KOMMENTAR: Der Name des Kochs spielt keine Rolle - kochen muß er können

05.09.1997
Es gibt derzeit zwei Fragen, die die Branche in bezug auf den Consumer-Markt beschäftigen: 1. Was muß getan werden, um den PC zu einem echten Massenprodukt zu machen?2. Wo wird der private Anwender in Zukunft seinen PC kaufen?

Es gibt derzeit zwei Fragen, die die Branche in bezug auf den Consumer-Markt beschäftigen: 1. Was muß getan werden, um den PC zu einem echten Massenprodukt zu machen?2. Wo wird der private Anwender in Zukunft seinen PC kaufen?

Die erste Frage ist relativ einfach zu beantworten. Um ein

Massenpublikum anzusprechen, muß der PC zwei Voraussetzungen erfüllen: Er muß

- ein zumindest latent vorhandenes Bedürfnis befriedigen (zum Beispiel das nach Unterhaltung),

- so einfach in der Bedienung sein wie ein Fernseher.

Beide Voraussetzungen sind derzeit nicht erfüllt. Der PC ist trotz aller Fortschritte in bezug auf einfache Bedienung nach wie vor ein sehr kompliziertes Gerät. Und solange zum Beispiel die Installation einer Spiele-CD mit soviel Frusterlebnissen verbunden ist, wie dies heute noch vielfach der Fall ist, greift der Anwender sicherlich eher nach Spielekonsolen von Sony, Sega und Nintendo (die auch noch erheblich preiswerter sind).

Entertainment ist das Haupteinsatzgebiet des PCs im Privathaushalt. Entertainment aber heißt Spiele. Entertainment heißt - zumindest derzeit noch nicht - auf keinen Fall Internet. Das mag sich irgendwann einmal ändern oder auch nicht. Tatsache ist jedenfalls, daß gegenwärtig keine Impulse für eine stärkere Nachfrage der privaten Verbraucher nach PCs zu erkennen sind.

Völlig illusorisch ist sicher auch die Hoffnung, daß eine vermehrte Zahl von PC-Verkaufsstellen den Absatz erhöhen könnte. Wenn sich jetzt die UE-Fachhändler verstärkt diesem Thema zuwenden, dann nicht aus dem Grund, daß sie glauben, in einen explodierenden Markt zu investieren. Ruefach-Chef Dr. Karl-Bernhard Hillen sagt es ohne Schönfärberei: "Wir befinden uns in einem Verdrängungswettbewerb." Sicherlich hätte er seinen Mitgliedern eine andere, bessere Perspektive geboten. Aber welche? Der Einstieg des UE-Fachhandels in die PC-Vermarktung erfolgt nur aus einem einzigen Grund: aus dem Mangel an Alternativen.

Welche Chancen haben die UE-Fachhändler in diesem für sie neuen Marktsegment? Auch diese Frage ist leicht zu beantworten: Die Chancen sind nicht größer, aber auch nicht kleiner als für jeden anderen Neueinsteiger. Denn wo kauft der Anwender seinen PC? Klarer Fall: Er trägt sein Geld zu demjenigen Händler, bei dem er sich am besten aufgehoben fühlt und bei dem er das Gefühl hat, die beste Leistung für sein Geld zu erhalten.

Das ist das einzige, was den Kunden interessiert. Ob es sich

dabei um einen PC-Shop handelt, um einen UE-Fachhändler, um einen Media-Markt oder um eine Tschibo- oder Aldi-Filiale, ist ihm völlig schnuppe. Das einzige Kriterium lautet: Wo bekomme ich die größte Leistung für mein Geld. Und damit ist ausdrücklich nicht nur der Preis des Gerätes gemeint.

Die Frage, ob der PC-Fachhandel Angst vor einem neuen Wettbewerber mit Namen UE-Fachhandel haben muß, ist daher mit einem klaren Nein zu beantworten. Der UE-Fachhandel hat keine "systemimmanenten" Vorteile gegenüber dem PC-Fachhandel. Die UE-Händler kochen auch nur mit Wasser. Aber genauso wahr ist: Jeder einzelne PC-Fachhändler muß Angst davor haben, daß ein neuer Wettbewerber in seinem individuellen Einzugsgebiet auftaucht, der den Anwendern mehr für ihr Geld bietet als er selbst. Und der daher erfolgreicher am Markt operiert als er. Ob es sich bei diesem Wettberber um einen PC- oder um einen UE-Fachhändler handelt, spielt keine Rolle. Die einzige Frage ist: Wer ist besser?

Damian Sicking

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