Kommentar

14.10.1999

Wieso behaupten immer alle, daß sich Äpfel nicht mit Birnen vergleichen lassen? Das ist unverständlich, denn sie lassen sich natürlich sehr wohl vergleichen, zum Beispiel was den Vitamingehalt betrifft, die Kalorien, den Absatz beim Verbraucher, den Preis fürs Kilo und so weiter.Genauso wie sich Äpfel mit Birnen vergleichen lassen, läßt sich auch der Automobilhandel mit dem Computerhandel vergleichen. Und da sorgte jetzt eine Studie der Fachhochschule Gelsenkirchen für Schlagzeilen, nach der sich die Zahl der Automobilhändler in Deutschland in den kommenden acht Jahren von derzeit rund 23.000 auf nur noch 11.000 Betriebe mehr als halbieren wird. Derzeit verkauft jedes Autohaus durchschnittlich 162 Neuwagen im Jahr, bei einer Nettoumsatzrendite von weniger als einem Prozent auf Dauer zu wenig, um überleben zu können. In den USA, wo es genauso viele Kfz-Händler wie hierzulande gibt, verkauft jeder Betrieb mehr als viermal so viele Autos wie seine deutschen Kollegen, nämlich durchschnittlich 707 Stück im Jahr. Und noch eine Zahl ist wichtig: In Deutschland liegt der "Installationsbestand" von Autos bei mehr als 50 Millionen Stück.

Die Gründe für das Händlersterben in der Kfz-Branche liegen nach Angaben der Gelsenkirchener Studie erstens in den längeren Wartungsintervallen moderner Autos - also weniger Dienstleistungsgeschäft (Inspektionen). Zweitens erwarten die Verfasser der Studie, daß Autos in den kommenden Jahren verstärkt übers Internet bestellt werden. Und drittens sorgt der zunehmende Preisdruck in der Europäischen Union dafür, daß die Margen noch weiter erodieren werden.

Vergleicht man nun die Lage des Automobilhandels mit der des PC-Handels, läßt sich folgendes Bild zeichnen. Die Anzahl der PC-Händler ist in etwa auf dem Niveau der Kfz-Händler. Der PC-Installationsbestand bewegt sich irgendwo bei 20 bis 25 Millionen Einheiten, also etwa bei der Hälfte des Automobilbestandes. Allerdings holt die Computerbranche auf. Der PC-Handel verkauft mit sechs bis sieben Millionen Einheiten etwa doppelt so viele PCs wie der Kfz-Handel Autos.

Viele PC-Händler - insbesondere diejenigen mit Fokus auf dem Privatkundengeschäft - schlagen sich zum großen Teil mit denselben Problemen wie die Automobilhändler herum: unbefriedigende Ertragslage, Schwierigkeiten beim Dienstleistungsverkauf, zunehmender Preisdruck, Vertrieb übers Internet (und zusätzlich auch noch zunehmender Wettbewerb durch Großflächenvermarkter und branchenfremde Vertriebskanäle).

Die gute Nachricht für die PC-Händler: Das Händlersterben findet in den nächsten Jahren nicht statt. Zumindest nicht in dem Ausmaß wie bei den Kollegen von nebenan, die Autos verkaufen. Erst wenn die Zuwachsraten beim Absatz verflachen und eine ähnlich hohe PC-Sättigungsrate erreicht ist wie bei den Autos, wird die Marktbereinigung eintreten. Dann aber mit Macht.

Der PC-Händler, der nicht zu den Verlierern zählen will, muß schon heute die Weichen in die richtige Richtung stellen. Fragt sich nur: in welche? Dazu einige Ideen an dieser Stelle in der nächsten Ausgabe von ComputerPartner.

Damian Sicking

dsicking@computerpartner.de

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