posten als Präsident habe er nämlich schon seit über drei Jahren. Die Aufgabe als Vorstandssprecher habe er im Mai freiwillig an Johannes Meier abgetreten: "Ich habe ihn sogar zwei Jahre lang dafür aufgebaut." Meier sei sein Wunschkandidat für Deutschland gewesen, man habe aber noch einen passenden Nachfolger für die europäischen Aufgaben gesucht.

Der sei mit John Oliver gefunden worden. "In dem Moment hat es wenig Sinn, mit einer Entscheidung noch zu warten", meint Koch. "Da ist man in der Position, dass man selber lieber gehen möchte. Schauen sie sich Clinton an, der hat auch nur noch repräsentative Pflichten." Natürlich sehe er das mit einem lachenden und einem weinenden Auge: "Ich bin 47 Jahre alt, war zehn Jahre dabei, habe das Unternehmen vom kleinen bis hin zu vielleicht einem der größten der Welt begleitet. Es war auch eine intellektuelle Herausforderung zu sehen, wie ein Unternehmen mit 400.000 Mitarbeitern eigentlich funktioniert." Seit Jahren spiele er mit dem Gedanken, und jetzt sei auch der richtige Zeitpunkt gekommen, um zu gehen, meint Koch: "Ich war immer dafür bekannt, junge Talente zu suchen und zu fördern. Und was ich für andere propagiere, muss auch für mich gelten: Jetzt hole ich die jungen Leute an Bord." Ob er der IT-Branche erhalten bleibt, weiß Koch selber noch nicht. Er werde sich erst mal einen "Lebenstraum" erfüllen, sagt Koch. In den letzten zehn Jahren habe er nie länger als 2,5 Wochen Urlaub gehabt, er werde jetzt mal vier bis fünf Monate Pause machen. "Es gibt Leute, die sagen, das sei langweilig, aber das glaube ich nicht." (mf)

www.compunet.de

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