Kommentar

29.07.1999

Handheld-Computer, Personal Digital Assistants (PDAs), Organizer, Kommunikatoren oder wie auch immer die kleinen elektronischen Begleiter heißen, die sich momentan am Markt tummeln, sie alle dienen einem Zweck (außer natürlich den Herstellern möglichst kräftig Umsatz in die Kassen zu spülen): Die Minis sollen dem PC-Anwender das Leben erleichtern und ihm auch unterwegs einen möglichst umfangreichen Zugriff auf seine Daten ermöglichen. Doch wie sooft in der IT-Industrie klaffen Wunschvorstellung und Realität mal wieder weit auseinander.Beispiel 1: Als ich gestern versuchte, wie an jedem Morgen, meinen Handheld-PC mit dem Bürocomputer per Seriell-Kabel zu synchronisieren, erschien unvermittelt eine Fehlermeldung auf dem Bildschirm, daß der Handheld nicht erkannt wurde. Erst nach intensivem Studium der Systemeinstellungen fand ich heraus, daß das Gerät nach dem normalen Wechsel der Hauptbatterien die Einstellungen selbständig auf Infrarot- statt Kabelübertragung zurückgesetzt hatte.

Beispiel 2: Einem meiner Bekannten gelingt es seit kurzem nicht mehr, seine Daten zwischen PC und PDA zu synchronisieren, nachdem sein Unternehmen eine Modifikation am im Unternehmen einheitlich eingesetzten MS Outlook vorgenommen hat - er darf seine Termine jetzt immer doppelt auf seinem PC und dem mobilen Gerät eintragen. Eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht.

Diese Beispielkette ließe sich beliebig fortsetzen und zeigt eines ganz deutlich: Die mobilen Assistenten sind noch meilenweit davon entfernt, sich mit dem Begriff "anwenderfreundlich" schmücken zu dürfen. Von für den Laien kaum zu bewerkstelligenden Anwendungen wie das Mobiltelefon mit dem Handheld zu verknüpfen, um

E-Mails zu empfangen, will ich gar nicht erst reden.

Alle Welt spricht von der Notwendigkeit für Easy-PCs. Die Praxis zeigt jedoch, daß der Trend weiterhin zu immer leistungsfähigeren und damit komplizierteren Geräten geht. So können Sie mit Ihrem Mini-PC in Taschenrechnergröße inzwischen ganze Videoclips in Farbe abspielen, ihn als Walkman mit CD-Qualität nutzen oder ihn als Diktiergerät mißbrauchen. Mal abgesehen davon, daß dann nach spätestens zwei Stunden Schluß ist mit lustig, weil der Akku leer ist, wird der Standardanwender diese Funktionen nie nutzen. Er weiß entweder gar nichts von deren Vorhandensein oder falls doch, wird ihn die Bedienung schlicht überfordern.

Neue Softwareentwicklungen wie etwa Java-Unterstützung eröffnen zwar eine Vielzahl neuer Anwendungen auf den Geräten, ob dadurch jedoch auch die Bedienungsfreundlichkeit gesteigert wird, möchte ich stark in Frage stellen. Zudem lebt Java vom Download, die Nutzer möchten für einen reibungslosen Betrieb jedoch nicht dauernd zum Netzzugang gezwungen werden.

Illusorisch ist außerdem anzunehmen, daß sich der Kunde für Windows CE gegen ein anderes Betriebssystem wie Epoc 32 und Palm OS oder umgekehrt entscheiden wird. Ihm wird es letztendlich egal sein, wie die Anwendung heißt, die sein Gerät antreibt - Hauptsache sie erfüllt die gewünschte Aufgabe und der Formfaktor des Produktes spricht den Kunden an.

Speziell bei der größten Zielgruppe für Handheld-Computer, den Unternehmen, lautet die große Herausforderung für das nächste Jahrtausend, die Geräte in vertikalen Lösungen so einfach, zuverlässig und sicher wie möglich in eine Firmenstruktur einzubinden. Der Hersteller, der diese Aufgabe als Erster zufriedenstellend löst, wird die Nase vorn haben.

Andreas Klett

aklett@computerpartner.de

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