KOMMENTAR: Das Klima für Software-Entwickler wird zunehmend frostiger

15.03.1996
Das Schlimmste vorneweg, damit es vom Tisch ist: Deutschlands kleine und mittelgroßen Softwarehäuser sterben weg wie die Fliegen. Nach einer Untersuchung der Eschborner Unternehmensberatung Diebold Deutschland GmbH ist ihr Anteil am inländischen Gesamtmarkt in den letzten fünf Jahren von 67 auf 49 Prozent geschrumpft.Das derzeitige eiskalte markt-, wirtschafts- und finanzpolitische Klima bietet den Kleinsten der Branche kaum noch Entfaltungsmöglichkeiten. Die finanzkräftigen Softwareriesen mampfen alles in sich hinein, was ihnen in die Quere kommt. Denn sie haben erkannt, daß man - wie es die Hardwarewelt schon lange praktiziert - weitaus günstiger fährt, die für die eigenen Produkte notwendigen Softwaretechnologien einzukaufen, statt die hauseigenen Programmierabteilungen weiter aufzublasen. Willkommener Nebeneffekt: Die Ausschaltung potentieller Nebenbuhler.

Das Schlimmste vorneweg, damit es vom Tisch ist: Deutschlands kleine und mittelgroßen Softwarehäuser sterben weg wie die Fliegen. Nach einer Untersuchung der Eschborner Unternehmensberatung Diebold Deutschland GmbH ist ihr Anteil am inländischen Gesamtmarkt in den letzten fünf Jahren von 67 auf 49 Prozent geschrumpft.Das derzeitige eiskalte markt-, wirtschafts- und finanzpolitische Klima bietet den Kleinsten der Branche kaum noch Entfaltungsmöglichkeiten. Die finanzkräftigen Softwareriesen mampfen alles in sich hinein, was ihnen in die Quere kommt. Denn sie haben erkannt, daß man - wie es die Hardwarewelt schon lange praktiziert - weitaus günstiger fährt, die für die eigenen Produkte notwendigen Softwaretechnologien einzukaufen, statt die hauseigenen Programmierabteilungen weiter aufzublasen. Willkommener Nebeneffekt: Die Ausschaltung potentieller Nebenbuhler.

Auch die Hersteller der harten Ware verschärfen die Situation. Unternehmen wie HP, SNI oder Sun gebären mehr Softwarelösungen denn je.

Ein dritter wesentlicher Grund für die überproportional hohe Sterberate ist die nach wie vor restriktive Investitionspolitik der Banken. Softwareentwickler tragen ihre Kapital nunmal im Kopf spazieren, und es ist nicht jedermanns Ding, den Kreditanstalten die von der Verwandschaft geerbte Häuserzeile als Faustpfand zu hinterlassen, um ein Darlehen zu erbetteln. Während die Beteiligung von privaten Risikokapitalgesellschaften in den USA eine selbstverständliche Alternative zur Unternehmensfinanzierung sind, bleibt diese Form der geldlichen Absicherung in Deutschland auch weiterhin eher die Ausnahme.

Daß böse Zungen das Dahinschwinden der Mini-Microsofts als natürliche Marktbereinigung schönreden wollen und den gebeutelten Firmen Mängel in Sachen Marketing, Vertrieb, Unternehmensführung und Öffentlichkeitsarbeit anhängen, mag im Ausnahmsfall zutreffen. Tatsache ist jedoch, daß deutsche Software-Werkstätten, bei geeigneten Rahmenbedingungen, sehr wohl in der Lage sind, Spitzensoftware made in Germany zu fabrizieren, die EDV-Historie hat's hinlänglich bewiesen.

Doch das ganze Gejammer nutzt nichts und auch ein ganzer Sack voller Ideen, was man mit C++ in die Arbeitsspeicher der Rechner meißeln könnte, helfen da nicht weiter. Überlebensstrategien sind gefragt. Soll ich mich in meiner Marktnische festkrallen und darauf hoffen, daß mich die Großen nicht plattmachen?

Ganz davon abgesehen, daß es durchaus ein strategisches Ziel sein kann, daß jemand vom Kaliber Bill Gates die eigenhändig mühevoll aufgepäppelte Lösung in sein Gesamtwerk integriert, gewinnt für deutsche Softwarehäuser das Thema "Kooperationen und Allianzen", ja selbst die allzu oft verspöttelte Unternehmung "Netzwerkverbund", immer mehr an Bedeutung.

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