KOMMENTAR: Hugs Vision und die Rolle des PC-Fachhandels

09.06.1996
Auf der CeBIT Home wagte IBM-Deutschland-Chef Edmund Hug einen ganz weiten Blick in die Zukunft. "Langfristig gehen wir im PC-Markt von einer Verbreitung wie bei Fernsehgeräten aus, also knapp unter 100 Prozent", erklärte der IBM-Optimist. Auf ein Datum, wann diese Prognose Wirklichkeit werden wird, wollte sich Hug wohlweislich nicht festlegen.Man mag diese Einschätzung des IBM-Chefs teilen oder auch nicht. Sicher ist jedenfalls folgendes: Damit diese Vision oder der Traum von Hug Wirklichkeit wird, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein.

Auf der CeBIT Home wagte IBM-Deutschland-Chef Edmund Hug einen ganz weiten Blick in die Zukunft. "Langfristig gehen wir im PC-Markt von einer Verbreitung wie bei Fernsehgeräten aus, also knapp unter 100 Prozent", erklärte der IBM-Optimist. Auf ein Datum, wann diese Prognose Wirklichkeit werden wird, wollte sich Hug wohlweislich nicht festlegen.Man mag diese Einschätzung des IBM-Chefs teilen oder auch nicht. Sicher ist jedenfalls folgendes: Damit diese Vision oder der Traum von Hug Wirklichkeit wird, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein.

1. Der PC muß uns genauso gut unterhalten wie ein Fernseher oder unsere Wäsche genauso weiß waschen wie eine Waschmaschine oder unsere Bratkartoffeln genauso knusprig braten wie ein Herd. Soll heißen: Nur wenn der PC ein echtes und allgegenwärtiges Bedürfnis befriedigt, wird er in mehr deutschen Haushalten ein Zuhause finden als heute.

2. Er muß ebenso einfach zu bedienen sein wie ein Fernseher, eine Waschmaschine oder ein Herd.

Wenn man einmal annimmt, daß der Traum von Hug Wirklichkeit werden wird, dann stellt sich die Frage: Wer macht das Geschäft? Über wen geht der warme Geldregen nieder? Wo werden die Haushaltsvorstände ihren Familien-PC kaufen?

Sicher ist: Wenn der PC wirklich eines Tages ein echter Mitnahmeartikel sein sollte (und zwar auch für Onkel Hermann, der beim Rasenmähen immer über das Elektrokabel fährt), dann wird sich dadurch die Vermarktungslandschaft nachhaltig verändern.

Daß die Großflächenvermarkter im PC-Vertrieb ihren Marktanteil gegenüber dem klassischen Fachhandel ausbauen werden, steht so fest wie das Amen in der Kirche. Und zwar vor allem in Ballungszentren.

Das bedeutet aber nicht das Aus für den lokalen PC-Fachhandel. Genauso wie es heute den lokalen Rundfunkfachhandel gibt, wird es auch in Zukunft den lokalen PC-Fachhandel geben. Aber es wird ihn nur unter den Bedingungen des Rundfunkfachhandels geben. Das heißt vor allem:

1. Ohne Zugehörigkeit zu einer starken Kooperation läuft nichts. Einzelkämpfer werden aussterben.

2. Um dauerhaft erfolgreich zu sein, braucht der PC-Fachhandel dem Kunden gegenüber auch den gleichen Auftritt wie der Rundfunkfachhandel. Wenn man heute den Einrichtungsstandard der meisten PC-Ladengeschäfte mit dem des Rundfunkfachhandels vergleicht, sieht man, wo die Unterschiede liegen.

Zusammenfassend bedeutet dies: Der PC-Fachhandel muß, wenn er die zweifellos vorhandenen Zukunftschancen nutzen will, sehr schnell erwachsen werden. Auch wer den Home-Markt adressiert, muß professionell auftreten. Amateure werden in der nächsten Runde ausgezählt. Damian Sicking

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