Kommentar: Beim Thema "Meistertitel" geht ein Riß durch die Branche

24.10.1997
Wer glaubt, daß die PC-Branche beim Thema "Meistertitel für PC-Assemblierer" mit einer Zunge spricht, kennt den Markt nicht. In Wahrheit geht ein tiefer Riß durch die Branche. Die Positionen reichen von der Aussage, daß es zu viele und vor allem zu viele unqualifizierte Händler gebe und diesem Wildwuchs entgegengetreten werden müsse, bis zu dem Statement, daß ein Meistertitel einem Berufsverbot gleich komme. (Die gegensätzlichen Einstellungen kommen auch in den Stellungnahmen von PC-Händlerin Susanne Jelinek sowie des ehemaligen Miro-Vorstandssprechers Georg Rybing auf den Seiten 8 und 10 dieser Ausgabe zum Ausdruck.)Auch auf dem Actebis-Fachandelskongreß vor zwei Wochen auf Mallorca wurde heftig und kontrovers über dieses Thema diskutiert. Dabei standen die Anhänger der Meinung, man müsse dringend Instrumente und eventuell auch Kontrollinstanzen schaffen, um den Wildwuchs an der Basis einzudämmen, zumindest lautstärkemäßig im Vordergrund. Ihr Hauptargument: Der unkontrollierte und an keine Voraussetzungen gebundene Marktzugang ist die wesentliche Ursache für die Preisschlachten an der Verkaufsfront, die unqualifizierte Betreuung der Kunden sowie der Grund für das schlechte Image des PC-Handels in der Öffentlichkeit.

Wer glaubt, daß die PC-Branche beim Thema "Meistertitel für PC-Assemblierer" mit einer Zunge spricht, kennt den Markt nicht. In Wahrheit geht ein tiefer Riß durch die Branche. Die Positionen reichen von der Aussage, daß es zu viele und vor allem zu viele unqualifizierte Händler gebe und diesem Wildwuchs entgegengetreten werden müsse, bis zu dem Statement, daß ein Meistertitel einem Berufsverbot gleich komme. (Die gegensätzlichen Einstellungen kommen auch in den Stellungnahmen von PC-Händlerin Susanne Jelinek sowie des ehemaligen Miro-Vorstandssprechers Georg Rybing auf den Seiten 8 und 10 dieser Ausgabe zum Ausdruck.)Auch auf dem Actebis-Fachandelskongreß vor zwei Wochen auf Mallorca wurde heftig und kontrovers über dieses Thema diskutiert. Dabei standen die Anhänger der Meinung, man müsse dringend Instrumente und eventuell auch Kontrollinstanzen schaffen, um den Wildwuchs an der Basis einzudämmen, zumindest lautstärkemäßig im Vordergrund. Ihr Hauptargument: Der unkontrollierte und an keine Voraussetzungen gebundene Marktzugang ist die wesentliche Ursache für die Preisschlachten an der Verkaufsfront, die unqualifizierte Betreuung der Kunden sowie der Grund für das schlechte Image des PC-Handels in der Öffentlichkeit.

Verständlich, daß die Befürworter dirigistischer Maßnahmen vor allem aus den Reihen derjenigen Händler stammen, die von dem möglichen Bannstrahl des Gesetzgebers nicht betroffen zu sein glauben. Dies ist ein Ruf, darauf machte Actebis-Chef Ulrich Puhrsch aufmerksam, nach Protektionismus, und ob dies der richtige Weg sei, sei doch sehr die Frage.

Es ist schon erstaunlich, daß dieselben Personen, die sich sonst lautstark über staatlichen Bürokratismus und überbordenden Regulierungswahn beschweren, plötzlich laut nach dem Staat rufen. Das kann doch wohl nicht die Lösung sein. Wenn die Branche ein Qualifizierungsproblem im Handelsbereich oder wo auch immer hat, dann sollte sie doch wohl in der Lage sein, es selbst, also von innen heraus, zu lösen.

Das freilich ist leichter gesagt als getan. Vermutlich wäre nur ein einziger Marktteilnehmer in der Lage, aufgrund seiner dominierenden Stellung in dieser Richtung etwas zu bewegen: Microsoft! Nur derjenige Händler, der in regelmäßigen Abständen noch zu definierende Fähigkeitsnachweise erbringt, darf Microsoft-Produkte erwerben. Ob dies ein gangbarer Weg und auch ein wünschenswerter Weg wäre, muß freilich diskutiert werden.

Die Grundsatzentscheidung aber lautet: Will ich Marktwirtschaft und freies Unternehmertum, oder will ich Bürokratie und Protektionismus? Wenn ich mich für das freie Unternehmertum entscheide, dann ist ein gewisser Wildwuchs, dann sind auch die berühmten schwarzen Schafe der Preis, den ich für diese Freiheit nun einmal zu zahlen habe.

Die Entscheidung für freies Unternehmertum ist natürlich eine Entscheidung für Wettbewerb. Das heißt: Der Bessere gewinnt. Damit liegt das eigene Schicksal und der unternehmerische Erfolg oder Mißerfolg in der eigenen Hand. Und ist nicht dies der ausschlaggebende Grund, weshalb viele sich für das Unternehmertum und gegen ein Anstellungsverhältnis entschieden haben?

Daß es noch immer Händler gibt, die offenkundig Probleme damit haben, wie sie Wettbewerb für sich gewinnbringend nutzbar machen können, wurde ebenfalls auf dem Actebis-Kongreß auf Mallorca deutlich. So beschwerte sich ein Aachener Händler darüber, daß er bei einem Kunden von einem Studenten ausgebootet worden sei, der sein Bafög mit dem Verkauf von PCs aufbessere und den Auftrag damit gewonnen habe, das Netzwerk umsonst zu installieren, wenn der Kunde nur die PCs bezahle. Solche unprofessionellen "Nebenerwerbshändler", schimpfte der Aachener, hätten in der Branche nichts verloren, und man müsse ihnen den Marktzugang versperren. Auf die Anregung, den verlorenen Kunden zum Beispiel zwei Monate später nach seiner Zufriedenheit zu fragen und für den Fall der Fälle Hilfe anzubieten, entgegnete der Händler: "Diesen Kunden will ich gar nicht haben." Fragt sich, ob dies die Einstellung eines Unternehmers ist.

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