Kommentar

04.03.1998

Nicht nur mit schnelleren Prozessoren und integrierten DVD-Laufwerken kommt die neue Generation der tragbaren Rechner daher, nein, auch in Sachen Displays warten einige Anbieter mit Neuigkeiten auf. So wagt sich beispielsweise IBM mit dem ThinkPad 770, das mit einem 14,1 Zoll großen TFT-Bildschirm glänzen will, in neue Display-Regionen vor. Big Blue, wie auch einige andere Anbieter überschreiten damit den offensichtlich vom Markt favorisierten Formfaktor: Nicht größer als ein DIN-A4-Blatt darf der tragbare Rechner sein, schließlich soll der portable PC auch in die Arbeitstasche beziehungsweise den Aktenkoffer passen. Trotzdem bleiben die Versuche nicht aus, auszuloten, was der Markt verkraftet. Einige Hersteller rühmen sich bereits, Notebooks mit einem 15zölligen Display vorweisen zu können. "Es wird immer einen Markt für High-end-Notebooks geben. Egal, was kommt, es gibt immer eine Nachfrage hierfür", lautet denn auch unisono die rechtfertigende Botschaft dieser Anbieter. Seltsam nur, daß selbige Produzenten noch im letzten Jahr den übergroßen Notebooks keine Chancen geben wollten. Alles Marketing? Ein Ablenkungsmanöver gar?Dem Druck unterlegen, den Markt stets mit neuen Innovationen zu überraschen, zwingt sie offensichtlich, mit derartigen portablen Boliden aufzuwarten. Schneller, größer - und manchmal auch billiger - heißen die Überlebensfaktoren dieser Branche. Sagt man zumindest über sie. Doch der Schuß kann auch nach hinten losgehen. Und das wäre nicht das erste Mal. Lange genug hat sich die Gilde der Notebook-Produzenten angestrengt, den Kunden leichtere, sprich: tragbare Lösungen, anbieten zu können. Selbst High-Tech-Materialien, die sonst nur Michael Schumacher in seinem Sportgerät vorfindet, kommen mitunter zum Einsatz.

So mancher potentielle Kunde hat auf die vielfach beschworene, in der heutigen Zeit schier unverzichtbare Mobilität (wie man ihm zumindest weismachen will) bisher verzichtet, weil ihm der Laptop eben noch immer als Schlepptop vorkommt. Jetzt will man ihm die zusätzlichen Pfunde der Notebook-Jumbos ausgerechnet mit dem ausgelutschten Begriff "Multimedia" schmackhaft machen. Schließlich könne er jetzt, so ist von den Anbietern zu hören, endlich "so eine richtige Multimedia-Präsentation" mit seinem Multimedia-Notebook zum besten geben. Ein wahrhaft schwerwiegendes Argument!

*Christian Meyer

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