KOMMENTAR: Jetzt entscheiden die Händler über Apple

21.03.1997
1500 Mitarbeiter mußten 1996 bei Apple gehen. Jetzt werden weitere 4.100 Apple-Mitarbeiter entlassen. Das Unternehmen kämpft um sein Überleben. Sanierer unter Anleitung von Applepräsident Gilbert Amelio haben es durchforstet. Sie deckten auf, daß zum Beispiel eine Reihe von Entscheidungen, etwa die Lizensierung des MacOS-Betriebssystems, vor Jahren nicht getroffen wurden. Aber die dafür verantwortlichen Manager sind bereits gegangen. Geblieben sind Tausende von Mitarbeitern. Sie werkelten für ein Unternehmen, das am Markt immer weniger ankam. Daß sie jetzt die Kündigung erhalten, ist die späte Konsequenz der Managemententscheidungen. Dafür werden die Mitarbeiter bestraft. Nur sie.Soviel zu dem sozialen Aspekt des Apple-Dramas.

1500 Mitarbeiter mußten 1996 bei Apple gehen. Jetzt werden weitere 4.100 Apple-Mitarbeiter entlassen. Das Unternehmen kämpft um sein Überleben. Sanierer unter Anleitung von Applepräsident Gilbert Amelio haben es durchforstet. Sie deckten auf, daß zum Beispiel eine Reihe von Entscheidungen, etwa die Lizensierung des MacOS-Betriebssystems, vor Jahren nicht getroffen wurden. Aber die dafür verantwortlichen Manager sind bereits gegangen. Geblieben sind Tausende von Mitarbeitern. Sie werkelten für ein Unternehmen, das am Markt immer weniger ankam. Daß sie jetzt die Kündigung erhalten, ist die späte Konsequenz der Managemententscheidungen. Dafür werden die Mitarbeiter bestraft. Nur sie.Soviel zu dem sozialen Aspekt des Apple-Dramas.

Der zweite Aspekt des Dramas ist: Wie reagieren die Händler, die trotz der ins zweite Jahr gehenden Krise mit der Hard- und Software aus Cupertino Geschäfte machen

wollen? Auf der Produktseite sieht es derzeit für sie düster aus.

Eine Handvoll PowerMac-Rechner, ein Server und Notebooks für den Publishing- und Bildungsmarkt.

Dazu eine Software, die gegenüber der Windowskonkurrenz kaum noch überlegen ist, und laut Apple-Fahrplan im nächsten Jahr ersetzt werden soll. Eine insgesamt glänzende Ausgangssituation gegenüber investitionswilligen Kunden!

Das heißt, der Händler steht derzeit mit seiner Apple-Zusage und seinem Wissen buchstäblich im Regen. Und das angesichts des deutlichen Marktsignals: Wechsle in den "Wintel"-Markt über. Dort stehen die Kunden Schlange vor den unternehmensentscheidenden Servern und Workstations, garniert mit Netzwerk- und Internetsoftware. Und wenn der Kunde für den Privatgebrauch dazu noch etwas wünscht? Auch dann muß ihn der Apple-Händler weiterschicken. Denn Apple hat auch die Performarechner aus dem Programm genommen.

So nimmt eine Konsequenz für Apple Gestalt an, die derzeit offensichtlich noch niemand in Cupertino oder in Ismaning bedacht hat. Nämlich, daß derzeit die Apple-händler darüber entscheiden, ob es Apple bis Ende 1998 noch gibt. Denn erst Ende 1998 soll das neue Betriebssystem "Rhapsody" das Licht der Welt erblicken und sogleich die Regale der Apple-händler im freudigen Licht der plattformübergreifenden Software-Verheißung erstrahlen lassen und den also Redmonter Feind aus dem Sattel heben.

Bis dahin aber müssen die Apple-händler der schrumpfenden Mannschaft um Apple-Chef Amelio treu bleiben. Sollten sie sich anders entscheiden, gibt es Apple nicht mehr. Trotz der vielbeschworenen Applegemeinde.

Da es so ist, liegt als Konsequenz nahe, daß Apple jetzt seine Händler hofiert. Beispielsweise dadurch, daß die restriktiven Bedingungen in Sachen Mac-Clones - kein Apple-Systemhaus darf zugleich Apple-rechner und Mac-Clones anbieten - auf den Müllhaufen der Partnerprogramme wandern.

Im Gegenteil: Apple muß seinen Händlern die Bedingungen für eine Zusammenarbeit erleichtern. Denn es geht jetzt wie gesagt darum, daß Apple bis Ende 1998 Marktpräsenz zeigt, obwohl es dem IT-Händler wenig zu bieten hat. Tut Apple das, kann es vielleicht überleben.

Wolfgang Leierseder

Zur Startseite