Kommentar/

30.09.1999

Minolta, der Kopiererhersteller, kauft QMS, den Druckerhersteller. Kyocera, der Druckerhersteller, kauft Mita, den Kopiererhersteller. Und jetzt kauft Xerox, der Kopiererhersteller, die Druckersparte von Tektronix. Keine Frage, der Drucker-/Kopierermarkt befindet sich im Umbruch.Der wesentliche Grund für diese Entwicklung liegt darin: Wenn die Produkte verschmelzen und aus einem herkömmlichen Kopierer ein digitales Ausgabemedium wird, dann muß das auch Auswirkungen haben auf die Herstellerwelt. Der analoge Kopierer erlebt derzeit das Schicksal, das die Schreibmaschine bereits hinter sich hat. Er stirbt aus. Er wird verdrängt von den digitalen Ausgabesystemen, die einen höheren Leistungsumfang bieten. Genauso wie der PC den Schreibmaschinen den Garaus gemacht hat, entzieht die Digitalisierung den analogen Kopierern die Lebensgrundlage. Das geschieht nicht von jetzt auf gleich, aber der Prozeß ist eingeläutet, und er wird an Geschwindigkeit zunehmen.

Deshalb wird es in Zukunft auch keine Kopiererhersteller mehr geben. Es wird auch keine Druckerhersteller mehr geben. Es wird nur noch solche Hersteller geben, die Produkte zur Dokumentenverarbeitung herstellen. Digitale Systeme, die sich als Kopierer, Drucker und Scanner einsetzen lassen. Die traditionellen Kopiererhersteller wie Minolta und Xerox haben mit der Akquisition von QMS beziehungsweise Tektronix nicht nur Know-how hinzugekauft, sondern auch den Zugang zu den entsprechenden Vertriebskanälen. Denn viele der traditionellen Kopiererhändler tun sich noch immer schwer damit, sich auf die Veränderung in Richtung Digitalisierung einzustellen. Und die Anstrengungen der Kopiererindustrie, mit den IT-Systemhäusern ins Geschäft zu kommen, waren bisher nur teilweise von Erfolg gekrönt.

Xerox ist das beste Beispiel. Seit Jahren rasseln die Amerikaner mit den Säbeln und versuchen mit markigen Drohungen, vor allem Hewlett-Packard Angst einzujagen. Doch Meister sind die Amerikaner und ihre deutschen Statthalter bisher nur im inflationären Gebrauch der Wörter "wir wollen", "wir werden" und "wir möchten". Eine wirkliche Größe im Druckermarkt ist Xerox bisher nicht. Mit der Technologie von Tektronix vor allem im Farbdruckerbereich und dem Zugang zu den Vertriebskanälen kann sich dies ändern.

Auf der anderen Seite sind die Kopiererhersteller wegen ihrer zahlreichen Stellplätze draußen im Feld für die Druckerhersteller interessant. Daher war die Übernahme von Mita durch Kyocera eine strategisch gute Entscheidung - zumal der angeschlagene japanische Kopiererhersteller günstig zu haben war.

Die Verschmelzung der traditionellen Kopierertechnik mit der Druckertechnik wirft die Frage nach der Zukunft derjenigen Hersteller auf, die dieser Entwicklung nicht Rechnung tragen. Auf seiten der Druckerhersteller betrifft dies vor allem die Unternehmen Epson, Lexmark und Oki. Auch HP muß sich mit dieser Frage befassen. Wer jetzt nicht die Weichen in die richtige Richtung stellt, läuft Gefahr, morgen auf dem Abstellgleis zu stehen. Weitere Verschmelzungen von Drucker- und Kopiererherstellern sind zu erwarten.

Damian Sicking

dsicking@computerpartner.de

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